Cassina hat „Modular Imagination“ lanciert, eines der letzten Projekte, die der viel zu früh verstorbene Designer Virgil Abloh vor seinem Tod fertigstellte. Die Cassina x Virgil Abloh Kollaboration begann im Jahr 2020 und “hinterfragt und entwickelt die gestalterischen Auswirkungen der Modularität”.
Virgil Abloh: Das Leben ist Zusammenarbeit
Für Virgil Abloh waren Kollaborationen mit anderen Marken, Designern, Künstler ein elementarer Teil seiner Arbeit. Ablohs verschiedene Kollaborationen entsprangen seiner Grundidee, die er als “Touristen gegen Puristen” bezeichnete und die das “Organisationsprinzip” seines gesamten Schaffens darstellt. „Mein wichtigstes Instrument ist es, die Teile der Kultur zu verstehen, die die Kultur voranbringen”, sagte er 2019. Es gibt Puristen, die sagen: ‚Ich kenne die gesamte Kunstgeschichte, das kannst du nicht machen, das wurde schon 20-mal gemacht, bevor du darauf gekommen bist.‘ Das ist also die reine Institution. Und dann gibt es den Touristen, der hellwach ist, neugierig und wissbegierig, und der alles unterstützt. Abloh selbst sah sich als beides.
Diese Dichotomie zwischen Touristen und Puristen ist der Kern von Ablohs Ansatz, der Zusammenarbeit ausmacht. Wenn man Menschen Informationen über etwas gibt, von dem sie bisher nichts wussten oder zu Dingen, zu denen sie keinen Zugang hatten, schafft man eine Art von Demokratie und Inklusivität, ein Übergang, der nicht nur den geschäftlichen Wert, sondern auch den menschlichen Wert erhöht. Virgil Abloh schöpfte nicht nur aus einer schwindelerregenden Vielfalt von Quellen, sondern arbeitet auch mit Grafikdesignern, Musikern, Modedesignern und bildenden Künstlern zusammen und stellt Verbindungen zwischen ihnen her. Diese umfassende Auseinandersetzung mit der kulturellen Landschaft ist sowohl großzügig als auch fruchtbar.
Die Gewichtung, die er der Kooperation und Kollaboration zuschrieb, führte dazu, dass Virgil Abloh so etwas wie der ungekrönte König der Zusammenarbeit. Mit Ikea, Nike, Vitra brachte er limitierte Editionen heraus, die allesamt reisenden Absatz fanden. Nie beschränkte er sich auf nur eine Disziplin, es wirkte fast so, als würde der studierte Architekt, dessen kulturelle Wurzeln in der Hip Hop Kultur liegen, alles einmal ausprobieren wollen. Die Zusammenarbeit mit Cassina war da nur eine logische Konsequenz seiner Arbeit.
Cassina x Virgil Abloh: Modular Imagination
Die italienische Designmarke Cassina hat eine von Virgil Abloh entworfene Kollektion von “Bausteinen” mit dem Namen “Modular Imagination” herausgebracht. Die Serie wurde das erste Mal während der Mailänder Design Week gezeigt und besteht aus zwei unterschiedlich großen Blöcken, die kombiniert werden können, um sich dem jeweiligen Raum anzupassen und verschieden Körper zu konstruieren. Ihre Verwendung ist mehrdeutig, die Teile können nebeneinander oder einzeln platziert werden und so alles von einem kleinen Beistelltisch bis hin zu einer langen Bank bilden. Um einzelne Modular Imagination Elemente miteinander zu verbinden, entwarf Abloh ein spezielles Verbindungsmodul, das es ermöglicht, die kontrastierenden orangefarbenen zylindrischen Füße in die Oberseite der darunter liegenden Einheit zu stecken.
Was die Ästhetik betrifft, so wollte Abloh, dass die Stücke sowohl in öffentlichen als auch in häuslichen Umgebungen bequem Platz finden, und so entwickelte er einen Look, der eindeutig industriell ist. An der Seite jedes Stücks befindet sich in Anlehnung an Ablohs charakteristischen grafischen Stil ein unverwechselbares rundes Cassina x Virgil Abloh Logo in Flachrelief. In Zusammenarbeit mit dem Cassina LAB, der Forschungsabteilung der Marke, wollte Abloh sicherstellen, dass seine Kollektion nachhaltig ist. Gemeinsam entwickelten sie ein System, bei dem eine gepunktete Linie unter den Füßen des Möbels anzeigt, wo die weiche Polsterung vom recycelten Holzkern abgetrennt werden kann, um beide separat zu recyceln.
Anstatt eine limitierte Auflage zu produzieren, hat Cassina die Stücke in seinen Katalog aufgenommen. Die Marke erklärte: “In voller Anerkennung der Arbeit von Virgil Abloh wird Modular Imagination in den Cassina-Katalog aufgenommen und unterstreicht damit den Wert dieses Projekts, das nicht auf eine limitierte Auflage abzielt, sondern die Qualität seiner Arbeit in der Welt des Designs beweist.”
3 Prozent Veränderung ergeben etwas Neues
Es gibt neben der Kollaboration noch einen Gestaltungsansatz, der direkt mit Abloh verbunden ist: die 3 Prozent Regel. Ansätze davon lassen sich auch in der neuen Cassina x Virgil Abloh Zusammenarbeit erkennen. Die Blöcke sind an sich schlichte Bausteine, denen er durch Material und Verbindungsmodul seinen unverwechselbaren Stempel aufdrückte. Originalität war für Virgil Abloh nicht das Ziel seiner Arbeit.
Was er oft tat, war, dass er erkennbare Objekte durch Hinzufügen eines Slogans oder Aphorismus oder durch eine kaum wahrnehmbare Veränderung ihres Designs umgestaltete. In einer Präsentation mit dem Titel “Personal Design Language” verwies er auf den 3-Prozent-Ansatz, der besagt, dass ein Objekt nur um 3 Prozent verändert werden muss, um etwas Neues zu werden. Insofern war seine Arbeit immer auch referenziell, weil er sich auf existierende Objekte bezog, leichte Veränderungen vornahm und sie in einen anderen Kontext setzte.
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