Manchmal muss man einfach machen. Das scheint die Devise im Leben von Linh Tran zu sein. Nach Köln ziehen, sich selbstständig machen, Instagram ausprobieren – Bauchentscheidungen, die sich als richtig für Linh erwiesen haben. Mehr oder weniger nebenbei wurde er mit seinem Account @don_linh zum erfolgreiche Influencer mit mehr als 130.000 Followern bei Instagram. Während der Corona-Pandemie verschob sich dort sein Fokus von Mode und Reisen immer mehr in die Richtung Interior. In unserer Homestory mit Linh nimmt er uns mit in sein zweistöckiges Refugio im Belgischen Viertel.
Zuhause bei Linh wird einem ganz schnell klar: hier werden Designklassiker sehr geliebt. In welche Ecke und Ebene der Maisonette-Wohnung man auch schaut, immer landet der Blick auf einem Klassiker von USM Haller, Vitra, Knoll oder Louis Poulsen. Trends hingegen spielen keine Rolle, selbst beim Farbkonzept bleibt Linh klassisch elegant wie ein italienischer Maßanzug: Dunkelblau bis Beige definiert sich das Farbspektrum auf den zwei Etagen. Das Ergebnis ist eine sehr wohnliche, elegante Einrichtung, die die Geschmackssicherheit ihres Besitzers beweist. Was nicht heißt, dass es zuhause bei Linh kühl und unpersönlich zugeht. Ganz im Gegenteil, mit Textilien, Büchern und Accessoires verleiht er der Wohnung Charme und Wärme. Aber seht selbst.
Zuhause bei Linh in Köln
DBS: Hallo Linh, magst du dich einmal kurz vorstellen und verraten, wer du bist und was du machst?
Linh Tran: Klar, gerne. Mein Name ist Linh, ich bin 42 Jahre, und ich lebe und arbeite in Köln. Seit nunmehr gut 18 Jahren bin ich als selbständiger Friseur tätig, davon seit ca. 15 Jahren mit eigenem Salon im Herzen Kölns, den ich gemeinsam mit meinem Bruder betreibe.
Was sonst? Abseits der vielen Arbeit habe ich als „Influencer“ einen tollen kreativen Ausgleich gefunden – Fotografie war schon immer mein Ding und dieses dann mit meiner Leidenschaft von Lifestylethemen, Design, Architektur oder Fashion zu verbinden, macht mir einfach riesig Spaß. Nicht als Beruf, sondern wie gesagt als reine Nebentätigkeit und als Ausgleich zur Arbeit – und seit einigen Jahren bin ich zudem noch sehr passionierter Läufer! Ausdauersport ist total mein Ding, ich bekomme den Kopf frei und habe auch total Spaß daran, mir neue Ziele zu setzen und mich mit anderen zu messen!
Du wohnst seit 20 Jahren in Köln und seit 2 Jahren jetzt in dieser Maisonette-Wohnung. Wie wohnst du?
Ja, das war quasi Liebe auf den zweiten Blick. Es ist an sich schon eine sehr schöne Wohnung, ich lebe dort allein, knapp 100 m² auf zwei Ebenen. Gut aufgeteilt, wie ich finde mit zwei separaten Zimmern, die ich als Schlafzimmer und Gäste-/Ankleidezimmer nutze und viel Platz und offenen Räumen für Wohnbereich mit Balkon und für Küche/Esszimmer. Allerdings habe ich da anfangs doch recht viel Zeit und Arbeit investieren müssen, denn es war bei der Erstbesichtigung alles andere als meine „Traumwohnung“ – Raufaser überall, an Wänden und Decken, alles weiß, wenig Charme. Daher hat es gut einen Monat gedauert, bis die Raufasertapeten runter und überall Farbe drauf war. So hat es sich gleich viel besser angefühlt…
Meine Wohnung ist mein Refugium, wo ich mich gerne zurückziehe, die Ruhe genieße, wo ich aber auch viel Zeit mit Familie und Freunden verbringe – sowie meine große Leidenschaft für klassisches Design auslebe. Ich liebe es, immer wieder neue Dinge auszuprobieren, gestalte häufiger meine Räume um und werde nicht müde, auch häufiger die Farbrolle selbst in die Hand zu nehmen.
Wie bist du bei der Einrichtung vorgegangen? Gab es ein konkretes Konzept?
Ich bin ein reiner Gefühlsmensch und liebe es Dinge anzupacken, zu machen. Da gab es also kein Konzept, nichts Schriftliches oder so. Natürlich habe ich schon länger einige meiner Lieblingsdesignstücke gesammelt, aber es ist doch auch sehr abhängig von den jeweiligen Räumlichkeiten, die man vorfindet.
Ich bin da sehr pragmatisch vorgegangen, habe eine Aufteilung der Räume vorgenommen und habe mich dann über Farbe und Beleuchtung dem Mobiliar gewidmet – es war ein spannender Prozess würde ich sagen, der bis heute nicht abgeschlossen ist und vielleicht auch nie sein wird. Ich liebe es in Bewegung zu sein und zu bleiben, und finde es toll, mich auch wieder auf neue Themen und manchmal auch Trends einzulassen – diese vielleicht aber für mich anders oder eben individuell zu interpretieren.
Du hast auf Instagram mit Mode und Reise-Content begonnen, inzwischen postest du viel Interieurs. Wie kam es zu diesem Shift?
Auch das hat sich ganz natürlich in diese Richtung entwickelt. Ich hatte da keinen Masterplan oder habe da bewusst eine Entscheidung getroffen. Bei Instagram teile ich mein Leben und die Dinge, die mich in meinem Alltag beschäftigen mit Freunden und meiner stetig gewachsenen Community – und so sehr mich auch heute noch Fashion und auch Travel-Themen oder Reisen begleiten, habe ich einfach immer mehr das Thema Interieur und Design für mich entdeckt.
Das kommt sicherlich ein wenig mit dem Älterwerden, ganz bestimmt aber auch mit dem Freundes- und Bekanntenkreis – da gibt es den einen oder anderen Architekten und viele, die sich mit ihren eigenen 4 Wänden beschäftigen und noch dazu einfach sehr viel Geschmack haben und Wert legen auf Qualität, Nachhaltigkeit und zeitloses, gutes Design.
Wie würdest du deinen Einrichtungsstil beschreiben? Und wie hat der sich entwickelt?
Ich denke, ich würde mich da schon eher als Minimalist beschreiben, dem Funktionalität und Gemütlichkeit dabei aber sehr wichtig sind. Ich mag klare Linien und weniger ist bei mir mehr (!?), aber Mobiliar sollte nicht nur schön anzusehen sein, sondern bestenfalls sollte es auch noch seinen Zweck erfüllen. Und natürlich sollte man sich darauf wohlfühlen. Ein Designerstück, das nur toll aussieht, welches ich aber nicht nutzen kann und zudem unbequem ist, ist nicht unbedingt mein Ding.
Mein Zuhause muss leben und sollte zum Verweilen einladen. Und wenn es dann auch Anderen noch gefällt, sie sich wohlfühlen und es vielleicht noch inspirierend ist, dann macht mich das happy.
Bist du jemand, der immer wieder umräumt?
Hm, immer wieder hört sich jetzt vielleicht ein bisschen zu viel an. Aber ich mag es, wie gesagt, in Bewegung zu sein. Auch wenn ich die Ruhe zuhause liebe und brauche – so liebe ich es auch, Dinge zu verändern und immer mal wieder etwas umzuräumen. Ich spiele da gerne mit Accessoires in den verschiedenen Räumen und hin und wieder packt mich auch die Lust auf Veränderung – und mit einer neuen Farbe kommen dann auch die Ideen entweder ein wenig umzustellen oder auch mal neue Sachen auszuprobieren. Und das freut dann hin und wieder auch meine Mutter, denn dann beginnt das große Umräumen bei ihr zuhause!
Du wohnst mit vielen Designklassikern zusammen. Was schätzt du an diesen Möbeln besonders?
Ganz klar die Zeitlosigkeit. Egal ob beim Eames Lounge Chair oder das eine oder andere USM Haller Sideboard, ich habe mir diese Stücke noch nie sattgesehen. Und auch wenn die Wandfarbe oder der Teppich darunter einmal wechselt, so haben diese Pieces einfach Bestand und sehen noch immer toll aus. Ganz abgesehen davon, dass sie natürlich auch gute, sehr wertstabile „Investments“ sind.
Ganz neu eingezogen ist bei dir der Saarinen Esstisch. Warum ausgerechnet dieser etwas spacige Klassiker? Und wie fügt er sich bei dir zuhause so ein?
Das war schon immer so ein Traum von mir – der Saarinen Tisch von Knoll bricht ein wenig mit den vielen Ecken und Kanten bei mir, er ist rund und hat diese wunderbare Oberfläche aus Naturmarmor in Weiß. Neuerdings ist diese matt und auch daran kann ich mich nicht sattsehen!
Ich hatte da zuvor einen wunderschönen rechteckigen Tisch aus massivem, schwarzem Holz von jungen Designern aus Berlin (Objekte unserer Tage), aber habe schon länger mit dem Gedanken gespielt unter meiner Artischocke von Louis Poulsen einen runden Saarinen-Tisch zu platzieren. Dazu einige superschöne (und bequeme!) Freischwinger von Thonet und einen tollen Teppich. Es fühlt sich schon jetzt super an, alles etwas luftiger und leichter.
Hast du unter all deinen Möbelschätzen einen Liebling? Und gibt es ein Objekt, dass schon länger auf deiner Wunschliste steht?
Hm, das ist echt schwierig sagen – ich habe da so einige sehr liebgewonnen! Licht ist mir extrem wichtig, daher begeistert mich die Artischocke immer wieder und derzeit bin ich noch ganz verliebt in den Saarinen Tisch – auch wenn die Thonet Stühle und ein passender Teppich noch fehlen.
Und zudem beschäftige ich mich schon ein bisschen länger mit einer neuen Couch, und da finde ich die deSede Pieces ziemlich cool – allerdings auch preislich eher weiter oben auf der Richterskala.
Wer oder was inspiriert dich?
Das tägliche Leben. Ich habe da keine Vorbilder oder Idole, ich eifere da keinem Ideal nach oder so. Mein Alltag ist glücklicherweise sehr abwechslungsreich und dafür bin ich sehr dankbar. Ich führe tagtäglich viele spannende Gespräche mit Menschen, die mich umgeben, sei dies beruflich oder privat – das lässt sich oftmals kaum mehr trennen. Und das ist mein größtes Glück, dass mein Alltag schon sehr erfüllend ist und ich daraus sowohl Kraft als auch Inspiration ziehe – auch wenn natürlich das Reisen immer wieder neue Inputs liefert und mir auch sehr viel gibt…
Sonntagmittag findet man dich…
Nach einem schnellen 10 km-Lauf bei einem ausgiebigen Frühstück in meinem Lieblingscafé in Neu-Ehrenfeld.
Vielen lieben Dank Linh, dass du uns in deine traumhafte Wohnung über den Dächern von Köln mitgenommen hast!
Wer mehr Einblicke in das Zuhause von Linh werfen will, sollte seinem Instagram Account @don_linh folgen. Hier gibt es neben jeder Menge Interiorbilder auch Eindrücke von seinen Reisen und Mode Inspo von dem sympathischen Kölner zu sehen.
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