Am letzten Tag unserer Mailand-Reise zog es uns wie die Motten zum Licht zur Euroluce. Die alternierend mit der Eurocucina im Rahmen des Salone del Mobile stattfindende Messe rund um das Thema Leuchten wartete mit der geballten Ladung Neuheiten auf. Anders als Beispielweise auf der Light + Building in Frankfurt präsentieren sich auf der Euroluce 2019 vor allem Designaffine Hersteller. Innovative Technologien stehen nicht im Mittelpunkt, dafür spannende Designs und Neuheiten bekannter und weniger bekannter Designer.
Unterwegs auf der Euroluce 2019
In insgesamt vier Hallen auf dem Messegelände in Rho versammelt sich so ziemlich alles, was in der Welt des Leuchtendesigns Rang und Namen hat. Große Marken wie Flos, Foscarini und Occhio sind dabei, aber auch kleinere Hersteller wie Brokis und Pulpo bekommen hier ihren Platz. Flos und Louis Poulsen, seit einiger Zeit gemeinsam mit B&B Italia zur Design Holding gehörend, zeigten den Großteil ihrer Klassiker und Neuheiten auf dem Salone del Mobile. Beeindruckend und ein kleines bisschen nervend war der innovative als auch interaktive Gang auf dem Messestand, der durch Berührung kleine Animationen rund um die Leuchten von Louis Poulsen und ein lautes „Pling“ abspielte. Auf der Messe lancierte das dänische Label die OE Quasi Leuchte, die vom Künstler Ólafur Eliasson designt wurde. Ansonsten standen vor allem die Klassiker im Fokus.
Flos begeistert mit zahlreichen Neuheiten
Für mehr Begeisterung (zumindest bei uns), sorgten die Neuheiten bei Flos. Die Designerin Patricia Urquiola entwarf die kompakte Wandleuchte Flauta, die in ihrer Form stark an Maglite Taschenlampen erinnern – jedoch weitaus eleganter wirkt. Als inspiration aber diente wohl eher die namensgebende Flöte. Viel Raum gab man am Stand von Flos auch der spektakulären WireLine Leuchte von Formafantasma. An Gummibändern hängende Leuchtstoffröhren sahen noch nie so schön aus. Und direkt nebendran hing das Leuchtensystem Belt von Ronan und Erwan Bouroullec von der Decke. Der Entwurf der beiden Designer besteht aus LED-Modulen, die mit Leder umhüllt und an Schnallen fixiert sind. Das mag martialisch klingen, ist im Ergebnis jedoch sehr cool.
Anschnallen bitte!
Gurte waren Designmerkmal, dass uns auch am Stand von Vibia wiederbegegnete. Der Hersteller präsentierte in einladend-warmes Atmosphäre das eigene architektonische Verständnis der Marke und seiner Leuchten. Die Leuchtenkollektion PLUSMINUS von Stefan Diez blieb uns besonders positiv in Erinnerung. Auch hier sind die Leuchtkörper an Gurten befestigt. Das Besondere: der Kupferdraht für die Stromversorgung wird direkt in den Textilgürtel eingewebt. Ein tolles Lichtobjekt, das außergewöhnliches Design mit innovativer Technik verbindet.
Bei Pulpo hängen Trauben von der Decke
Für uns ging die Euroluce 2019 am Stand von Pulpo weiter. Sebastian Herkner war in Mailand quasi omnipräsent. Auch bei Pulpo duften seine Designs nicht fehle. Die Grape Leuchten, die uns auch schon auf dem imm Cologne angesprochen hatten, wurden um eine Deckenleuchte erweitert, die Stellar Grape. Und auch die Tischleuchte Kumo, die no-made für Pulpo entworfen hatte, erntete viel Wohlwollen. Die Kombination aus farbigem Rauchglas und einem Sockel aus Sandstein ist wirklich gelungen.
Feingeistige Leuchten auf der Euroluce 2019
Nemo war ein weiteres Label, dass wir und auf der Euroluce 2019 nicht entgehen lassen konnten. Die Leuchten des italienischen Labels setzten ganz besondere Akzente, besonders durch eine Neuauflage den Le Corbusier Leuchten La Roche und Parliament. Nemo bringt La Roche jetzt in der ursprünglich angedachten Proportion und Leichtigkeit zurück. Und auch bei der Funktionalität orientiert man sich am Originalentwurf. Eigens für das Label entworfen wurde hingegen die Leuchte Bird von Bernhard Osann. Sie kann kurzerhand auf jede Oberfläche und Kante gestellt werden, ohne umzufallen. Das Leuchtmittel ist in das dünne, ausbalancierte Gestell eingelassen und scheint dabei erfolgreich die Gesetze der Schwerkraft auszuhebeln.
Understatement vom Leuchten-Big-Player
Foscarini ist eines der bekanntesten italienischen Labels im Bereich Leuchten und durfte schon allein deshalb auf der Euroluce 2019 nicht fehlen. An dem großzügig dimensionierten Stand zeigten die Italiener ihre Erfolgsmodelle und Neuheiten Seite an Seite. Zu jedem Lichtobjekt fand sich außerdem die jeweilige Inspiration. Die schlichte Beep Wandleuchte ist besonders gelungen. Die um 360° drehbare Beep Leuchte überzeugt durch starke visuelle und atmosphärische Ausstrahlung, da das ausgestrahlte Licht an Wand und Decke reflektiert und dadurch sanfter wird. Ein schlichtes Produkt mit exzeptioneller Wirkung.
The Future is kabellos
Die meisten Leuchten sind noch immer über fixe Leitungen und Kabel mit dem Stromkreislauf verbunden. Doch immer häufiger begegnen uns flexible Lichtobjekte, die nicht ortsgebunden sind. Das Hamburger Unternehmen Tobias Grau ist gerade dabei, mit seinen modernen Designs und cleverer Technologie eines der wegweisenden Labels für kabellose Leuchten zu werden. In minimalistisch designter Umgebung bekommt die Stehleuchte PARROT ihren großen Auftritt. Ihr höhenverstellbarer Körper und der schwenkbare Leuchtenkopf sind inspiriert von Giacomettis Walking Men. Da muss man erstmal draufkommen, dann aber vergisst man es nichtmehr. Offensichtlicher ist die gestalterische Vorlage bei der tragbaren SALT&PEPPER.
Was uns sonst noch auffiel:
Sticks und Kugelleuchten gab es viele zu sehen, nur wenige davon aber waren wirklich interessant. Es gibt, wie bei Möbeln auch, Leuchtentrends. Occhio scheint mit seiner Ringleuchte Mito einen Nerv getroffen zu haben, denn ähnliche Leuchten fanden sich auf der Euroluce 2019 zu Hauf. Unserer Meinung nach aber geht nichts über das Original.
Nicht unerwähnt lassen wollen wir auch DCW Éditions, die mit ihrem Farbkonzept am Stand die Entwicklung hin zu mehr Farbe aufgriffen und zeigten, wie wunderbar ihre Leuchten in eine Welt jenseits von Monochromie und kühler Lässigkeit passen.
Das war es dann auch von uns für dieses Jahr aus Mailand. Das Messejahr macht nun erst einmal wieder Pause, bevor es im Spätsommer und Herbst in Paris wieder weitergeht.
Ciao Milano, es war uns wie immer ein Vergnügen. Bis zum nächsten Jahr!
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