Das Daybed: ganz gepflegt Pause machen
Es ist noch zu früh fürs Bett, aber der Tag bisher war auch irgendwie anstrengend? Dann wird es wohl Zeit für ein kleines Nickerchen. Und wo könnte man sich besser für eine kurze Weile in die Horizontale begeben, als auf einem Daybed. Ein Möbel, das gemacht ist für die matten Stunden zwischen Geschäftigkeit und Feierabend. Ein Sehnsuchtsort und Luxusmöbel, wenn es denn soetwas überhaupt gibt. Denn es setzt einiges Voraus: Zeit und Platz. Und beides zu haben ist schon echter Luxus, oder?
Ein Leben ohne Daybed ist möglich, aber sinnlos
Das Zwitterwesen aus Sofa und Bett ist kein Möbel ohne das man nicht leben kann. Mit ihm aber kann sich die Wohnqualität steigern, wenn es genug Raum zur Entfaltung der ihm eigenen Wirkung bekommt. Nicht zuletzt deshalb gilt das Daybed für so manchen als Inbegriff des gediegenen Wohnens. Es eignet sich perfekt zum lesen, lümmeln und grübeln. Klar, das kann man auch auf dem Sofa, aber ein elegantes Daybed hat irgendwie mehr Klasse. Außerdem ist es ungemein praktisch für diejenigen, die gerne ein Nickerchen halten, sich dafür aber nicht ins Bett legen mögen und denen die Couch zum liegen nicht taugt. Auf einem Daybed lässt es sich ungezwungen ruhen, ohne dass die Klamotten gewechselt und die Schuhe ausgezogen werden müssen. Wie komfortabel der Mittagsschlaf in Schuhe ist, darüber lässt sich streiten, das Tagesbett stört es jedoch eher wenig.
Müßiggang auf dem Daybed
Eigentlich ist an so einem Daybed nicht viel dran – sollte man meinen. Eine schmale Liegefläche, unten drunter vier Beine, fertig ist die Siesta-Liege für eine Person. Keine Rücken- oder Armlehen, einfach ein einteiliges Möbelstück, das für das Liegen konzipiert wurde. Und trotzdem ist das Daybed ein Multitalent, denn nicht nur zum Ruhen und Denken lädt es ein. Außerdem ist es mitunter weitaus bequemer designt, mit gepolsterter Liegefläche, aufwändiger Steppung oder ähnlichem. Seit einiger Zeit erlebt die schmale Liege im Interior Design eine Renaissance. Noch zu Beginn des 20. Jahrhundertes gehörte es quasi zur Grundausstattung eines gehobenen Haushaltes. Eines der bekanntesten Modelle der Zeit ist das von der irischen Designerin Eileen Gray entworfene Möbel, das heute wieder von Classicon hergestellt wird. Bis in die 1950er Jahre war die Tagesliege noch recht häufig zu finden. Und dann war sie plötzlich weg. Es scheint, als wollte kein moderner Mensch im Alter zwischen 12 und 60 mehr zur Tagesmitte in Morpheus’ Armen liegen. Bewusstes Nichtstun passte nicht so recht zum Selbstverständnis des umtriebigen Menschen ab der Mitte des 20. Jahrhunderts. Also verschwand die Liege aus dem Wohnraum.
Die schmale Liege für die halbe Stunde zwischendurch
Und nun also die Wiederentdeckung des Daybeds, quasi synchron zur Popularisierung des Slow Livings und der digitalen Boheme. Schlafforscher sind inzwischen der Meinung, dass eine kurze Pause, mit einem etwa 30-minütigem Mittagsschlaf ungefähr zur Tagesmitte, gesund ist für den Menschen und dazu noch in unserem Biorythmus verankert sein soll. Dafür könnte man sich natürlich auch ins Bett legen, aber das ist eigentlich doch viel zu gemütlich, um sich nach dreißig Minuten wieder aus der Decke zu schälen. Das Daybed hat den Vorteil, dass es zwar bequem, aber nicht zu weich ist. Und auch das Plumeau gehört nicht auf die schmale Liege. Umso leichter fällt es dann auch, nach einer halben Stunde wieder aufzustehen und den Rest des Tages in Angriff zu nehmen – erholt und erfrischt sozusagen.
Leave A Reply