Vom Daybed zur Mohairdecke, vom Outdoorstuhl bis zum Glas mit Goldverzierung und Bauteilen für Autos, was hat das Amsterdamer Design Duo Scholten & Baijings eigentlich noch nicht erfolgreich designt? Das umtriebige Team besteht aus Stefan Scholten und Carole Baijings. Er Jahrgang 1972, sie zwei Jahre jünger. Er studierte Design an der renommierten Design Academy Eindhoven, sie ist Design Autodidaktin und kommt aus der Werbebranche. So unterschiedlich das Paar auf den ersten Blick auch scheinen mag, zusammen kreieren sie in sich stimmige, spannende und nützliche Alltagsgegenstände, die vor Farbe absolut keine Angst haben.
Zwei Niederländer, ein Erfolgsduo
Die beiden niederländischen Designer lernten sich, wie das häufiger vorkommt, bei der Arbeit kennen. Heute sind sie ein Paar, geschäftlich gleichberechtigte Partner und zusammen eines der interessantesten Designstudios derzeit. Im Jahr 2000 gründet sie gemeinsam das Studio Scholten & Baijings. Als studierter Designer geht Stefan Scholten konzeptionell, fast akademisch an viele Projekte heran. Carole Baijings bringt das Intuitive in den Designprozess hinein. Während ihr Partner verkopft an ihren Entwürfen immer weiter feilen würde, weiß sie, wann ein Produkt fertig designt ist. Zusammen meistert das Design Duo Scholten & Baijings die Kreation farbenfroher Gebrauchsgegenstände, die absolut alltagstauglich, aber alles andere als gewöhnlich sind.
Das Markenzeichen von Scholten & Baijings
In ihren Arbeiten dreht sich alles um Farben und Strukturen und Muster. Sie lieben es augenscheinlich, geometrische Formen und grafische Muster mit Natürlichem, synthetische Materialien mit organischen zu kombinieren. Es ist diese Mischung, aus der völlig neue Ideen und Produkte entstehen können. Die Natur dient kontinuierlich als Inspirationsquelle, insbesondere in Bezug auf die für das Design Duo Scholten & Baijings so typischen Farben. Farbverläufe in Kombination mit geometrischen Mustern sind quasi ihr Markenzeichen. Den Auch wenn sie vorher schon andere Alltagsgegenstände entwarfen, kam der Durchbruch eben gerade mit einem vermeintlich schnöden Küchenhandtuch, das sie wirkungsvoll ins 21. Jahrhundert beförderten. Aus dem ersten Bestseller für das dänische Label wuchs eine fruchtbare Zusammenarbeit heran, die über Textilien hinausreicht.
Neonpink als Lebensgefühl
Das Colour Plaid mit seiner Mischung aus lauten Neonfarben und zarten Pastelltönen entstand eher zufällig. Das Design Duo Scholten & Baijings orderte verschiedene Stoffbahnen für das Projekt, die aber einzeln alle irgendwie nicht gefielen. Für eine Party in ihrem damaligen Apartment wurden diese dann auf das Bett gelegt, um eine weitere Sitzmöglichkeit zu schaffen. Die Kombination der Farben begeisterte viele der Partygäste, die dann auch gleich so eine Decke haben wollten. So entstand das Farbkonzept für den Verkaufsschlager. In einem Interview mit der ZEITmagazin wurden die beiden Designer einmal gefragt, welche Farbe ihre Zusammenarbeit am ehesten beschreiben würde. Die Antwort: Neonpink. Wen wundert es da, dass eben dieser Ton sich so oft in ihren Entwürfen widerfinden lässt.
Leise Farben und dezente Muster
Farben und grafische Muster haben sie beiden Niederländer berühmt gemacht. Sie können aber auch leisere Töne anschlagen. Die Paper Porcelain Vase ist eine zarte, zerbrechliche graue Schönheit. Der Prototyp der Vase wurde aus Pappe gefertigt. Der resultierende Look überzeugt die Designer und Partner HAY so, dass auch das fertige Produkt die Farbe festen Pappkartons trägt. Das Material dafür fanden sie in der traditionellen japanischen Porzellanherstellung. Und auch die Struktur der Vasen zeigt deutliche Spuren der Evolution des Produktes – vom gefalteten Karton zur feinen Vase.
Für Karimoku New Standard haben sie mit der Colour Kollektion außerdem eine Serie geschaffen, die ihre Arbeitsweise auf gekonnte Weise mit der Unaufdringlichkeit des japanischen Herstellers kombiniert. Farbe und grafische Muster werden dezent aber deutlich erkennbar eingesetzt. Ein umlaufendes Band in Neonpink hier, ein Streifenmuster in irisierendem Blau hier.
Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatem verschwimmen
Völlig harmonisch läuft die Zusammenarbeit des Paares nicht immer ab. Sie arbeiten und leben zusammen, da ist es unvermeidbar, dass es gelegentlich zu Unstimmigkeiten kommt. Im Studio arbeiten sie mit einem Team zusammen. Wenn die beiden Designer über ein Projekt diskutieren, verkrümeln sich die Mitarbeiter. Aber die zwei schätzen es, dass sie offen und ehrlich miteinander streiten und zusammenarbeiten können, ganz ohne Konkurrenzdenken. Wer die überzeugenderen Argumente hat, gewinnt. Scholten sagt, dass sie zu zweit einfach besser sind als allein. Sie stecken beide viel Zeit und Energie in ihre Arbeit und die zieht sich oft auch ins Privatleben. Das funktioniert vielleicht nicht für jeden Designer, aber im Fall des Design Duos Scholten & Baijings macht es wahrscheinlich den Erfolg aus.
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