Natürlich und puristisch: Die neue Sachlichkeit aka Wabi-Sabi
Ordnung ist das halbe Leben, heißt es. Und doch schleicht sich das kreative Chaos selbst in den besten Familien immer mal wieder ein. Aber es gibt nicht nur praktische Möglichkeiten, der Unordnung Herr zu werden. Es gibt sogar Einrichtungsstile, die dagegen helfen. Ganz vorne mit dabei: der natürliche Purismus – oder Wabi-Sabi, wie der Wohnstil auch heißt. Er ist mit seinen klaren Strukturen, organischen Materialien und zurückhaltenden Farben so etwas wie der natürliche Feind des Wohnungschaos. Die Einrichtung ist auf das Wesentliche reduziert und Ihre einzige ernstzunehmende Bedrohung ist, das dürfte Niemanden überraschen: das spielfreudige Kind. Aber Kinder tun der ausgewogenen Schönheit Wabi-Sabi, so natürlich und puristisch sie auch ist, gut, denn sie hauchen dem Ganzen eine eigene Lebendigkeit ein.
Der Zauber des Weglassens
Der Purist ist ein Mensch, der mit wenigen Dingen lebt und dem Menschen mehr Raum einräumt. Die Ausstattung ist eher sparsam, aber deshalb nicht unbedingt nüchtern und leer. Natürliche Materialien, allen voran unbehandeltes Holz und Naturtextilien wie Wolle und Leinen, sorgen für Wärme und nehmen dem Raum die Nüchternheit. Die Reduktion bezieht sich auf die Anzahl der Dinge und in gewisser Weise auch auf den Herstellungsprozess der Wohngegenstände und Möbel, nicht aber auf die Funktionalität. Alles soll so naturbelassen wie möglich sein – so natürlich und puristisch wie eben möglich. Hochglanzoberflächen, Kunststoff und Co. werden nach Möglichkeit weggelassen oder unsichtbar verstaut. Das Schöne an hochwertigen und langlebigen Naturmaterialien ist ja, dass sie in Würde altern. Mit der Zeit setzen viele eine Patina an und zeigen Gebrauchsspuren, die zusätzlichen Charme verleihen.
Leise Räume mit Charakter
Wer vermutet, dass die Reduzierung auf das Wesentliche fehlenden Charakter der Räume zur Folge hat, der irrt. Kein Stück zu viel, aber auch keines zu wenig, dazu sanfte Naturtöne und klare, teilweise organische Formen – das hat durchaus seinen Reiz. Die Einrichtung ist weniger „laut“, dafür aber lässt es sich hier gut zur Ruhe kommen. Vielmehr flüstert ein puristischer Raum.
Wem es nach Perfektion und Geradlinigkeit dürstet, für den ist der natürliche Purismus a la Wabi-Sabi allerdings wohl eher nichts. Zwar führt die reduzierte Einrichtung zwangsläufig dazu, dass weniger Dinge rumliegen, Kante auf Kante liegt hier aber dennoch nichts. Dafür sorgen allein schon die organischen Formen im Raum und in den Objekten. Körbe und Kisten sorgen auch hier für schnelle, gelebte Ordnung. Und auf Stauraum muss auch niemand verzichten. Sideboards und Regale mit reduziertem Design bieten Platz für alles Wesentliche.
Hygge, Wabi-Sabi, Lagom – Gemütlichkeit hat viele Namen
Apropos wesentlich, natürlich und puristisch geht es auch bei der Lichtgestaltung zu. Natürliches Licht darf und soll so gut wie möglich ausgenutzt werden. Dezente Lichtquellen sorgen mit Einbruch der Dämmerung anschließend für eine angenehme Stimmung. Oberste Regel ist hierbei, organisch geformte Lichtquellen in den Raum einzufügen. Klare Formen, sanfte Rundungen und matte Materialien eigenen sich da besonders. Unser Tipp sind Leuchten aus Holz, die ein warmes Licht abgeben. Aber auch Lichtquellen mit Porzellan- oder Glasschirm passen gut. Bei Wabi-Sabi steht Gemütlichkeit ganz oben auf der Prioritätenliste. Das darf man der Einrichtung auch anmerken. Grobe Materialien und weiche Oberflächen dürfen ausdrücklich miteinander kombiniert werden. Es ist das Spiel mit verschiedenen Texturen, dass einem puristischen Zuhause die Nüchternheit nimmt und die Wohnlichkeit einziehen lässt. Ein Mix aus unterschiedlichen Naturmaterialien funktioniert am besten.
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