Laila Gohar ist ein Star der internationalen Food-Szene, Köchin, Künstlerin und Influencerin (@lailacooks) mit eigenem Agenten und namhaften Kunden. Mit Mette Hay verbindet sie eine gegenseitige Bewunderung, die dazu führte, dass die aus Kairo stammende Künstlerin und die Kopenhagener Art Direktorin von HAY nun gemeinsam eine wunderbar entspannte Kollektion herausgebracht haben: Sobremesa.
Sobremesa – Laila Gohar X HAY
In den letzten Jahren sind Gohars kulinarische Collagen zu festen Bestandteilen von Modepartys, Galerieeröffnungen und internationalen Veranstaltungen wie dem Salone del Mobile in Mailand geworden, wo sie sowohl Snack als auch Spektakel bieten. Viele ihrer Arbeiten – ein Schwan aus Artischockenblättern, ein Seil aus geflochtenem Mozzarella von der Länge eines Banketttisches, eine einzelne Rose in einem durchsichtigen Fisch aus Champagnergelatine – sind so fesselnd, dass man nicht sofort weiß, wie oder ob man sie essen soll.
Stilsichere Tischkultur zum Ins-Gespräch-Kommen
Bei ihr treffen Kunst und Kulinarik auf völlig neue Art und Weise zusammen. Das inspiriert nicht nur ihre normalsterblichen Follower auf Instagram, sondern auch andere Kreative rund um den Globus. So wie Metta Hay, die die in New York lebende Köchin für eine Kollaboration mit HAY an Bord holte, die mit scheinbar simplen „Zutaten“ eine erstaunlich bodenständige und zugleich humorvolle Kollektion hervorgebracht hat. Sobremesa heißt die neue Kollektion, die sich, wie sollte es auch anders sein, rund um Tischkultur dreht. Sobremesa ist der spanische Begriff für die Tradition, Momente nach dem Essen entspannt und genussvoll in Gesellschaft zu verbringen.
Dieser Moment entspricht dabei vollkommen ihrer Philosophie: “Restaurants sind eigentlich dazu da, dass man sich wohlfühlt”, sagte Gohar kürzlich im Interview mit dem New Yorker. Man geht hinein, wird begrüßt, die Leute sind nett zu einem. Aber in Galerien oder auf Modeschauen ist das oft nicht der Fall, dort “lauert man einfach nur, und wenn ich meine Arbeit in solche Räume bringe, wirkt das wie ein sofortiger Eisbrecher.“ Die Gäste fangen an, miteinander zu reden und zu fragen: Was ist das? Kann ich das essen?
“Das Essen ist mir sehr wichtig”, so Gohar. “Aber das ist nicht der Punkt.“ Viel eher sieht sie sich als Künstlerin und Vermittlerin zwischen Essen und Kunst und Menschen. Momente des Staunens und der Überraschung zu schaffen ist ihr Ziel. “Gerade bei Trompe-l’oeil habe ich das Gefühl, dass es magisch ist”. Laila Gohar schafft mit ihren Kreationen lukullische Gesprächsanregungen, durch die sich Menschen Räumen und einander öffnen oder zumindest annähern können. Ihr Medium der Wahl sind Nahrungsmittel – Essen von seiner schönsten und vielleicht auch absurdesten Seite.
Der ausgezeichnete Geschmack der Laila Gohar
Laila Gohars unkonventionelle Herangehensweise an das Kochen und Essen liegt vielleicht auch darin begründet, dass beides in ihrem Elternhaus keinen besonderen Stellenwert genoss. Der Vater kochte nur gelegentlich, wenn auch durchaus experimentierfreudig, und für ihre Mutter verstand essen wohl eher als Überlebenstaktik denn als Genuss. Und so brachte Laila sich das Kochen in ihrem zuhause in Kairo im alter von ca. 10 Jahren selbst bei – mit einem Kochbuch für Kinder, herausgegeben von der UN.
Während ihres Studiums an der University of Florida, Miami, jobbte sie in Restaurantküchen und als Assistentin eines örtlichen Künstlers. Sie begann, in seinem Atelier Mittagessen zu kochen, und die Mahlzeiten zogen bald andere Künstler und Freunde aus der Nachbarschaft an. Gohar hörte damit jedoch schlagartig auf, als ein Reporter über die Zusammenkünfte berichten wollte. Sie fühlte sich einfach unwohl bei der Aussicht, weil sie es nicht um der Profilierung willen getan hatte.
Nach ihrem Umzug nach New York gründete Laila Gohar hier ihr eigenes Catering-Unternehmen und zog erste Kunden in der Magazin- und Modebranche an Land. Parallel dazu entwickelten sich die ersten Social Media Plattformen. Und während in der Hochglanzwelt der Mode und Magazine vor allem Perfektion zählten, hing der Erfolg auf Instagram vor allem von Authentizität ab. Gohar verlagerte in der Zeit den Schwerpunkt ihrer eigenen Arbeit – weg vom klassischen Catering hinzu mehr experimentellen Ideen rund um Essen und Ästhetik.
Und das kommt an, denn plötzlich zücken die Gäste auf den von ihr gecaterten Events ganz von selbst die Smartphones, um ihre Türme aus Marshmallows, exzentrischen Geleekreationen oder gezuckerte-Früchte-Installationen zu fotografieren. Mit diesen reizvollen, ungewöhnlichen, neuartige Food-Experimenten ist Laila Gohar berühmt geworden.
Sobremesa – Charmant-entspanntes für den Tisch
Ihre gemeinsame Kollektion mit HAY wirkt dagegen recht einfach und bodenständig, schlicht, schön und überraschend traditionell. Und es steckt sichtbar viel Humor und noch mehr Handarbeit in der Sobremesa Kollektion, denn alle Stücke werden von Hand gefertigt. Zur Kollektion gehört farbenfrohes Geschirr wie Servierschalen aus Porzellan in verschiedenen Größen und Farbtönen, eine handbemalte Steingutvase, ein Krug, eine Keksdose und einen Bohnentopf. Zudem gibt es wunderschön bestickte Tischwäsche aus nachhaltigem Leinen, deren Motive beim Betrachten sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubern – Fine Dining, aber ganz entspannt und unter Freunden.
Für Laila Gohar fühlen sich die handgemachten Produkte durchaus demokratisch an. Sie wollte eine Kollektion kreieren, welche die Menschen tagtäglich benutzen können und auch wollen. So passt ihre Sobremesa Kollektion auch perfekt zu Servietten oder Geschirrteilen, die man von der Großmutter geerbt hat. Laila Gohar fällt die Idee des Mischens, denn so bekommt man die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Stücken eine eigene visuelle Geschichte zu kreieren.
Die Kollaboration mit HAY und der gemeinsamen Sobremesa Kollektion ist übrigens nicht Gohars erster Ausflug in die bunte Welt der Küchenaccessoires. Mit Gohar World hat sie mit ihrer jüngeren Schwester Nadia eine eigene Marke etabliert, die verschnörkelte und leicht fantastische Haushaltswaren vertreibt.
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