Die meisten namhaften Designer dürfte man in Großstädten vermuten, umgeben von geschäftigem Treiben und unterschiedlichsten Einflüssen, die aus der ganzen Welt quasi zu ihnen vor die Tür getragen werden. Auch Jens Fager hat lange in der Großstadt gelebt. Inzwischen aber wohnt der Designer irgendwo im Nirgendwo in der schwedischen Provinz und fühlt sich dort absolut wohl. Die Kreativität braucht den urbanen Raum nicht, eher umgekehrt. Und so entwirft der Schwede dort recht unkomplizierte, moderne Produkte, unter anderem für Muuto. Das neueste Ergebnis der Zusammenarbeit: der Soft Side Table. Wir haben mit Jens Fager bei einem Studiobesuch nicht nur über die Kooperation mit Muuto, sondern auch über seinen Design-Ansatz gesprochen.
Jens Fager und Muuto – Fruchtbare Zusammenarbeit
DBS: Erzähl uns vom Soft Side Table, den du vor Kurzem für Muuto entworfen hast. Gab es ein Briefing und wie stark war das Muuto-Team involviert?
Jens Fager: “Ja, es gab eine ganz klare Vorgabe. Muuto wollte einen vielseitigen Beistelltisch in verschiedenen Größen, der sowohl funktionell als auch ästhetisch in Muutos bestehendes Universum passt. Ich hatte völlig freie Hand bei der Wahl des Materials für diesen Entwurf.”
Wie hast du die für die Farbpalette für den Soft Side Table entschieden?
“Die Auswahl der Farben ist ein Prozess, der in enger Zusammenarbeit mit dem Muuto-Team erfolgt. Die Farbpalette haben wir uns gemeinsam ausgedacht. Der charakteristische Orangeton war ein Vorschlag von Muuto. In der Anfangsphase war ich etwas skeptisch, aber jetzt bin ich sehr verliebt in ihn.”
Deine Objekte/Projekte haben oft einen grafischen und doch organischen Charakter. Wie würdest du deinen Designansatz beschreiben?
“Für mich geht es immer darum, Unordnung zu reduzieren und von einer Form abzulenken, bis das Wesentliche zum Vorschein kommt, ohne dass die Eleganz und Schönheit verloren gehen. Die Art und Weise, wie wir das endgültige Objekt sehen, wird von seinem Äußeren, seiner äußeren Kontur dominiert, daher braucht es ein Gleichgewicht der Proportionen.”
Dein Studio befindet sich nicht in einer Großstadt wie Stockholm, sondern auf dem schwedischen Land. Dennoch haben die Entwürfe eine urbane Ausstrahlung. Wie beeinflusst die Umgebung deine Arbeit und den Prozess?
“Ich habe in Großstädten auf der ganzen Welt gelebt, aber ehrlich gesagt bin ich ein recht einfacher Mensch, der nicht viel braucht, um zu gedeihen, und das spiegelt sich wohl auch in den Objekten wider, die ich entwerfe.”
Welche Philosophie steckt hinter deinen Entwürfen?
“Der Ausgangspunkt ist immer die Essenz des Produkts. Eine Lampe sollte zum Beispiel Licht spenden und nicht dekorieren. Das zwingt mich dazu, einen klareren Weg einzuschlagen, die Materialität herauszuarbeiten und zu überlegen, wie wir die Technologie einsetzen können, damit sie der Idee entspricht oder sie aufwertet. Aber letztendlich sind wir Designer der persönlichen Erfahrung von Schönheit ausgeliefert; wir alle haben unterschiedliche Gefühle für ein Objekt.”
Wo findest du Inspiration? Beziehungsweise, glaubst du überhaupt an Inspiration?
“Ich lasse mich selbst von den alltäglichsten Aspekten des Lebens inspirieren – von der Zeit mit der Familie, meinen Kindern und den Reisen, die ich im Rahmen meiner Arbeit unternehme. Ich verbringe viel Zeit in der Natur, was mich immer wieder beeindruckt und inspiriert.”
Historisch betrachtet ist das schwedische Design sehr breit gefächert. Das Spektrum reicht von den verspielten Entwürfen von Estrid Ericson und Joseph Frank bis hin zu den eher erdigen und fast brutalistischen Möbeln von Jonas Bohlin: Wo würdest du sich selbst in diesem Spektrum sehen?
“Im Moment lebe ich einfach und tue das, was ich liebe, auf meine eigene Art und Weise. Alles, was ich hoffe, ist, einen Fußabdruck in der zukünftigen Designgeschichte zu hinterlassen.”
Es ist immer schwierig, sich zu entscheiden, aber hast du einen Liebling unter den von dir entworfenen Produkten?
“Die Tip Lamp Serie für Muuto ist eines meiner Lieblingsprodukte. Meiner bescheidenen Meinung nach ist sie einfach der Hammer, eine unglaublich lustige und anregende Zusammenarbeit mit dem Team von Muuto.”
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