Interieur Materialkunde – Holz, Kunststoff, Keramikfliesen, Marmor, Baumwolle – sie sind alte Bekannte und etablierte Größen in der Inneneinrichtung. Omnipräsente Materialien, nahezu über jeden Trend erhaben und wenn schon nicht unkaputtbar, dann doch zumindest verlässlich Partner rund um das Thema Wohnen und Gestalten. Neben ihnen gibt es aber immer wieder neue Werkstoffe, die im Interior Design auftauchen. Diese Interieur Materialkunde widmet sich sieben spannenden Werkstoffen, die sich aktuell im Zuhause häufiger antreffen lassen.
Interieur Materialkunde: 7 Trendmaterialien kurz erklärt
Bouclé: Geschlungen und unempfindlich
Bouclé ist ein Textil, welches vor allem in der Mode zu finden ist. Das französische Haute Couture Haus Chanel ist berühmt für seine Kreationen aus Bouclé. Typisch für dieses Gewebe ist die Oberfläche, die in ihrer Struktur sehr an die Ripsbindung erinnert. Der Name leitet sich vom französischen Begriff „boucle“ ab, was soviel wie Schlaufe bzw. Schleife heißt. Kleine Knoten oder Schlaufen sind charakteristisch für die Oberfläche des Textils, die dadurch ungleichmäßig erscheint und zum Berühren einlädt. Bouclé ist wenig empfindlich und knittert kaum.
Diese Eigenschaften machen sich gerade einige Hersteller aus der Interieurbranche zu nutze. Das weiche Textil kleidet nun auch Sessel und Sofas, wie etwa die Rico Serie von ferm LIVING. Sessel und Sofas mit weichen Rundungen werden gehüllt in Bouclé in sanftem Cremeweiß und beweisen damit: Der Stoff ist sicherlich alt, aber alles andere als altbacken.
Interieur Materialkunde Travertin: ein Leichtgewicht unter den Natursteinen
Neben dem Dauerbrenner Marmor taucht immer häufiger auch heller Travertin im Interieur auf. Der poröse Kalkstein von heller, meist gelblicher bis brauner Farbe, kommt im Bauwesen schon lange zum Einsatz. Nun findet er sich immer mal wieder auch als Werkstoff im Möbelbau wieder. Einen Couchtisch aus Travertin hat ferm LIVING im Repertoire, andere fertigen schlichte Buchstützen oder gar Esstische aus dem Naturstein.
Das Besondere in Travertin ist sein geringes Gewicht aufgrund vergleichsweise geringer Festigkeit. Deshalb lässt sich der Stein auch leicht bearbeiten. Das Material ist pflegleicht, reagiert aber empfindlich auf säurehaltige Substanzen. Ähnlich wie Marmor schädigen Zitronensaft, Wein oder Ketchup den Stein. Eine Imprägnierung kann die Oberfläche jedoch vor dem Eindringen schädlicher Substanzen schützen.
Pappmaché: alles, nur kein Pappenstiel
Papier ist kein neues Material im Interieur, wohl aber Pappmaché. Oder zumindest ist es weit unüblicher.
Pappmaché ist ein Gemisch aus Wasser und Papierfasern, zusammengehalten durch ein Bindemittel wie Kleister. Das Material wird flüssig verarbeitet, wird oft aus Recyclingpapier gewonnen und besitzt eine hohe Zugfestigkeit. Pappmaché wird aber nicht nur im Kindergarten für Bastelprojekte genutzt, es erfährt gerade ein Statusupgrade als nachhaltiger Werkstoff im Interior Design. Aus dem pflanzlichen Material lassen sich leichte, stabile und verhältnismäßig günstige Kisten, Karton und gar Kleinmöbel herstellen. Es ist weder Wasser- noch Stoßresistent – so wie die meisten anderen Papierprodukte eben auch.
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Verzinkter Stahl für industriellen Charme
Zur Interieur Materialkunde gehören aber auch härtere Werkstoffe. Verzinkter Stahl ist Stahl, der mit einer dünnen Schicht Zink überzogen wurde, um ihn vor Korrosion, also Rost zu schützen. Deshalb findet sich das Material auch relativ häufig im Outdoorbereich. Gartenbänke gibt es verzinkt, Gartengerät wird mitunter mit der dünnen Zinkschicht überzogen. Und der schwedische Hersteller String Furniture brachte erst im vergangenen Jahr ein Outdoorregal aus verzinktem Stahl auf den Markt.
Jetzt taucht das Material punktuell immer mal wieder im Interior Design auf. In kleinen Dosen, meist um den industriellen Charakter eines Raumes zu unterstreichen. Oder um etwas Landhausflair zu verströmen. Denn im Garten ist Zink eigentlich zuhause. Die praktischen Zinkkörbe von Korbo machen sich sowohl dort als auch im Haus nicht schlecht – etwa als Geschenkpapierrollenhalter, Wäschekorb oder als Kuscheltiersammelbecken im Wohn- oder Kinderzimmer. Dank der offen gewebten Struktur sind sie nicht schwer und flexibel einsetzbar.
Immer dem roten Wollfaden entlang
Zu Wolle gesponnenes Tierhaar hat eine lange Tradition in unseren Breitengraden. Wolle ist ein nachwachsender Rohstoff, der schätzungsweise seit dem 4.Jahrtausend vor Christus verwendet wird. Trotz großer Konkurrenz durch Baumwolle und Kunstfasern besitzt sie nach wie vor tragende Bedeutung – sowohl in der Mode als auch im Interieur.
Das liegt vor allem an den herausragenden Materialeigenschaften der Wolle. Sie nimmt sehr leicht Farbe auf, Schmutz jedoch sehr schlecht an. Durch ihre elastischen Fasern knittert das Material kaum. Sie ist farbbeständig. Gerüche nimmt sie nur schwer an und hat eine natürliche Reinigungsfunktion. Nach kurzen Lüften riecht Wolle wieder neutral und frisch. Außerdem ist die tierische Faser nur schwer entflammbar – sie verkohlt, statt zu verbrennen. Das sieht zwar im Ergebnis nicht schön aus, ist aber sicherer.
Im Interieur nimmt Wolle die vielfältigsten Formen an. Als Sofabezugstoff gibt es sie, genauso wie in Form von Decken und Kissenbezügen. Neben der klassischen Schafwolle gibt es zum Beispiel Mohair und Kaschmir (von der Ziege), Angora (vom Kaninchen) und Alpaka (vom Alpaka Kamel). Versponnen wird dabei das weiche, kurze Unterhaar der Tiere, nicht das längere Deckhaar.
Leder: Das geht auf eine Kuhhaut
Das Naturprodukt Leder ist alles andere als ein Novize im Interieur. Ledersofas kennt wahrscheinlich jeder und die gibt es schon seit geraumer Zeit in diversen Wohnzimmern und Büroräumen. Dennoch gibt es die eine oder andere Unklarheit über den tierischen Werkstoff. Unsere Interieur Materialkunde beschäftigt sich daher einmal etwas näher damit. Leder ist vereinfacht gesagt, eine gegerbte und dadurch haltbar gemachte Tierhaut. Als Naturprodukt bringt es viele gute Eigenschaften mit sich. Es ist strapazierfähig, langlebig und belastbar, außerdem grundsätzlich pflegeleicht. Durch den Gerbprozess und die Pigmentierung (die das Leder schmutz- und wasserabweisend machen), bekommt die tierische Haut eine äußerst widerständige Oberfläche. Durch Dehnung wird das Leder weich und elastisch.
Was es aber so besonders macht, ist sein „Alterungsprozess“. Durch Sonne, Licht als auch Abrieb und Benutzung verändert sich Material. Es lebt quasi mit uns mit. Das kennt man von Handtaschen, aber auch von Ledermöbeln. Diese Patina ist es, die Leder so beliebt macht. Während andere Materialien durch Benutzung optisch an Qualität einbüßen können, gewinnt Leder mit jedem Tag an Schönheit dazu. So romantisch das klingt, nicht jedes „Lebenszeichen“ wird gleichermaßen geliebt. Helle Leder sind anfällig für Wasserflecken und auch kleine Risse und Kratzer tauchen auf. Diese lassen sich mit entsprechenden Mitteln behandeln oder von Fachwerkstätten reparieren.
Im Interieur findet sich Leder ganz klassisch bei Polstermöbeln wie Sofa und Sessel, aber auch Esszimmerstühle und Wohnaccessoires bringen coolen Schwung in das Zuhause. Der Adam Stool von Frama verbindet warmes Leder in Cognacfarbe mit kühlem Stahlrohr.
Die jute Jute
Jute ist eine Bastfaser, die vollständig abbaubar ist. Sie wird gewonnen aus der gleichnamigen Pflanze, die krautartig wächst. Sie wird oft auch als die „goldene Faser“ betitelt, weil sie einen seidig-goldenen Glanz besitzt. Charakteristisch für sie Bastfaser ist ihre geringe Reißfestigkeit und das hohe Wasseraufnahmevermögen. Gleichzeitig verrottet sie gut, was das Naturmaterial zu einem sehr umweltfreundlichen Produkt macht.
Wer Jute kennt, weiß auch, dass sie einen sehr eigenen, strengen Geruch hat, der mit der Zeit jedoch verfliegt. Farbe nimmt die Faser, ähnlich wie Wolle, leicht an. Bei Kontakt mit Wasser neigt sie zu Fäulnis. Im Interior werden Jutefasern insbesondere für grobe Garne verwendet, aus denen sich schlichte und schöne Teppiche weben lassen. Diese sind robust und zum Beispiel auf stark belaufenen Böden eine gute Wahl. Flecken auf Juteteppichen lassen sich mit einem leicht angefeuchtetem Tuch oder besser noch mit einer weichen Bürste entfernen.
3 Comments
Great content! Super high-quality! Keep it up! 🙂
Schöne Zusammenstellung. Ich kombiniere auch sehr gerne verschiedene Materialien, hab mich vor Kurzem erst an die Siebtechnik herangewagt. Ist wirklich schön geworden.
Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen