Was tun, wenn sich Zuhause die Bücher stapeln und der Platz für neuen Lesestoff fehlt? Ein Regal muss her. Das dachte sich wohl auch das schwedische Verlagshaus Bonnier, als es Ende der 1940er Jahre einen Designwettbewerb für ein neues Bücherregal ausschrieb. Die Anforderungen an das Regal lauteten: Es soll kostengünstig herzustellen sein, leicht und in zerlegtem Zustand transportierbar. Unter den Einreichungen fand sich auch der Entwurf des jungen Architekten Nils Strinning und seiner Frau Kajsa. Seine Kreation war ein Bücherregal, das Drahtgestelle als Seitenwände vorsah. Mit diesem Design gewann der Schwede den Wettbewerb und legte damit den Grundstein für das heute allseits bekannte String Regal.
Ein neues Regal für eine neue Zeit
Das Besondere an einem String Regal ist, dass es modular und erweiterbar ist. Mit einem Handgriff können die Regalbretter in der Höhe verstellt werden. Und ist das Regal voll, lässt es sich mit einer zusätzlichen Wandleiter und Regalbretter einfach erweitern. Eine Idee, die in der Zeit fast schon revolutionär war. Nun ist es bei genialen Ideen so, dass sich schnell NachahmDas Besondere an einem String Regal ist, dass es modular und erweiterbar ist. er finden. So auch beim String Regal von Nisse Strinning. Weil irgendwann zu viele Nachahmer auf den Markt drängten, ließ sich Strinning den Entwurf 1961 patentieren. Da hatte das Produkt bereits mehrere Designpreise und Auszeichnungen gewonnen. Das UN-Hauptgebäude in New York wurde mit dem String Regalsystem ausgestattet. Und in den 1950er und 60er Jahren wurde es zu einem der meistverkauften Regale weltweit.
Veränderung tut gut
Es soll Menschen geben, die meinen, ein Klassiker darf nicht verändert werden. Nisse Strinning selbst hat davon nicht viel gehalten. Bereits 1958 entwickelte er seinen eigenen Entwurf weiter. Anstatt der mit Kunststoff ummantelten Drahtleitern brachte er jetzt eine Version mit Plexiglas-Seitenteilen heraus. Diese wurden damals noch von Hand in Form geschnitten. Später folgte die Bodenleiter, durch die das Regal an Stabilität gewann und ganze Regalreihen ermöglichte. Außerdem kam in den 1960er Jahren eine freistehende Variante auf den Markt, die sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Das Leiterregal für die Wand blieb der Verkaufsschlager bei String.
Ein Designklassiker im Dornröschenschlaf
Bis in die 1970er Jahre dauerte der Erfolg an, um dann langsam zu verblassen. Die zurückgenommene Coolness und Praktikabilität des String Regals entsprachen nicht mehr so recht den Vorstellungen der Zeit. Und so verschwanden immer mehr der Regale in Kellern oder auf dem Dachboden. Die Unternehmen von Strinning fielen in eine Art Dornröschenschlaf und stellte den Klassiker nur noch in kleinen Stückzahlen her. Und dann kam Anfang des neuen Jahrtausends die Retrowelle angerollt und plötzlich waren Designs aus der Midcentury Ära wieder en vogue. Auf Flohmärkten suchten die Design Fans nach den alten Klassikern und etwa 50 Jahre nach seiner Entwicklung tritt das String Regal ein weiteres Mal auf die große Bühne der skandinavischen Bestseller.
Ein zweites Leben für das String Regal
Das Zweite Leben des String Regals beginnt mit Peter Erlandsson. Seine Frau Ulrika betreibt einen kleinen Designladen, in dem Kunden jetzt vermehrt nah dem Regal Fragen. Da Peter die das Unternehmen kennt, dass die Regale herstellt, fragt er dort an. Nur um zu erfahren, dass die gerade Konkurs angemeldet haben. Gemeinsam mit Per Josefsson hat er dann die Idee, die Produktion des Designklassikers wieder aufzunehmen. Gesagt, getan. Sie besuchen den inzwischen über 80-jährigen Nisse Strinning. Und der ist absolut angetan von dem Gedanken, weil endlich jemand das Potential des Möbels erkannt hatte.
Auch wenn die Retro Welle den Stein des Anstoßes für das Comeback lieferte, so wollen sie das legendäre Regalsystem jetzt zeitgemäß ausrichten. Und so präsentiert sich die neu gegründete Firma String Furniture 2005 auf der Designmesse h05 in Helsingborg in monochromem weiß. Modern, leicht, flexibel und zeitlos. Auf der Messe zeigen sie neben dem wiederbelebten Klassiker auch gleich noch eine Neuentwicklung. Das String Pocket Regal ist die kompakte, farbenfrohe kleine Schwester des String Regalsystems. Es ist Nisse Strinnings letzter Entwurf. Er erlebt noch kurz, wie der Kern seines Oeuvre ein zweites Mal die Designwelt erobert. Im Mai 2006 stirbt er.
Ein Möbel mit Zukunftsperspektive
Damit ist die Geschichte seines Regals aber noch längst nicht auserzählt. Die Ideen des Designers werden von bis heute stetig weiterentwickelt. Das String System hat Zuwachs bekommen von Zeitschriftenhaltern, Kleiderstangen und anderem Zubehör. Mit diesem lässt sich das System maximal individualisieren. Und auch der Look des Regalsystems beweist besten Geschmack. Für die Kataloge und Messestände wurde die Stockholmer Designerin und Stylistin Lotta Agaton engagiert, die immer wieder aufn neue Zeigt, wie vielseitig einsetzbar das Möbel ist.
Auf der IMM 2019 in Köln haben die Schweden außerdem eine neue Outdoor Variante des Klassikers präsentiert. Anstelle von Kunststoffummanteltem Draht setzten sie für den Außenbereich auf galvanisiertes Metall. Damit erobert das vielseitige Bücherregal jetzt auch den Garten. Und selbst das wird nicht die letzte Neuerung für das String Regal sein. Bessere Aussichten kann es für die Designikone nicht geben.
2 Comments
Ich liebe string Regale und skandinavisches design seit 25 Jahren, als es highboards aus Teak niemand wollte! So begleiten auch String Regale mein Leben. allerdings habe ich nun erfahren, dass man die Originale an den Aufhängungen erkennt. Meine Regale sind aus Vollholz, aber anscheinend nicht original, da die Aufhängungen anders aussehen. Welche Hersteller gab es noch und kann man ihnen die Aufhängungen zuordnen? Liebe Grüße Kristina Stein
Hallo Kristina,
Leiterregale sind schon seit den 1960er Jahren auf dem Markt und aktuell wieder sehr im Trend. Nisse Strinning hat das Regalsystem entwickelt und unzählige Hersteller haben es ihm nachgemacht. Deshalb ist es schwierig, dir da konkret weiterzuhelfen. Für String typisch sind die kleinen Haltewinkel mit Bogen, die in die Sprossen der Metallleiter eingehängt werden. Bei anderen Herstellern ist die Halterung etwa in die Regalböden integriert, so zum Beispiel bei Tomado. Wenn es sich bei deinem Regal um ein Vintage Objekt ohne Markierung/Stempel vom Hersteller handelt, ist es allerdings sehr schwer, die Marke zu bestimmen.
Beste Grüße
Anne