Für gewöhnlich kommen auf einer Messe Händler und Aussteller aus der ganzen Welt zusammen, spazieren stundenlang über vollgepackte Messegelände und trinken unzählige Kaffees oder Gläser Wasser. In Mailand ist das ein wenig anders, denn hier paart sich das Ganze mit italienischem Dolce Vita und einer spannenden Designwoche in der Innenstadt. Darum haben wir für euch die Messehallen des Salone in Mailand, ein altes Schwimmbad und zahlreiche Showrooms der Stadt während der Mailänder Design Week besucht.
Recap Salone del Mobile 2023
Wenn der Salone in Mailand nach uns ruft, dann lassen wir uns nicht lange bitten. Die international bedeutendste Möbelmesse lud vom 18. – 23. April 2023 zum 61. Salone del Mobile und zum Fuorisalone nach Mailand. Das bedeutete für uns zwei Tage in den sonnigen italienischen Metropole, vollgepackt mit Design-Highlights und Möbelschätzen, geliebten Herstellern und spannenden Neuheiten. Es begegneten einem Materialexperimente bei DEDON, taktile Erinnerungen bei Cassina (Nubuk als neue alte Polsteroberfläche) und üppige Kurven mit Farbe unter anderem bei Arper. Unsere ganz subjektiven Highlights aus zwei Tagen Mailand haben wir nun für euch zusammengefasst.
Das war unser Salone in Mailand 2023 – Fuorisalone
Eine der Besonderheiten der Mailänder Designwoche, die den Fuorisalone so besonders macht, ist die Tatsache, dass während der gesamten Woche historische Palazzi von Marken, Kollektiven und Designern übernommen werden, um einige der kreativsten Designinstallationen zu präsentieren. Die Mailänder Designwoche 2023 bietet einen Weg zur Erkundung der Stadt, wobei mehrere neue Orte zum ersten Mal als Kulisse für Designausstellungen genutzt werden. Einen dieser Orte öffnete Gubi für das Design-interessierte Publikum. Im Bagnio Misteriosi, einem alten Schwimmbad mit gediegenem und bröckelig-italienischem Charme, zeigt die dänische Marke seine Vision vom Wohnen und Leben. Es wurden zum einen 10 Jahre Beetle Chair gefeiert mit 10 künstlerischen Interpretationen des GamFratesi Stuhls.
Im Inneren des Schwimmbades besuchte man eine Kulissenhaft-opulente Inszenierung der Gubi Klassiker und einiger Neuheiten, darunter eine Bambusleuchte und vor allem neue Stoffqualitäten für Polster und Co. Insgesamt versprühte die Installation 70er-Jahre Grand Hotel Charme, der an mehr als nur einer Stelle auch aufgrund der Farbwahl an die Kulissen eines Wes Anderson Films erinnerte – La Vita Aquatica sozusagen.
Im vielleicht pittoreskesten Bezirk der Stadt, Brera, findet in jedem Jahr der Großteil der Aussteller außerhalb des Messegeländes Platz. Hier zeigen sie oftmals in historischer Kulisse, welche Neuheiten sie im Programm haben und was an Sondereditionen auf Fans und Liebhaber hochwertigen Designs zukommt. Wie schon im Jahr zuvor haben sich die Schweizer Möbelbausysteme USM wieder einmal mit Rossignoli Bikes zusammengetan, um ihre neueste limitierte Edition zu präsentieren. Die in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Claudia Comte und in Partnerschaft mit dem Sozialunternehmer The Skateroom entstandene Kollektion umfasst die kultigen USM Haller Modulmöbel mit einem schwarz-weißen Zickzack-Muster der Künstlerin.
Der Fuorisalone ist eine großartige Gelegenheit, die besten italienischen Möbelausstellungsräume zu besuchen (von denen sich viele praktisch auf einem kleinen Areal im Stadtzentrum befinden), und zu diesem Anlass werden diese Räume in eine umfassende Präsentation der neuesten Produkte jeder Marke verwandelt. B & B Italia zeigte in seinem Showroom unter anderem das neue, extrem bequeme Sofa von Piero Lissoni. Die Installation im Showroom setzte auf Punkte in Print und Projektion, war farblich eher bläulich gehalten und trumpfte mit coolem 80’ies Charme auf. Nicht weit entfernt davon befindet sich der Flagship Store von Cassina. Dort gab es neben den ikonischen Entwürfen der I Maestro Reihe auch einige Neuheiten zu sehen, darunter einen kompakten Cocktailsessel/Drehstuhl mit Umkehrpunkt.
Die Highlights der Messe
Natürlich waren wir auch einen Tag auf dem Messegelände unterwegs, dass sich in diesem Jahr etwas anders zeigte als gewohnt, denn die Veranstalter haben den Aufbau der Stände neugedacht – mit einem multidisziplinären, urbanen Ansatz. Das neue Layout orientiert sich an den historischen Stadtzentren Italiens. Die Messe wurde zu einer Stadt umgestalten, für die die Euroluce als Kern und Experimentierfeld diente. Bei den Leuchtenherstellern gab es darum auch besonders viel zu entdecken, angefangen bei Flos und unter anderem einer kompakten neuen Tischleuchte von Ronan Bouroullec bis hin zu Louis Poulsen, die den zartrosa Schleier der letzten Messe nun über weite Teile ihrer Kollektion ausbreiten – und nicht nur als limitierte Edition.
Eine wirklich innovative Neuheit haben wir dann auch noch entdeckt, nämlich bei Midgard. Die Hamburger Marke, die weltweit für ihre hochfunktionalen Arbeitsleuchten aus der Zeit des Bauhauses bekannt ist, haben den Prototypen einer neuen Tischleuchte präsentiert – das erst zweite neue Design in diesem Jahrtausend. RAY ist inspiriert von den Schnappbändern (natürlich nicht der offizielle Begriff), die die meisten entweder aus der Kindheit oder in Form von Kapselmaßbändern aus dem Werkzeugkasten kennen. Der Arm der Leuchte funktionier nach dem physikalischen Prinzip der Bistabilität. Das heißt, das Metallband hat zwei Formen, in denen es stabil verharrt. Durch hinzugefügte Aktivierungsenergie wechselt es die Form – aber seht selbst.
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Fazit: Auf dem Salone in Mailand ging es, wie auch schon im Jahr zuvor, gar nicht so sehr um Neuheiten, die mit großem Brimborium präsentiert werden, sondern um Materialitäten, Stimmungen und bekannte Klassiker. Das ist vielleicht auch der Trend, der sich während der Design Week in Mailand ausmachen ließ: Die Hersteller konzentrieren sich auf die Dinge und Produkte, die sie exzellent beherrscht und gönnen ihnen sanfte, zeitgemäße Veränderungen. Eigentlich eine ganz entspannte Haltung, oder? Damit ging der 61. Salone del Mobile erfolgreich zu Ende.
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