Aus physikalischer Sicht existieren Farben nicht. Farben sind stattdessen Sinneseindrücke, die durch unterschiedlich lange Lichtwellen vom menschlichen Gehirn wahrgenommen werden. Sie sind mehr eine Empfindung als ein greifbares Element. Und doch sind Farben aus dem Leben der meisten sehenden Menschen nicht wegzudenken. Sie umgeben uns schließlich ständig. Farben können reizen und berühren, polarisieren und beruhigen. Die Farbwahrnehmung ist, so merkwürdig es klingen mag, sehr subjektiv. Und doch gibt es Farbkombinationen, die vom Gehirn als harmonisch oder interessant wahrgenommen werden. Vier unschlagbare Farbfreunde haben wir rausgesucht und ergründen, wie und warum sie im Interior so gut ankommen.
Kontraste und unschlagbare Farbfreunde
Hell-Dunkel-Kontrast
Der Hell-Dunkel-Kontrast ist ein probates Mittel, um Farben miteinander spielen zu lassen. Außerdem wirkt ein Raum durch den gezielten Einsatz des Kontrastes plastischer. Soll heißen: er bekommt mehr Tiefe. Die unschlagbaren Farbfreunde können dabei als Wandfarbe auftreten, als kontrastierende Möbel und wohnliche Accessoires. Weiße Wände, dazu Möbel in dunklen Nussbaumtönen und graue oder schwarze Akzente funktionieren gut miteinander. Außerdem lässt sich beim Hell-Dunkel-Kontrast auch durch die Farbsättigung einiges an Wirkung erzielen. Dabei beschränkt sich die Farbauswahl nicht immer auf monochrome Farbwelten, auch Dunkelheit und Licht entfalten eine spannende Kraft und lassen spannende Farbwelten vor unseren Augen entstehen.
Komplementärkontrast
Gegensätze ziehen sich an, das trifft auf Design ebenfalls zu. Der Komplementär-Kontrast ist im Design kein Unbekannter. Er beschreibt die Wirkung zweier Farben, die im sich im Farbkreis gegenüberstehen, ergo welche im Farbton die größten Verschiedenheiten besitzen. Durch ihre Gegenseitigkeit steigern sie ihre Wirkung und kommen uns deshalb besonders leuchtend und brillant vor. Oft suggerieren sie dem Betrachter Bewegung, Lebendigkeit und irgendwie auch Vollkommenheit.
Neben den beiden genannten Kontrasten gibt es noch eine Reihe weiterer, wie den Kalt-Warm-Kontrast und Simultan-Kontrast. Letzterer beschreibt die Wirkung zweier im Farbkreis von Itten nebeneinander liegender Farben. Sie alle beschreiben eine subjektive Wahrnehmung des Betrachters, die nicht real vorhanden ist.
Tipp: Eine Wand farbig streichen und davor ein kleines Möbel, wie Wandregal, Stuhl oder Kommode in der jeweiligen Komplementärfarbe stellen. So kommen beide so richtig zur Geltung.
5 unschlagbare Farbfreunde sollt ihr sein.
Blau und Senfgelb/Gold
Blau und Gelb, das passt immer. Wobei, auf die Auswahl der Nuance kommt es schon an, sonst sieht das Zimmer später zu sehr nach der schwedischen Flagge aus. Das ist nur für eingefleischte Schwedenfans das richtige. Eine so edle wie aufregende Kombination ist ein dunkles Marineblau oder Classic Blue in Kombination mit Senfgelb. Ein abgetönter Gelbton macht die Tiefe des Blaus erst sichtbar. Aber auch ein sattes Kobaltblau mit Zitronengelb ist eine stimmige Kombination. Sie weckt Assoziationen an das Meer, die marokkanische Küste und den letzten Urlaub. Treffen Blau und Gelb im Interieur aufeinander, ergeben sie zwei unschlagbare Farbfreunde, die gemeinsam auffallen, aber nicht zu laut sind.
Tipp: weiße Wände verstärken den Maritimen Charakter dieser beiden Farben. Akzente in dunklen Kontrastfarben erden das Design und geben dem Auge des Betrachters Halt.
Braun und Grün
Wer mit braunen Holzmöbeln wohnt, der kombiniert diese Farbwelt besonders gern mit Grüntönen. Naturtöne harmonieren einfach am besten miteinander, das macht der Blick auf so ziemlich jeden x-beliebigen Baum deutlich. Braun- und Grüntöne verbinden wir unbewusst immer mit der Natur. Sie entsprechen auf ganz natürliche Weise unserem Farbempfinden und werden deshalb weder als Laut noch anstrengend oder gar störend wahrgenommen. Wobei Grüntöne ein breites Spektrum abdecken. Von Grasgrün bis zum blaustichigen Petrol.
Tipp: diese Farbkombination kommt vor allem dann elegant rüber, wenn das dominante Braun nicht als Wandfarbe auftaucht, sondern lediglich in Form von Möbeln. Helle Weiß- und Cremetöne sind dafür eine gute Basis. Grün als Akzentfarbe bringt sie sprichwörtliche Frische in den Raum.
Beige, Terrakotta und Schwarz
Farbfreunde müssen nicht immer Duos sein, auch Farbtrios kommen im Interior Design häufiger zum Zug. Beige, Terrakotta und Schwarz sind dabei keine Novizen. Für natürliche, warme und ehrliche Interieurs mit Bodenhaftung. Beige und Terrakotta sind beides warme Farben, die im Kontrast zur „Nichtfarbe“ schwarz stehen, aber gerade dadurch für mehr Dimension im Raum sorgen.
Helle Wände, einzelne rotbraune Möbel oder großformatige Accessoires und ausgewählte, feine Möbel und Akzente in Schwarz wirken sehr edel und harmonisch. Das schwarz dient dem Auge dabei als Ankerpunkte, an denen es sich entlanghangeln kann. Wählt man statt Schwarz als dritte Farbe Weiß, wirkt das Interieur bestenfalls beruhigend, mitunter jedoch fast monoton bis langweilig. Kontraste sucht man dann nämlich vergebens. Beige als auch Braun sind Farben, die für eine wohlige Raumwirkung sorgen. Mit verschiedenen Beige- und Braunnuancen lassen sich zudem stilvolle Kombinationen erzielen. Die besten Partner für diese drei unschlagbaren Farbfreunde sind neutrale Farben.
Tipp: Für Terrakotta und Design gilt: auf schlichte, klare Formen setzen. Je dunkler der Ton, umso kleiner sollte das Objekt sein. Modern wird der typisch mediterrane Farbton in Form von Rauten, Dreiecken und geometrischen Mustern.
Rosa, Grau und Lindgrün
Auch die letzte Gruppe unschlagbare Farbfreunde besteht aus drei Akteuren: Rosa, Grau und Lindgrün. Sowohl Grau und Rosa als auch Grün und Rosa werden im Interieur häufig gesehen. Das liegt daran, dass sich Grau als auch Grün sehr effektvoll mit Rosatönen einsetzen lassen. Ihre großzügige „Coolness“ wird durch den zarten Rotton unterstrichen und gleichzeitig angewärmt. Dieser Farblook wirkt feminin und zart, durch das Zusammenspiel von Lindgrün, Grau und Rosa wirkt die Kombination dennoch elegant und erwachsen. Das wird zum einen erreicht durch das sachlich-kühle Grau, dass so etwas wie die zurückhaltende Basis dieses Farbarrangements bildet. Rosa ist die etwas weniger stark eingesetzte Kontrastfarbe, die fast automatisch Wärme mitbringt. Und das Grün fungiert als Akzentfarbe, die nur punktuell eingesetzt werden sollte.
Tipp: Bei der Abstimmung der Farben darauf achten, dass Rosa- und Grautöne nicht beide eher kalt sind. Mindestens eine der Farben sollte im warmen Farbbereich zuhause sein.
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