Wo beginnt Design? Wo endet Kunst? Ist Design Kunst oder umgekehrt Kunst manchmal auch Design?
Viele Designobjekte erinnern doch vielmehr an Kunst als an Design, oder nicht? Bedingen sich beide Begriffe gegenseitig oder sollte man sie vielmehr getrennt voneinander betrachten, wo es doch in einigen Fällen offensichtlich wird, dass sich Designer von Künstlern inspirieren lassen und umgekehrt? So fällt es doch beispielsweise schwer Marcel Wanders’ Riesenkakteen nur mehr als Design zu betrachten und den künstlerischen Aspekt beiseite zu lassen.
Betrachten wir zunächst eine kurze Definition des Wortes Kunst. Im Wörterbuch der deutschen Sprache steht geschrieben, Kunst sei eine „schöpferische Tätigkeit des Menschen mit Tönen, Sprache oder verschiedenen Materialien.“ Außerdem umfasst Kunst in weitem Sinne „alle Werke eines Künstlers oder eine Epoche“. Letztlich finden wir als dritte Abgrenzung den Begriff Kunst als „Fertigkeit oder Fähigkeit (auf einem bestimmten Gebiet).“Als Design hingegen wird laut Duden „die formgerechte und funktionale Gestaltgebung und die so erzielte Form eines Gebrauchsgegenstandes“ bezeichnet. Hier wird die Abgrenzung der beiden Begriffe relativ klar ersichtlich.
Die Grenze zwischen Kunst und Design
Kunst versteht sich als schöpferische Gabe, als eine bestimmte Fähigkeit, als ein Mittel des Ausdrucks seiner Fertigkeiten und weiter seiner Emotionen und Ideen. Hierbei muss nicht unbedingt ein bestimmter Zweck erfüllt werden. Vielmehr reicht es dem Künstler oft, etwas darzustellen, etwas zu präsentieren, das seine innere Welt, seine Seele offenbart und zum Ausdruck bringt. Design hingegen verfolgt einen bestimmten Zweck, nämlich den Zweck formgerechte und funktionale Gegenstände zu gestalten, einem Gebrauchsgegenstand eine bestimmte Form zu geben. Auch Konstantin Grcic, einer der meist gefragten Designer unseres Zeitalters, zieht eine klare Trennlinie zwischen Kunst und Design.
Designer „arbeiten immer im Kontext der Industrie,“ so seine Meinung. Und weiter: „Die Industrie stellt ganz konkrete Anforderungen und Bedingungen an den Designer.“ Ein Designer bleibt zum Beispiel dem ökonomischen und ökologischen Markt unterlegen, der einen Kosten-Nutzen-Faktor vorgibt und letztendlich darüber entscheidet, ob sich die Produktion eines Designerstückes lohnt oder nicht. Die Kunst im Design ist es, trotz der bestehenden Anforderungen an das Produkt, seine Kreativität spielen zu lassen und Autor des geschaffenen Objektes zu bleiben und ein Ergebnis mit der eigenen „künstlerischen Note“ zuzulassen.
Ein klarer Leitsatz des Designs ist – trotz aller Anforderungen und Bedingungen –: „Es muss wehtun“, so der Hamburger Sammler Falckenberg. Denn nur dadurch werden neue Wege eröffnet, neue Sichtweisen geschaffen und nur durch ihre radikale Umsetzung erlangten viele Objekte Kultstatus.
Festzuhalten bleibt der Kunstbegriff als ein freier, grenzüberschreitender und emotionaler Raum ohne Regeln und Bedingungen. Ein Designer hingegen bleibt an bestimmte Maßstäbe gebunden, schafft allerdings das schier Unmögliche, nämlich trotz bestimmter Anforderungen stets Autor seiner Werke zu bleiben und dabei Grenzen immer wieder herauszufordern, in Frage zu stellen und das ein oder andere Mal zu überwinden und etwas ganz Neues und Innovatives zu schaffen – ein Werk, an dem sich Generationen nach ihm noch orientieren werden.
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