Nicht alle Puppen sind heute Sammlerstücke, und doch hegen die Menschen eine ungebrochene Faszination für sie. Es sind vor allem Puppen, die der Volkskunst zugerechnet werden oder davon inspiriert sind, wie zum Beispiel die Wooden Dolls von Alexander Girard, die heute gesucht und begehrt sind. Die Vitra Wooden Dolls von Alexander Girard sind Sammelobjekte, die sich unter puppenaffinen Designfans steigender Beliebtheit erfreuen, ja, nicht selten als Objekt der Begierde auf deren Wunschzetteln landen.
Objekt der Begierde: Wooden Dolls
Puppen als kulturelle Artefakte
Puppen begleiten Menschen seit prähistorischen Zeiten und sind Ausdruck der menschlichen Symbolisierungs- und Mentalisierungsfähigkeit. Puppen stellen kulturelle Artefakte dar, sie sind Spiegel und Projektionsfläche gesellschaftlicher Verhältnisse. Ihre Besonderheit ist, dass sie unterschiedlichste Bedeutungen und Nutzen haben. Puppen sind tief in der Menschheitsgeschichte verankert. In den Gräbern der alten Ägypter wurden Holzpuppen gefunden, die bis ins Jahr 2030 v. Chr. zurückdatiert werden können. Auf allen Kontinenten und in allen Kulturen spielen Puppen eine Rolle.
In Verbindung mit dem Puppentheater dienen sie der Unterhaltung von groß und klein, Babypuppen sind Spielzeug. Andere Puppen wiederum werden als therapeutisches Werkzeug eingesetzt. Nicht jede Puppe sieht aus wie ein Menschenkind, sie können die unterschiedlichsten Formen annehmen. Aus der Volkskunst (Folk Art) sind sie nicht wegzudenken, dort haben sie entweder religiöse Bedeutung, symbolischen Wert oder wurden als Souvenirs produziert. Sie sind Glücksbringer oder Schutzengel, verkörpern Gottheiten oder Menschen. Die Kulturgeschichte der Puppen ist so umfassend und vielseitig, ihre Nutzung bis heute weit verbreitet, man kann ganze Aufsätze und Bücher dazu schreiben. Für Alexander Girard waren Puppen aus seiner umfangreichen Folk Art Sammlung vor allem eines: Inspiration.
Menschliches in Puppenform
Die Wooden Dolls sind eine fantasievolle Zusammenstellung von Puppen, die sowohl fröhlich als auch traurig sind. Sie wurden 1953 von dem Designer Alexander Girard ursprünglich für sein eigenes Haus in Santa Fe entworfen. Girard erschuf die Holzfiguren, nachdem er sich eine neue Bandsäge gekauft hatte und das neue Werkzeug mit dem gebotenen Eifer für eine Neuanschaffung ausprobierte. Er experimentierte mit Rundungen und Winkeln, die an die Kachinas aus dem amerikanischen Südwesten (Arizona), Kokeshis aus Japan, Spielzeug aus Girards Kindheit und sogar Roboter erinnerten. Sobald sie bemalt und verziert waren, bekamen diese Puppen jedoch einen ganz und gar eigenen Ausdruck.
Diese Puppenfamilie, so schrullig, skurril und abstrakt sie auch erscheinen mag, hat etwas zutiefst Menschliches. Wir erkennen uns in den Wooden Dolls wieder, in dem breiten Grinsen genauso wie einem traurigen Blick. Schaut man sich die Gesichter der hölzernen Puppen genauer an, zeigen sich deutliche Parallelen zu den heute allgegenwärtigen Emojis. Die bunte Familie umfasst das gesamte Spektrum menschlicher Emotionen und erinnert uns daran, dass wir Teil eines Kollektivs sind, das grösser ist als wir.
Die vielen unterschiedlichen Modelle der Wooden Dolls von Alexander Girard werden bis heute in liebevoller Handarbeit bemalt. Heute verleihen sie unseren Wohnräumen eine charmante Note. Die Wooden Dolls, die sowohl dekorative Elemente als auch Spielzeug sind, basieren auf Originalen aus dem Girard-Nachlass, der sich heute im Besitz des Vitra Design Museums befindet. Im Rahmen der Vitra Home Stories Kampagne hat Vitra zwei ausgewählte Wooden Dolls in einer XL Version in limitierter Stückzahl herausgebracht. Mit stattlichen 80cm Höhe sind sie etwa viermal so groß wie die regulären Wooden Dolls – für Sammler dieser verspielten Designobjekte ein absolutes Highlight.
Wer war Alexander Girard?
Alexander Girard wurde 1907 als Sohn einer US-Amerikanerin und eines französisch-italienischen Vaters geboren. Er wuchs in Florenz auf, bevor ihn seine Eltern auf ein englisches Internat schickten. Nach seinem Architekturstudium in London und Rom ging er nach New York, wo er sein eigenes Büro eröffnete. Zusammen mit George Nelson und Charles & Ray Eames zählt er zu den prägenden Figuren des amerikanischen Designs der Nachkriegszeit.
Ein Schwerpunkt seines vielfältigen Schaffens war das Textildesign: Für die Herman Miller Company entwarf Girard eine Vielzahl von Textilien. Seine farbenfrohen Motive zeigen teils geometrische Formen, teils entstanden stilisierte Ornamente nach Objekten in der Natur. Die auf seinen ausgedehnten Reisen gesammelten Objekte und Textilien dienten Alexander Girard schließlich auch als Anregung und Inspirationsquelle bei der Entstehung der Wooden Dolls Familie. Jede Puppe reflektiert einmalige Charaktere in Mimik und Haltung. Alexander Girard verstarb 1993 und seine Nachkommen vermachten das Girard-Archiv dem Vitra Design Museum.
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