Von der Gelben Tonne zum Designerstuhl
Plastik ist praktisch, leicht, robust und hat derzeit leicht mit seinem Image zu kämpfen. Kunststoff wurde in den 1960er und 1970er Jahren als revolutionäres Material für Industrie und Verbraucher gefeiert. Es lässt sich günstig herstellen, schützt als Verpackungsmaterial vor Verunreinigungen und Schäden und lässt sich leicht formen. Deshalb ist es auch und gerade bei Designern beliebt.
Das Problem ist nur: Diese chemisch hergestellten Polymerverbindungen, die wir gemeinhin als Plastik bezeichnen, lassen sich kaum biologisch abbauen und das Recycling ist komplizierter als man glauben mag. Und dennoch hat das Recycling von Kunststoffen eine vielversprechende Zukunft.
72 Kilo Plastikmüll pro Kopf pro Jahr
Den Vorsatz, insgesamt weniger Kunststoff(-verpackungen) benutzen wollen und wenn möglich auf Recyclingprodukte zurückgreifen, haben immer mehr Menschen. Allein in Deutschland produziert jeder Mensch pro Jahr 72 Kilo Plastikmüll. Nur ein Bruchteil dessen wird weiterverwertet. Das meiste wird verbrannt. Am einfachsten zu recyceln sind PET-Flaschen. Die werden zerkleinert, zu Ballen gepresst nach China verschifft und dort gereinigt und weiterverarbeitet. Das die wochenlange Schiffreise für deutschen Müll allein in Sachen ökologischer Fußabdruck nicht gerade günstig ist, kann man sich denken. Aber immerhin kann aus dem reinen Kunststoff neuer gewonnen werden. Schwieriger allerdings ist der ganz normale Haushaltsmüll, der in der gelben Tonne landet. Dieser Plastikabfall ist nämlich nicht sortenrein und müsste aufwändig sortiert werden, bevor er recycelt werden kann. Das ist vor allem eins: teuer.
HOUE Falk Chair: eine kleine Revolution
Auch in der Möbelindustrie ist recyceltes Plastik ein Thema, mit dem sich beschäftigt wird. Es gibt bereits Möbel aus recycelten PET-Flaschen und auch Kunststoffabfälle aus der Industrie werden verwendet. HOUE hat sich jetzt gemeinsam mit einem dänischen Kunststoffrecycling-Spezialisten dem Inhalt der gelben Tonne angenommen. Die Kunststoffexperten haben ein Verfahren entwickelt, wie man den Verpackungsmüll aus dänischen Haushalten effektiv weiterverarbeiten kann – ohne die Müllverschiffung nach Asien etc. HOUE und Designer Thomas Pedersen haben dann einen Stuhl entworfen, der aus dem Recyclingmaterial gefertigt wird – et voila der HOUE Falk Chair ist geboren. Was diesen Stuhl sonst noch so besonders macht und welche Möglichkeiten das neue Material liefert, hat uns Designer Thomas Pedersen im Kurzinterview verraten.
Kurzinterview mit Designer Thomas Pedersen
AH: Der Falk Chair von Houe ist eine kleine Sensation. Was ist so besonders diesem Produkt?
TP: Das ist zum einen das Design und zum anderen das Material. Hinter dem Design steckt die Idee einen Stuhl zu schaffen, der durch große Bequemlichkeit überzeugt. Der Stuhl hat ein großes Loch im Rücken, wodurch die Sitzschale sehr flexibel ist. Man kann beim Sitzen den Körper bis ganz an die Lehne rücken. Und durch die Aussparung in der Sitzschale ist der HOUE Falk Chair auch stapelbar. Sowohl mit als auch ohne Armlehnen lassen sich fünf bis sechs Stühle übereinanderstapeln.
Und dann ist da natürlich das besondere Material. Zu Beginn war uns noch nicht klar, dass es ausgerechnet dieser recycelte Kunststoff werden würde, aus dem der Stuhl letztlich gefertigt werden sollte. Meine Agenda als Designer ist es auszuloten, welche Materialien wir benutzen, wie klimaneutral ein Produkt werden kann und wie man den ökologischen Fußabdruck möglichst klein hält. Wir wussten, dass da ganz in unserer Nähe ein Unternehmen an einem neuen Recyclingmaterial arbeitete. Also haben wir das Design und das Material Lars Houe vorgeschlagen. Und dann fiel die Entscheidung: Lasst uns das mache, ein Designerstuhl aus diesem neuen Kunststoff.
AH: Also kann man sagen, dass das Design vor dem Material feststand?
TP: Genau, es gab zuerst den Entwurf. Wobei das Design und das Material in etwa zeitgleich entstanden. Bloß gab es da noch keine Verbindung zueinander. Das Unternehmen, das den Kunststoff reinigt, schreddert und sortiert, hat für die Entwicklung des Recyclingkunststoffs aus den Abfällen privater Haushalte in etwa drei Jahre gebraucht. Und zum ungefähr gleichen Zeitpunkt kam mir die Idee zum Falk Chair. Vor der Zusammenarbeit mit Houe wurde das Material hauptsächlich für EU-Paletten genutzt. Der Stuhl ist also das erste High-End-Produkt aus dem Material.
AH: Wie hat der Designprozess das endgültige Produkt beeinflusst? Welche Einschränkungen gibt es beim Design aufgrund des eingesetzten Materials?
TP: Es gibt tatsächlich ein paar Grenzen, die durch das Recyclingmaterial gesetzt werden. Zum einen ist es die Farbe. Strahlendweiß als Farbe ist nicht machbar. Aber wir können theoretisch eine ganze Reihe anderer Farben hinkriegen, das bedarf jedoch noch einiges an Experimenten. Der Kunststoff ist als Rohmaterial zunächst einmal grau. Durch den Zusatz von Pigmenten lässt sich das ändern, aber die Farben bewegen sich da vor allem in einem dunkleren Spektrum. Deshalb gibt es den HOUE Falk Chair jetzt erstmal in zwei Farben: Schwarz und Grau. Weil der Prozess aber noch mitten in der Entwicklung steckt, glaube ich, dass da zukünftig noch mehr möglich sein wird.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Thomas Pedersen für das Gespräch! Entdeckt jetzt seinen FALK Chair aus recyceltem Hausmüll.
2 Comments
Wir würden uns sehr für diese Stühle interessieren. Kann man diese mit oder ohne Lehne Probe sitzen
Hallo, die Stühle stehen momentan leider nicht in der Ausstellung unseres Hauses in Aachen. Unter Umständen lässt sich da jedoch eine Möglichkeit über unseren Kundenservice finden. Wenden Sie sich am besten direkt an unsere Kollegen im Service per Mail oder Telefon. Unsere Kontaktdaten stehen auf der Webseite.
Beste Grüße
Anne