Der moderne Mensch und der Neandertaler – noch vor ein paar Jahrzehnten galten sie als direkte Verwandte. Doch so ist es doch nicht, wie die Wissenschaft dann feststellen musste. Der Neandertaler zählt nicht zu unseren direkten Vorfahren. Stattdessen lebten Neandertaler und Homo Sapiens Sapiens Jahrtausende lang nebeneinander. Erstere in Europa, letztere im Nahen Osten. Und entgegen vieler Annahmen waren die Neandertaler alles andere als primitiv. Sie beherrschten aus damaliger Sicht hochentwickelte Technologien und stellten eine Vielzahl an Werkzeugen her. Warum sich dann aber ausgerechnet der Vorfahre des modernen Menschen durchsetzt, ist noch nicht endgültig geklärt. Aber was hat all das mit einem Wästberg Manifest zu tun und wie wichtig waren Lichtquellen für unsere Vorfahren vor mehr als 40.000 Jahren?
Licht für den Neandertaler
Magnus Wästberg, der Gründer der schwedischen Leuchtenmarke Wästberg, hat sich wohl schon als kleiner Dreikäsehoch die Frage gestellt, warum wir Licht heute so anders nutzen als die Höhlenmenschen. Was folgte, war eine lange Auseinandersetzung mit unserem Verständnis von Licht und Feuer und was der Mensch von heute von seinen Vorfahren lernen kann.
Ein Manifest wird meist von jemandem geschrieben, der oder die eine vorherrschende Weltsicht oder -ordnung ändern oder gar umstoßen will. Das Wästberg Manifest beschäftigt sich mit Licht aus der Sicht eines Höhlenmenschen. Vor allem an Arbeitsplätzen. Paradox, befand sich der „Arbeitsplatz“ unserer Vorfahren doch vornehmlich draußen, auf weiter Flur oder vor der Schlafstätte. Trotzdem stößt es einen wichtigen Gedanken an: Die Beleuchtung hat aus seiner Sicht in den vergangenen Jahrzehnten, wenn nicht gar Jahrhunderten, überhand genommen. Dagegen schreibt das Wästberg Manifest an – und schlägt mehr als nur eine Lösung vor.
Das Wästberg Manifest: Darum geht es
Der Neandertaler als einer seiner Vorfahren sitzt also vor dem Zugang zu seiner Höhle. Dort prasselt ein kleines Feuer. Es ist dunkel, die Nacht ist herangebrochen und über ihm leuchten die Sterne. Er schaut in den Nachthimmel und lässt das Licht der verbrennenden Gasriesen auf sich wirken. Das Licht, dass den Verwandten des modernen Menschen jetzt umgibt, lässt genug Raum für Dunkelheit und Schatten. Nichts um ihn herum ist komplett und grell ausgeleuchtet. Sprung in das 19. Jahrhundert, zu dem Moment, in dem die Menschheit das elektrische Licht „entdeckt“. Kerzenwachs, Paraffin und Petroleum ziehen sich immer weiter zurück. Irgendwann kommt die Wirtschaft zu der vermeintlichen Erkenntnis, dass der Arbeiter fleißiger ist, wenn es um ihn herum hell ist. Richtig hell. Vor allem durch Licht von oben, dass starke Schlagschatten wirft.
Von der Idee zum Unternehmen
In seinem Wästberg Manifest aber zweifelt der junge Unternehmer Magnus Wästberg an, dass generelles Licht von oben Menschen motiviert. Das Gegenteil sei der Fall. Der Mensch fühle sich beobachtet und unwohl. Also schlägt er etwas vor: Einen, zwei Schritte zurück gehen, vor die Zeit der Industrialisierung, aber nicht ganz zurück bis in die Steinzeit. Weil sich Menschen an ihrem Arbeitsplatz nicht wirklich wohl fühlen, wenn alles hell erleuchtet ist. Im schwebt eine weichere, wärmere Beleuchtung vor. Mit kompakten Lichtquellen, innovativen Technologien und ästhetisch anspruchsvollen Formen. Aus diesem Gedanken heraus gründet er 2008 sein eigenes Unternehmen. Aus vier Leuchten besteht seine erste Kollektion. Heute gehören 18 kleine Serien zum Programm.
Und das Manifest? Das hat er überarbeitet und die Höhle quasi hinter sich gelassen. Denn sein Ansatz ist heute nicht mehr radikal, sondern Konsens. Die Designwelt hat verstanden, dass natürliches Licht oder von der Natur inspirierte Lichtquellen uns Menschen wohler tun, als eine blendend helle Umgebung.
Das ganze Manifest zum Nachlesen gibt es hier. Und zur Fortsetzung bzw. der Überarbeitung seiner Gedanken hat sich Wästberg an dieser Stelle ausgelassen.
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