Möbel kaufen und damit Geld anlegen, das klingt erst einmal etwas ungewöhnlich. Schließlich sind es Gebrauchsgegenstände, die täglich be- bzw. genutzt werden. Design als Investition kann sich als Anschaffung nicht nur durch den Nutzen rentieren, sondern partiell auch als Wertanlage. Was sind die Voraussetzungen und worauf ist zu achten? Und welche Stücke „gehen immer“?

Ein echter Designklassiker, welcher “Design als Investition” verkörpert, weil hier Handwerk, Qualität und ein großer Name aufeinandertreffen: CH25 Lounge Chair von Hans J. Wegner für Carl Hansen.
Design als Investition
Das Zuhaue ist dieser Tage so wichtig für das Wohlbefinden wie schon lange nicht mehr. Homeoffice, Home Schooling und stark eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten führen dazu, dass die Menschen mehr Zeit innerhalb der eigenen vier Wände verbringen. Dabei fällt auch die eine oder andere länger verdrängte Unfertigkeit im Haus auf. Und so verschönern viele ihr Zuhause mit neuem Sofa, Esstisch oder funktionaler Beleuchtung. Damit füllt man nicht einfach nur den Raum, manche Einrichtungsgegenstände steigern den Wohnwert – wortwörtlich. Es gibt Objekte, Möbel und Einrichtungsaccessoires, die als Investitionsobjekte gelten. Soll heißen, sollte man sie wieder verkaufen wollen, erhält sich der Wert. Denn: Design kann eine lohnenswerte Anlage sein. Aber nicht jedes Designerstück lässt sich später auch tatsächlich gewinnbringend weiterverkaufen.

Skandinavische Designklassiker bleiben preislich stabil. Sie sind, unabhängig von Trends und Moden, beliebte Wohnmöbel – sowohl als Neuware als auch Vintage.
Die Kriterien
Gutes Design ist funktional, aber nicht jedes praktische und schöne Einrichtungsobjekt taugt tatsächlich als Investition. Design als Investition ist spekulativ. Es gibt verschiedene Faktoren, die da hineinspielen. Trends und Moden und die so oft beschworene Nachfragen sind nicht unwichtig. Generell ist es egal, welcher Stilrichtung ein Objekt entstammt. Auf Auktionen werden von Biedermeierfrisiertischen bis zu extravaganten italienischen Glasobjekten allerhand Einrichtungsgegenstände gehandelt. Mal zu überraschend hohen Preisen, mitunter aber auch günstig.
Grundsätzlich ist der Wert eines Designs umso höher, je authentischer es ist. Der Kauf eines Designmöbel, das aus der Zeit des Entwurfs stammt, von einem bekannten Designer kreiert wurde und selten zu finden ist, lohnt sich immer. Aber nur, wenn es auch tatsächlich ein Original bzw. eine lizenzierte Reproduktion ist.
Ob ein Design als Investitionsobjekt überhaupt in Frage kommt, hängt von drei Kriterien ab. Bei Möbeln sind das Material, Verarbeitung und Name. Wobei der Name sowohl für Entwerfer:in als auch Hersteller gelten kann. Objekte mit Persönlichkeit, einem aussagekräftigen Design (und sei es so unaufdringlich wie die Möbel von Alvar Aalto), und gefertigt aus qualitativ hochwertigen Materialien lohnen sich immer.

Der Womb Chair von Eero Saarinen für Knoll ist ein Investitionsobjekt. Es bietet Jahrzehnte lang Komfort und ist in seiner Gestaltung heute noch hochaktuell.

Minimale Veränderungen am Gestell halten das ikonische Design der Eames Plastic Chairs aktuell – ohne dabei viel am Wert des Evergreens zu ändern. Das gilt jedoch nicht für alle Designklassiker.
Designklassiker
Womit wir auch schon bei der „sicheren Bank“ sind. Mit Designklassikern macht man nichts falsch. Sie sind seit Jahrzehnten bekannt, beliebt und gut weiterverkäuflich. Sie altern mit Würde und erhalten selbst bei häufiger Benutzung ihren Wert. Patina und Gebrauchsspuren tragen sogar noch zur Schönheit bzw. Charakter bei. Sie sind eigentlich immer gefragt und werden von den Herstellern zu einem Großteil noch exakt nach Originalentwurf gefertigt.
Eine Ausnahme gibt es mitunter bei Sitzmöbeln. Hier wird unter anderem die Sitzhöhe mit der Zeit angepasst – um für die wortwörtlich gewachsenen Nutzer:innen komfortable zu bleiben. Die Eames Plastic Chairs sind ein Beispiel dafür. An der Wiederverkäuflichkeit ändert das wenig, diese Stühle erfreuen sich seit langem ungebrochener Beliebtheit. Nachproduzierte oder limitierte Editionen sind meist eine gute Investition, vorausgesetzt, sie stammen von lizenzierten Herstellern und sind zertifiziert oder gestempelt.

Bugholzmöbel von Thonet findet man immer mal wieder auf Auktionen und in Vintage Möbelläden. Insbesondere Exemplare aus dem 19. Jahrhundert sind selten und entsprechend teuer.
Kleiner Tipp am Rande: Bei nicht so bekannten Entwürfen ist es deshalb ratsam, Sticker des Herstellers nicht zu entfernen, damit sie beim Weiterverkauf auch zweifelsfrei zugeordnet werden können.
Designs von Hans J. Wegner, Verner Panton, Alvar Aalto, Wilhelm Wagenfeld, Egon Eiermann, Charlotte Perriand und Ludwig Mies van der Rohe lohnen sich immer.

Sebastian Herkners Glastisch Kollektion “Bell” ist gerade etwas mehr als eine Dekade alt, aber schon auf dem besten Weg, ein Klassiker zu werden. Die Investition in solch junges Design kann sich langfristig rentieren. Bild via Classicon © Elias Hassos

Stefan Diez gehört zu den Designern, deren Arbeiten sich zu beobachten und zu kaufen lohnen. Die AYNO Leuchte für Midgard ist erst seit 2020 auf dem Markt. Das innovative Produkt kann in einigen Jahrzehnten durchaus zum Sammlerobjekt werden.
Modernes Design mit Potenzial
Klassiker sind erprobt und eine gute Anlagemöglichkeit, aber auch zeitgenössisches, junges Design hat Potenzial – wenn man sich darauf einlässt. Ein Investment ist hier sehr spekulativ, dafür kann es sich richtig lohnen, wenn aus dem Objekt in 20-30 Jahren ein populärer Klassiker gewachsen ist. Denn man muss neuzeitliches Design schon als Langzeitinvestment begreifen, wenn man es als Wertanlage anschafft. Wobei hier in erster Linie immer der aktuelle Nutzen und die Benutzbarkeit im Vordergrund stehen sollte.

Konstantin Grcic ist längst kein Unbekannter mehr. Sein Chair One ist nicht sonderlich bequem, hat dafür absoluten Objektcharakter. Darauf zu achten lohnt sich bei der Investition in moderne Designs.
Wobei, Benutzbarkeit ist so eine Sache – besonders die Stühle von Konstantin Grcic sind oftmals mehr Objekt als bequemes Sitzmöbel. Seine Entwürfe aber haben schon jetzt einen gewissen Kultstatus und lassen sich gut verkaufen. Eine exaltierte Form oder eine unkonventionelle Gestaltung kann ein Indikator für Design als Investition sein, die sich lohnt. Bei modernem Design empfehlen wir Möbel und Gegenstände, die entweder einen künstlerischen Anspruch haben oder von aktuellen Entwicklungen geprägt sind. Und, was sich eigentlich immer lohnt: hochwertige Handarbeit.
Designer, die man hier im Blick haben sollte, sind Konstantin Grcic, Stefan Diez und Patricia Urquiola, um nur einige zu nennen.

Design als Investition im Bereich Licht bezieht sich auf so spezielle Entwürfe wie TOIO von den Castiglioni Brüdern. Das Besondere an diesen Nachkriegsentwürfen ist die Verwendung von Bauteilen und Materialien aus anderen Branchen. Hier beispielsweise ein Autoscheinwerfer als Leuchtkörper. Bild via Flos.com, © Germano Borrelli

Die Kaiser Idell Leuchte ist ein Filmstar und wenn sie sprechen könnte, würde sie uns unter anderem von “Doktor Mabuse” erzählen können. Fun Fact: Der Name der heute von Fritz Hansen produzierten Leuchte setzt sich zusammen aus Kaiser (dem ursprünglichen Hersteller der Leuchte) und Idell. Christian Dell hat sie entworfen und hielt es für einen heiteren Gedanken, seinen Nachnamen mit “Idee” zu kombinieren. Deshalb Kaiser Idell Leuchte.
Einsteigeroption Leuchten
Designklassiker und Entwürfe von bekannten Designer:innen haben ihren Preis. Ein Eames Lounge Chair ist ein rentables Investment – mit einem nicht unerheblichen Preisschild schon bei der Anschaffung. Wer gerade erst anfängt mit dem strategischen Sammeln von Designobjekten (denn das ist es ja zunächst einmal), kann sich mit Leuchten an das Thema heranwagen. Design als Investment muss nicht immer teuer sein. Leuchten sind eine Art Einsteigeroption. Günstig sind sie auch nicht, aber sie bewegen sich größtenteils im mittleren dreistelligen Bereich. Hier sind es tatsächlich primär die Klassiker, auf die man sich konzentrieren sollte. Auf Bauhaus Entwürfe und italienische Nachkriegsleuchten etwa. Die WG24 von Tecnolumen ist eine Leuchte mit Investitionspotenzial, ebenso die Entwürfe der Castiglioni Brüder für Flos.
Anders als bei Möbeln aber macht es schon einen Unterschied, ob die Designs dem Originalentwurf strickt folgen oder an moderne technische Standards angepasst werden. Ist der ursprüngliche Entwurf für E27 Birnen konzipiert, sollte das auch für die Anschaffung von lizenzierten Reproduktionen gelten. Zumindest, wenn die Leuchten primär ihren Wert erhalten bzw. sogar steigern sollen. LED-Technologie hat durchaus ihre Vorteile, sowohl energetisch als auch aus Wartungssicht. Eine Pantella Leuchte aber ist nur wirklich authentisch, wenn sie für auswechselbare Birnen gebaut wurde – auch wenn es inzwischen Varianten mit fest verbauten LEDs gibt.

Ist es eine Leuchte, eine Skulptur, oder Design als Investition? Alles trifft wohl auf die ARCO Leuchte von Flos zu. Bild via flos.com, © Yulia Nesterova
Bei Leuchten eignen sich vor allem solche, die eine große Geschichte und große Designer im Rücken haben. Dazu zählen eindeutig die skandinavischen Klassiker PH 5 von Henning Poulsen für Louis Poulsen, Arco von Achille und Pier Giacomo Castiglioni für Flos, Titania von Alberto Meda und Paolo Rizzatto für Luceplan und, vielleicht überraschend, Eos von Umage. Letztere ist ein sehr junges Design, aber clever gemacht und mit hohem Wiedererkennungswert. In ein paar Jahrzehnten könnte sie einiges an Wert gewinnen. Noch ist es Spekulation, wie letztendlich immer bei Design als Investition, aber wer weiß…
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