Das Designjahr 2020 hat offiziell begonnen. Wie üblich tummelte sich die Branche Mitte Januar zuerst in Köln auf der IMM Cologne 2020 und anschließend im hochästhetisierten Paris auf der Maison & Objet. Was es auf der diesjährigen IMM in Köln zu entdecken gab und welches Event uns außerdem fernab der heiligen Messehallen beeindruckt hat, das verraten wir jetzt.
Unser Gesamteindruck von der IMM Cologne 2020
Das neue Jahrzehnt macht zumindest in Köln da weiter, wo das alte aufhörte. In den Messehallen in Köln/Deutz zeigten hunderte Aussteller, wie sie sich das das Wohnen in den kommenden Jahren vorstellen. Gravierend Neues war da nur wenig zu entdecken. Das muss aber gar nichts Negatives sein in einer Welt, in der sich viele Menschen immer mehr Gedanken über das Schonen von Ressourcen und ein nachhaltigeres Leben machen – ganz im Gegenteil. Da werden Klassiker optimiert (wie bei Vitra) oder gar reanimiert (wie bei FDB Møbler). Themen und Trends aus dem Vorjahr werden weiter aufgegriffen, wie zum Beispiel Handgemachtes und Kunsthandwerk. Bei ferm LIVING steht etwa Geschirr auf dem Esstisch, welches man selbst im Töpferkurs gefertigt haben könnte – talentiert Hände vorausgesetzt. Außerdem spielten Texturen und Layering eine große Rolle auf der IMM Cologne 2020. Teppiche und Läufer sind omnipräsent, ebenso ultragemütliche Bettenlandschaften, Sofa- und Sesselbezugstoffe. Bouclé und Schaffell sind da nur zwei Akteure, Seide und Quilting weitere.
Das große, zahlreiche Stände verbindende Element auf der IMM Cologne 2020 aber waren Farben. Vorbei die Zeit schwarz-weißer Monochromie. Jetzt baden wir im Interieur in Farben aller Couleur. Grüne Sofas, bunte Modulmöbel, ausdrucksstarke Accessoires, Textilien, Wandfarben – von Farbscheue keine Spur. Ein klarer Favorit ließ sich nicht ausmachen. Stattdessen wird die Klaviatur des Regenbogens rauf und runter gespielt. Erdige Beige- und Brauntöne fanden sich zum Beispiel am Stand von Vitra, ferm LIVING und String. Letztere setzten außerdem mit einem Pocket Regal in Neonorange einen starken Akzent. Auch bei Muuto in der Design Post, wenige hundert Meter vom Messegelände entfernt, wurde es bunt. Primärfarben mischten sich hier unter Terrakotta und Grau. Zartes Rosé und Rosa wurde von uns ebenso auf der IMM Cologne 2020 entdeckt wie Classic Blue, die Pantone Farbe des Jahres.
Highlights und Entdeckungen auf der IMM Cologne 2020
FDB Møbler
Kommen wir nun zu unseren Highlights der Kölner Möbelmesse. Auch wenn sich einige Trends aus den Vorjahren wiederholen, gab es dennoch viel zu entdecken. FDB Møbler nahm uns auf der IMM mit auf eine kleine Zeitreise. Das dänische Unternehmen war vor gar nicht allzu langer Zeit der größte Möbelhersteller Dänemarks. Viele Designs, die wir vor allem mit dem skandinavischen Midcentury Design verbinden, stammen von FDB Møbler. Auf der Messe zeigten sie darum neben ihren aktuellen Produkten auch ein typisches 1960er Jahre Wohnzimmer – mit Teakmöbeln, brauner Strukturtapete und Nähtischchen. Heute besteht das Sortiment aus Klassikern und neuen Entwürfen. Was uns dabei besonders imponierte, war vor allem die Qualität der Holzmöbel.
Aspa von Pulpo
FDB Møbler haben wir seit kurzen erst bei uns im Onlineshop, Pulpo, das nächste Highlight auf unserer Liste, schon seit einigen Jahren. Im vergangenen Jahr waren es insbesondere die Leuchten des Labels, die für Begeisterung sorgten. Auf der IMM Cologne 2020 war es diesmal ein Glastisch. Wer jetzt an profane Designs der 1980er und 90er denkt, der sei beruhigt. Damit hat der Aspa Beistelltisch nämlich so ungefähr gar nichts gemein. Unterschiedlich strukturierte, farbige Glasplatten werden beim Aspa Tisch zusammengefügt und spielen so mit Licht und Farbintensität. Trotz seiner grafischen Strenge wirkt das Möbel leicht und elegant.
Bell Table in Esstischhöhe
Apropos Glas, am Stand von Classicon entdeckten wir ein weiteres Highlight. Einen Bell Table in Esstischhöhe. Bisher gibt es diesen nur als Beistelltisch, obwohl schon lange geplant war, den Tisch auch in einer größeren Dimension anzubieten. Es scheiterte jedoch am Herstellungsverfahren. Der Fuß des Bell Tables wird mundgeblasen und das bringt einiges an Einschränkungen mit sich. Nun aber scheint das Problem gelöst, der Tisch kommt in diesem Jahr als Esstisch auf den Markt.
AYNO – ganz Neues von Midgard
Ein ganz neues Produkt, auf das wir uns schon seit Monaten gefreut haben, ist die AYNO Leuchte von Midgard. Sie ist der erste neue Entwurf der Marke Midgard seit den 1950er Jahren. Umgesetzt von Studio Diez, spannt die Leuchte in drei Größen den wortwörtlichen Bogen zwischen Ursprung und Gegenwart des lenkbaren Lichts. Sie wird mehrheitlich aus schwarzem Kunststoff bestehen und lässt sich über ein orangefarbenes Textilkabel und Verstellringe justieren. Verbaut werden LED Leuchtkörper, die sich selbstverständlich auch auswechseln lassen. Denn wenn man von Midgard eines erwartet, dann Langlebigkeit.
Kaffeehausstuhl 520 von Thonet
Von Midgard ist der Sprung zu Thonet nicht weit, halfen die Frankenthaler doch jüngst als Partner bei der Produktion der Neuauflagen der Typ 113 Leuchte. Auf der IMM Cologne 2020 war das Traditionsunternehmen unter anderem mit einem neuen Stuhlsessel angetreten. Entworfen hat das Möbel der Wiener Designer Marco Dessí. Er hat das Konzept des Kaffeehausstuhls von Thonet als Inspiration für ein neues Sitzmöbel genutzt und mit dem neuen “520” das klassische Sitzmöbel ins 21. Jahrhundert geholt. Die freien Flächen zwischen den Bugholzelementen wurden durch komfortable Polster ersetzt und so Leichtigkeit mit Sitzkomfort kombiniert. Auf diesem Stuhl lässt es sich bequem bei ein bis vier Tassen Kaffee sitzen und parlieren.
Magnetisches Licht von Muuto
Bemerkenswert Innovatives gibt es in den letzten Jahren vor allem rund um das Thema Licht zu entdecken. Die LED Technologie eröffnet einer ganzen Branche neue Möglichkeiten. So wirklich verwunderlich ist es deshalb auch nicht, dass bei Muuto eine neue Leuchte unsere Blicke einfingen. Die Post Leuchte ist modern und erstaunlich flexibel. Kompakte Spots aus Magnesium-Spritzguss beherbergen Leuchtdioden und einen starken Magneten. Letzterer ermöglicht es, die Leuchtenköpfe überall an Metall anzubringen – an der Wand (mit Hilfe eines mitgelieferten Metallknopfes) oder an einem Stab. Im Handumdrehen wird so aus der Post von Muuto eine Stehleuchte. Höhe und Ausrichtung der Spots lassen sich nach Belieben bestimmen und dimmbar sind sie außerdem. Mit klassischen Glühbirnen wäre das so nicht machbar.
Außer Konkurrenz: Mut Design das Haus und Solebich-Apartment
Eine der spannendsten Installationen auf der IMM ist traditionell Das Haus. Hier haben meist junge Designer und Gestalter die Möglichkeit zu zeigen, wie sie sich das Wohnen der Zukunft vorstellen. In diesem Jahr war es das spanische Duo MUT Design, welches einen Teil des Souterrains von Halle 3 bespielten. Sie stellten ein wahrlich beeindruckendes Konzept vor, denn: Sie kehrten das Innere des Hauses nach außen. Die Räume wurden zur “Natur” hin geöffnet. Im Zentrum des Hauses befand sich nicht etwa die Küche o.ä., sondern ein tranquiler Innenhof, der zum Nachdenken und meditieren einlud. Getauft wurde ihr architektonischer Entwurf auf den Titel „A la fresca“, übersetzt schlicht „frisch“. So fühlte sich die durchaus gelungene Installation dann auch an.
Während der IMM Cologne 2020 fand auch in Köln einiges an designrelevanten Events statt. Neben PASSAGEN 2020 zeigte sich der Designstandort Köln auch im Solebich-Apartment von seiner charmanten Seite. Die Interior Community Plattform bezog für eine Woche Quartier im Kölner Hotel The Qvest und lud Designbegeisterte ein, in die farbenfrohe Welt ihrer fünf Raumkonzepte einzutauchen. Ein paar Eindrücke haben wir in der kurzen Slideshow parat.
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