Dieser Text wurde zuletzt am 11.7.2023 aktualisiert.
Es gibt Termine von beruflichen Designfans, die schreibt man sich ganz dick in den Kalender ein. In Großbuchstaben und rot umrandet mit Permanent Marker. Die 3 Days of Design 2019 in Kopenhagen sind ein solches Ereignis, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen kann und will. Alljährlich im Mai ist die dänische Hauptstadt Gastgeber der Designtage, mit zahlriechen Ausstellungen und Veranstaltungen, die allesamt dänisches Design feiern und Neuheiten präsentieren.
Die 3 Days of Design 2019 fanden vom 23. – 25. Mai statt. Wir waren an den ersten beiden Tagen unterwegs in der ganzen Stadt und haben mit großen Augen und viel Begeisterung die unterschiedlichsten Eindrücke aufgesogen. Und unsere Highlights zeigen wir euch jetzt.
Die Highlights der 3 Days of Design 2019
Heimspiel für HAY
Auf dem Salone del Mobile in Mailand fehlten sie in diesem Jahr, in Kopenhagen bei den 3 Days of Design zeigten sie dafür umso deutlicher Präsenz: HAY. Das dänische Label debütierte gleich eine ganze Palette an Produktneuheiten bei den 3 Days of Design 2019, einschließlich 3 neuer Leuchten und 4 Stuhlneuheiten. Schauplatz war erneut das Lindencrone Palais, das bereits 2017 HAYs temporärer Showroom war. Das Palais verwandelte sich in diesem Jahr für 3 Tage in eine Mischung aus Arbeits- und Wohnraum. Es gab Plätze zum loungen und „Schnacken“, aber auch designierte Arbeitsplätze.
Neue Ordnung von Leben und Arbeiten
Die Regalserie New Order war so etwas wie die Klammer, die die Räume miteinander verband. Dazwischen standen jede Menge neue Designs. Auf den 3 Days of Design 2019 wurde zum Beispiel die Matin Leuchte von Inga Sempé lanciert. Die Tischleuchte steht auf einem filigranen Metallfuß und wird von einem plissierten Schirm abgeschlossen. Ein bisschen erinnert sie an ein Cocktail-Schirmchen – im besten Sinne. Ebenfalls neu: die Bonbon Leuchte der Künstlerin Ana Kraš. Die mag Leuchten eigentlich am liebsten, wenn sie ausgeschaltet sind. Ihre mit Wollfaden umwickelten Kreationen sind eingeschaltet dennoch hübsch anzusehen.
Setzen, bitte!
Die 3 Days of Design 2019 boten außerdem die Möglichkeit, das neueste Mitglieder der About A Chair kennenzulernen, die AAC 100 Serie. Diese Ausführung des beliebten Sitzmöbels kommt mit einer weichen, gehefteten Polsterung daher. Dadurch wirkt er AAC weicher, informeller, wie ein Loungesessel. Wie bei allen anderen Stühlen der Reihe werden auch hier sämtliche angebotenen Untergestelle verfügbar sein. Der Ledersessel Bernard von Designer Shane Schneck versprüht wiederum coolen Retrocharme. Stühle und Sessel mit Ledersitzflächen gab es bereits einige auf den Messen in diesem Jahr zu sehen. HAYs Bernard Sessel ist mit seiner „frei hängenden“ Lederfläche dennoch etwas anders als der Rest.
Nennenswert bei HAY außerdem: das Flatpack Sofa Can bekommt neue, farbenfrohe Bezugstoffe. Und: HAY vertreibt jetzt die Bubble Leuchten, die Designlegende George Nelson 1950 für Herman Miller entwarf.
4-Gänge-Menü bei Audo, damals noch Menu
Während die meisten Labels bei den 3 Days of Design 2019 primär ihre Flagship Stores oder Showrooms bespielen, nahm das Ganze bei Audo Copenhagen, das zu diesem Zeitpunkt noch unter dem Namen Menu firmierte, viel größere Dimensionen ein. Das Label hat sein Hauptquartier an einen neuen, multifunktionellen Ort verlegt. The Audo heißt dieser und beherbergt neben den Offices den Showroom, ein Hotel und ein Restaurant. Das Design und Konzept entstanden in Zusammenarbeit mit Norm Architects. The Audo verbindet und reflektiert die immer engere Zusammenführung von Leben, Arbeiten und Gastgeben unter einem Dach. Entstanden ist eine beeindruckend großzügige Fläche, die das gesamte Audo Universum widerspiegelt.
Skandinavischem Design wird nachgesagt, dass es typischer Weise sehr leicht sein, inspiriert von langen Sommern und traditionellem Handwerk. Nun, leicht und luftig ist die Inszenierung von Audo nicht. Eine gewisse metaphorische Schwere und Tiefe haben die Sitzmöbel, Tische und Leuchten von Haus aus. Im The Audo kommen dazu noch Dramatik und Opulenz. Weil es so anders ist als das Programm vieler anderer Akteure auf dem Designmarkt übte das auf uns eine besondere Faszination aus. Die Neuheiten bei Audo: Die JWDA Leuchte gibt es demnächst auch als Stehleuchte mit Marmorsockel. Die TR Leuchte bekommt ein Messing-Update verpasst. Ansonsten gibt es eine Reihe charmanter Kleinobjekte, die den Weg ins Sortiment gefunden haben.
Eintauchen ins Gubiversum
In Kopenhagen stand für uns außerdem ein Besuch im Gubi Showroom während der 3 Days of Design 2019 auf dem Plan. Am Wasser gelegen und mit 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche gab es hier längst vergessene Klassiker des Möbeldesigns zu entdecken. Farbenfroh und minimalistisch sind die meisten der Objekte. Dafür liefert der offene weiße Raum den idealen Hintergrund. Genau dafür ist Gubi bekannt und scheut sich außerdem nicht davor, diesen Klassikern mit der einen oder anderen Überarbeitung neues Leben einzuhauchen. Für uns neu war unter anderem die Erweiterung der Multi-Lite Serie um eine Stehlampe und eine Midiversion der Pendelleuchte.
Relaunch für zwei alte Bekannte
Der neu aufgelegte C-Chair Dining Chair bekam einen sehr exponierten Platz auf der Fläche im Showroom. Der Entwurf des legendären französischen Designers Marcel Gascoin besticht durch seine Kompaktheit, die in seiner Entstehungsgeschichte begründet liegt. Er wurde geschaffen für die Nachkriegs-Wohnungen Frankreichs. Auch beim Material spiegelt sich dieser Umstand wider. Dem Rahmen aus Holz stehen Sitz- und Rückenfläche aus Rohrgeflecht gegenüber. Dadurch wirkt er leicht, ja fast schon niedlich. Auch ein Lounge Chair ist neu bei Gubi im Programm. Der ist aber ebenfalls kein neues Design, sondern eine Wiederentdeckung eines Pierre Paulin Entwurfs. Das Design für den Pacha Loungesessel stammt aus dem Jahr 1975. Aber auch mehr als 40 Jahre später überzeugt der Entwurf noch immer. Runde, auslandende Formen und ein komfortables Polster sorgen für Bequemlichkeit und Funktionlität. Die filigranen Beine verleihen dem Sessel trotzdem Eleganz und Leichtigkeit. Gubi von seiner besten Seite.
Uns sonst so bei den 3 Days of Design 2019?
Was wir sonst noch so beobachten konnten? Das Thema Haptik und Textur sind weiterhin von hoher Relevanz. Leuchtenschirme werden mit Textilien bezogen, mit Kordeln umspannt und wieder organischer gestaltet. Das Perfekte im Unperfekten im Sinne von Wabi-Sabi ist ebenfalls zu beobachten. Und (zarte) Glasvasen feiern ein Comeback. In denen stecken dann voluminöse Blumenarrangements und Trockenblumen, aber keine gebundenen Sträuße. Ach, und eine Hauch Mailand wehte bei Sonnenschein ebenfalls durch die Stadt, denn Normann Copenhagen hatte die sagenumwobene Bar Basso für die Zeit in den Norden verpflanzt. Damit war auch klar, wo die designaffinenen Besucher ihre Abende verbrachten.
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