Jasper Morrison im VitraHaus
Am Abend durch die Stadt spazieren, im Vorbeigehen durch die beleuchteten Fenster gucken und dabei einen Blick in fremder Leute Wohnung werfen – wer tut das nicht auch ab und zu mal?! Der britische Designer Jasper Morrison hat das so ähnlich für Vitra gemacht und im VitraHaus die Wohnwelt eines fiktiven Menschen erschaffen. Er durfte also das machen, was wir auch ganz gerne tun würden: sich en detail überlegen, wie ein völlig Fremder wohnt und lebt. Wie ein Schriftsteller sich seine Romanfigur ersinnt, so hat auch Jasper Morrison sich eine Hintergrundgeschichte für den imaginären Bewohner geschaffen.
„Dies ist das Apartment von Allard Pierson, einem abstrakten Künstler, der seine Skulpturen nicht ausstellt, weil niemand mehr an abstrakter Kunst interessiert ist. Also lebt er mit ihnen zu Hause und lädt gelegentlich Leute zum Abendessen ein, um ihnen seine neuen Werke zu zeigen.“
Auf den 150 Quadratmetern der Ausstellungsfläche für die Installation hat Morrison sowohl seine eigenen „supernormalen“ Produkte verwendet, als auch die Entwürfe anderer Designer, um das Zuhause des Charakters Allard Pierson zu schaffen. Hier trifft sein Soft Modular Sofa auf das Alcove Sofa in Senfgelb von Ronan & Erwan Bouroullec, sein HAL Table auf den von Hans Coray entworfenen Landi Stuhl.
Ein eher zufällige Farbkonzept
Besonders auffällig ist das Farbkonzept, welches sich durch die Installation zieht. Die Entwürfe Morrisons bewegen sich auf einem eher dezenten Farbspektrum mit gedämpften Farben irgendwo zwischen Weiß und Grau, während die Produkte anderer Designer in starken Farbtönen die Szenerie visuell beleben. Geplant war das laut Jasper Morrison nicht, viel eher ein Zufall, der eine angenehme Stimmung schafft. Durch diesen Kniff schafft er eine gute farbliche Balance, die weder „too much“ noch zu langweilig ist.
Gezeigt wird auf Level 1 des VitraHaus eine ausgedehnte Wohnfläche, die aufgeteilt ist in einen Studio-/Atelierbereich und den Wohn- und Essbereich. Auf demselben Level des fünfstöckigen Gebäudes ist noch eine weitere Installation zu finden: dort hat die Französische Designerin Dorothée Meilichzon die Wohn- und Arbeitswelt der ebenfalls fiktiven Figur Charly aufgebaut. Wer wissen will, wie sich Produktdesigner die Lebenswelten moderner Menschen imaginieren, dem ist ein Besuch im VitraHaus auf dem Vitra Campus nur wärmstens ans Herz zu legen.
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