Möbel kaufen und damit Geld anlegen, das klingt erst einmal etwas ungewöhnlich. Schließlich sind es Gebrauchsgegenstände, die täglich be- bzw. genutzt werden. Design als Investition kann sich als Anschaffung nicht nur durch den Nutzen rentieren, sondern partiell auch als Wertanlage. Was sind die Voraussetzungen und worauf ist zu achten? Und welche Stücke „gehen immer“?
Design als Investition
Das Zuhause ist dieser Tage so wichtig für das Wohlbefinden wie schon lange nicht mehr. Homeoffice, Home Schooling und stark eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten führen dazu, dass die Menschen mehr Zeit innerhalb der eigenen vier Wände verbringen. Dabei fällt auch die eine oder andere länger verdrängte Unfertigkeit im Haus auf. Und so verschönern viele ihr Zuhause mit neuem Sofa, Esstisch oder funktionaler Beleuchtung. Damit füllt man nicht einfach nur den Raum, manche Einrichtungsgegenstände steigern den Wohnwert – wortwörtlich. Es gibt Objekte, Möbel und Einrichtungsaccessoires, die als Investitionsobjekte gelten. Soll heißen: Sollte man sie wieder verkaufen wollen, erhält sich der Wert. Denn Design kann eine lohnenswerte Anlage sein. Aber nicht jedes Designerstück lässt sich später auch tatsächlich gewinnbringend weiterverkaufen.
Die Kriterien
Gutes Design ist funktional, aber nicht jedes praktische und schöne Einrichtungsobjekt taugt tatsächlich als Investition. Design als Investition ist spekulativ. Es gibt verschiedene Faktoren, die da hineinspielen. Trends und Moden und die so oft beschworene Nachfragen sind nicht unwichtig. Generell ist es egal, welcher Stilrichtung ein Objekt entstammt. Auf Auktionen werden von Biedermeierfrisiertischen bis zu extravaganten italienischen Glasobjekten allerhand Einrichtungsgegenstände gehandelt. Mal zu überraschend hohen Preisen, mitunter aber auch günstig.
Grundsätzlich ist der Wert eines Designs umso höher, je authentischer es ist. Der Kauf eines Designmöbel, das aus der Zeit des Entwurfs stammt, von einem bekannten Designer kreiert wurde und selten zu finden ist, lohnt sich immer. Aber nur, wenn es auch tatsächlich ein Original bzw. eine lizenzierte Reproduktion ist.
Ob ein Design als Investitionsobjekt überhaupt in Frage kommt, hängt von drei Kriterien ab. Bei Möbeln sind das Material, Verarbeitung und Name. Wobei der Name sowohl für Entwerfer:in als auch Hersteller gelten kann. Objekte mit Persönlichkeit, einem aussagekräftigen Design (und sei es so unaufdringlich wie die Möbel von Alvar Aalto), und gefertigt aus qualitativ hochwertigen Materialien lohnen sich immer.
Designklassiker
Womit wir auch schon bei der „sicheren Bank“ sind. Mit Designklassikern macht man nichts falsch. Sie sind seit Jahrzehnten bekannt, beliebt und gut weiterverkäuflich. Sie altern mit Würde und erhalten selbst bei häufiger Benutzung ihren Wert. Patina und Gebrauchsspuren tragen sogar noch zur Schönheit bzw. Charakter bei. Sie sind eigentlich immer gefragt und werden von den Herstellern zu einem Großteil noch exakt nach Originalentwurf gefertigt.
Eine Ausnahme gibt es mitunter bei Sitzmöbeln. Hier wird unter anderem die Sitzhöhe mit der Zeit angepasst – um für die wortwörtlich gewachsenen Nutzer:innen komfortable zu bleiben. Die Eames Plastic Chairs sind ein Beispiel dafür. An der Wiederverkäuflichkeit ändert das wenig, diese Stühle erfreuen sich seit langem ungebrochener Beliebtheit. Nachproduzierte oder limitierte Editionen sind meist eine gute Investition, vorausgesetzt, sie stammen von lizenzierten Herstellern und sind zertifiziert oder gestempelt.
Kleiner Tipp am Rande: Bei nicht so bekannten Entwürfen ist es deshalb ratsam, Sticker des Herstellers nicht zu entfernen, damit sie beim Weiterverkauf auch zweifelsfrei zugeordnet werden können.
Designs von Hans J. Wegner, Verner Panton, Alvar Aalto, Wilhelm Wagenfeld, Egon Eiermann, Charlotte Perriand und Ludwig Mies van der Rohe lohnen sich immer.
Modernes Design mit Potenzial
Klassiker sind erprobt und eine gute Anlagemöglichkeit, aber auch zeitgenössisches, junges Design hat Potenzial – wenn man sich darauf einlässt. Ein Investment ist hier sehr spekulativ, dafür kann es sich richtig lohnen, wenn aus dem Objekt in 20-30 Jahren ein populärer Klassiker gewachsen ist. Denn man muss neuzeitliches Design schon als Langzeitinvestment begreifen, wenn man es als Wertanlage anschafft. Wobei hier in erster Linie immer der aktuelle Nutzen und die Benutzbarkeit im Vordergrund stehen sollte.
Wobei, Benutzbarkeit ist so eine Sache – besonders die Stühle von Konstantin Grcic sind oftmals mehr Objekt als bequemes Sitzmöbel. Seine Entwürfe aber haben schon jetzt einen gewissen Kultstatus und lassen sich gut verkaufen. Eine exaltierte Form oder eine unkonventionelle Gestaltung kann ein Indikator für Design als Investition sein, die sich lohnt. Bei modernem Design empfehlen wir Möbel und Gegenstände, die entweder einen künstlerischen Anspruch haben oder von aktuellen Entwicklungen geprägt sind. Und, was sich eigentlich immer lohnt: hochwertige Handarbeit.
Designer, die man hier im Blick haben sollte, sind Konstantin Grcic, Stefan Diez und Patricia Urquiola, um nur einige zu nennen.
Einsteigeroption Leuchten
Designklassiker und Entwürfe von bekannten Designer:innen haben ihren Preis. Ein Eames Lounge Chair ist ein rentables Investment – mit einem nicht unerheblichen Preisschild schon bei der Anschaffung. Wer gerade erst anfängt mit dem strategischen Sammeln von Designobjekten (denn das ist es ja zunächst einmal), kann sich mit Leuchten an das Thema heranwagen. Design als Investment muss nicht immer teuer sein. Leuchten sind eine Art Einsteigeroption. Günstig sind sie auch nicht, aber sie bewegen sich größtenteils im mittleren dreistelligen Bereich. Hier sind es tatsächlich primär die Klassiker, auf die man sich konzentrieren sollte. Auf Bauhaus Entwürfe und italienische Nachkriegsleuchten etwa. Die WG24 von Tecnolumen ist eine Leuchte mit Investitionspotenzial, ebenso die Entwürfe der Castiglioni Brüder für Flos.
Anders als bei Möbeln aber macht es schon einen Unterschied, ob die Designs dem Originalentwurf strickt folgen oder an moderne technische Standards angepasst werden. Ist der ursprüngliche Entwurf für E27 Birnen konzipiert, sollte das auch für die Anschaffung von lizenzierten Reproduktionen gelten. Zumindest, wenn die Leuchten primär ihren Wert erhalten bzw. sogar steigern sollen. LED-Technologie hat durchaus ihre Vorteile, sowohl energetisch als auch aus Wartungssicht. Eine Pantella Leuchte aber ist nur wirklich authentisch, wenn sie für auswechselbare Birnen gebaut wurde – auch wenn es inzwischen Varianten mit fest verbauten LEDs gibt.
Bei Leuchten eignen sich vor allem solche, die eine große Geschichte und große Designer im Rücken haben. Dazu zählen eindeutig die skandinavischen Klassiker PH 5 von Henning Poulsen für Louis Poulsen, Arco von Achille und Pier Giacomo Castiglioni für Flos, Titania von Alberto Meda und Paolo Rizzatto für Luceplan und, vielleicht überraschend, Eos von Umage. Letztere ist ein sehr junges Design, aber clever gemacht und mit hohem Wiedererkennungswert. In ein paar Jahrzehnten könnte sie einiges an Wert gewinnen. Noch ist es Spekulation, wie letztendlich immer bei Design als Investition, aber wer weiß…
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