Bauhaus und Tecta
Wie relevant ist das Bauhaus heute? Das ist im Jubiläumsjahr der Schule eine der zentralen Fragen. Vor 100 Jahren wurde es von Walter Gropius gegründet und läutete subsekutiv die Moderne ein. Landauf, landab widmen Ausstellungen, Vortragsreihen und Veranstaltungen der Bewegung im Jahr 2019 viel Aufmerksamkeit. Das Bauhaus wird gefeiert. Das war aber nicht immer so. In den vergangenen Jahrzehnten wurden nicht wenige Künstler und Entwürfe der Bauhausschule fast vergessen.
Für das Design der Moderne ist das Bauhaus essentiell. Es gab und gibt nach wie vor wichtige Impulse in der Gestaltung. Modernes Möbeldesign beginnt gar erst mit ihm. Die Idee, formschönes, bezahlbares Design in Serie, nein, sogar für die Masse herzustellen, einen demokratischen Zugang zu Design zu ermöglichen, ist ein Prinzip des Bauhaus‘. Es waren schon immer nur einige wenige Unternehmen, die sich den Entwürfen der Bauhaus Künstler annahmen. Tecta hat sich auf vermeintlich in Vergessenheit geratene Möbelentwürfe fokussiert und bringt diese als hochwertige Nachbauten. Und nicht nur das: Im Jubiläumsjahr zeigt das niedersächsische Familienunternehmenaus Lauenförde, wie das Bauhaus neu gedacht aussehen kann.
20. trifft auf 21. Jahrhundert
Aufgabe und Selbstanspruch von Tecta sind die Erhaltung und Überprüfung der besten Ideen und Entwürfe der Moderne, so wie sie am Bauhaus in Weimar oder Dessau entstanden sind. Aber die Lauenförder sind auch getrieben, sie weiterzudenken, zu verbessern und anzupassen. Seit über vier Jahrzehnten setzt sich Tecta aktiv mit dem formgeberischen Erbe der Gestaltungslehre auseinander und kennt die Entwürfe dementsprechend gut. Natürlich sind die zum Teil 100 Jahre alten Entwürfe nicht vor Problemen gefeit. Aber wenn man ein Problem erkannt und verstanden hat, kann man es lösen und weiterentwickeln – das ist Evolution. Neue Materialien und innovative Techniken spielen ihnen dabei in die Hände.
Produziert werden die Nachbauten der Designentwürfe in der eigenen Manufaktur in Lauenförde. Tecta wird bereits in der vierten Generation von der gleichen Familie geführt und ist mit ca. 40 Mitarbeitern vergleichsweise klein. Christian Drescher und sein Onkel Axel Bruchhäuser sind nicht nur die Geschäftsführer, sie sind von ihren modernen Klassikern überzeugt. Allerdings ganz ohne viel Gewese und Brimborium, sondern auf die zurückhaltende, norddeutsche Art. Und warum auch, die Bauhausklassiker sprechen für sich. Und wer noch weiterer Überzeugungsarbeit bedarf, der schaue sich die Produktionsstätte an. Jedes Möbel wird hier in Handarbeit gefertigt – umweht vom Odeur gehobelter Spähne, gegerbtem Leder und dem Esprit der Bauhaus-Granden.
Nah am Original und am Puls der Zeit
Zeichnungen und Originaldokumente rund um die Entstehung der Möbel sind für Tecta von enormer Wichtigkeit. Deshalb arbeitet das Unternehmen auch eng mit dem Bauhausarchiv zusammen. Die Holz-, und Metallwerkstatt und die Polsterei arbeiten eng miteinander und mit Designern, um die Möbel des Bauhaus entsprechend ihrer Ursprungsidee zu fertigen – und das Ganze mit höchster Qualität. So entstehen Produkte, die sehr lange halten. Und es entstehen Neuinterpretationen gefeierter Klassiker, die 100-jährigem Design eine neue Relevanz verleihen.
Klassiker wie den Weißenhof Stuhl kennen Bauhaus Fans mit Sicherheit. Auch den fertigt man bei Tecta. Spannender aber sind aber vielleicht die Designs, die nicht so häufig auftauchen. Der Bauhaus-Klapptisch etwa ist eine ungewöhnliche Interpretation eines Klapptisches. Seine Tischfläche wird durch Aufklappen nicht verdoppelt, sondern vervierfacht. Und die Bauhaus-Wiege kennt man vielleicht aus der Sammlung des Bauhausarchivs. Tecta stellt das außergewöhnliche Möbel heute wieder her, welches die Farb- und Formlehre der Bewegung repräsentiert wie kaum ein anderes Objekt. Überhaupt hält das Sortiment von Tecta ein paar Überraschungen bereit.
Die selbsterklärte Aufgabe von Tecta ist es, den Lebenszyklus guter Modelle zu verlängern, in gesellschaftlicher wie ökologischer Hinsicht. So steht jedes Möbelstück von Tecta für einen zentralen Gedanken: Für zeitlose Modelle ist es nie zu früh oder spät – sie besitzen unvergänglichen Charakter.
Bauhaus Nowhaus
So schön die Vergangenheit auch sein kann, der Blick nach vorn ist unverzichtbar. Rund 30 originalgetreue und lizenzierte Nachbauten machen Tecta zum größten Hersteller von original Bauhaus Modellen. Es zählen darüberhinaus noch viele weitere Möbel zum Sortiment, die im Geiste des Bauhaus entworfen wurden. Diese Tradition lässt man bei Tecta nicht aus den Augen, aber die Moderne endete ja nicht mit dem Bauhaus. Sie reicht bis in die Gegenwart. Deshalb steht man neuen Designs, Ideen und Sonderwünschen offen gegenüber. Für die Bauhaus Nowhaus Serie wurde unter anderem das Direktoren-Sofa bzw. -Sessel von Walter Gropius mit bunten Stoffen bezogen. Und auch der ikonische Faltsessel von Marcel Breuer bekam eine neue Bespannung. Die Initiative zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass die Konzepte, Ideen und Möbel der Bauhaus-Ära auch heute noch so faszinierend und funktional wie vor hundert Jahren sind. Nicht zuletzt deshalb ist Tecta eines unserer Labels we Love.
Bildquelle: TECTA
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