Was halt die Interior Welt jedes Jahr aufs neue im Januar auf Trab? Die Messesaison natürlich. Auf die Imm Cologne folgt wie üblich die Januarausgabe der Maison et Objet 2019 in Paris. Wie in Köln gab es hier eine Menge zu entdecken – neues, schönes und kurioses. In unserem Rückblick zur Maison et Objet 2019 nehmen wir euch mit auf einen kleinen Abstecher in die französische Hauptstadt.
Designer of the Year Sebastian Herkner
Designer des Jahres auf der M&O war diesmal Sebastian Herkner. Dass die Wahl für 2019 auf ihn viel, überrascht kaum, wenn man bedenkt, dass Sebastian Herkner in 2018 21 verschiedene Projekte an den Start gebracht hatte. Die Messe widmete sich dem vielbeschäftigten Offenbacher Designer mit so etwas wie einer Art kleinen Werkschau. In Herkners Arbeiten zeigt sich immer wieder seine Leidenschaft für Handwerkskunst und sein Faible für Farben. Die Ausstellung widmete sich außerdem seinem kreativen Schaffensprozess. Gezeigt wurde u.a. wie der Mbrace Lounge Chair von Dedon in unfertigem Zustand aussieht und der von Herkner für Thonet gestaltete 118 Chair in seine Einzelteile zerlegt.
Maison et Objet 2019: Das Spiel der Gegensätze
Während es draußen für Pariser Verhältnisse schon fast eisig war, präsentierten die Hersteller, ähnlich wie auch bereits in Köln, im Inneren der Messehallen eine warme Farbpalette. Terrakotta, Pfirsich, gebrannte Farben und satte Beerentöne waren tonangebend. Und auch bei der Materialwahl zeichnete sich eine neue Wärme ab. Viel Textil, mehr Holz und warm strahlendes Messing.
Immer wieder sah man Kissen und Samt, warmes Licht und Fransen. Das spanische Label Houtique spielte auf verlockende Art mit lebendigen Farbkombinationen wie Flieder, Türkis und Senfgelb. Dramatische Gegensätze trafen bei Houtique auf luxuriöse Materialien und sorgten im Ergebnis für ein modern-glamouröses Boudoir-Gefühl. An anderer Stelle wiederum dominierten warmes Naturweiß, Terrakotta und Yves Klein Blau. Das wiederum versetze den Besucher auf die Dachterrasse eines marokkanischen Riad.
Interieur 2019: Gemütlich wird‘s
Apropos Wärme und Natürlichkeit, in die gleiche Kerben schlagen auch ein paar weitere Beobachtungen, die man auf der Maison et Objet 2019 machen konnte. Haptik wird ein großes Thema. Highgloss Oberflächen, auf denen sich jeder Fingerabdruck unschön abzeichnet, verschwinden immer mehr. An ihre Stelle treten Oberflächen und Materialien, die zum Anfassen einladen. Bouclé, Wolle, handschmeichelnde Hölzer und Naturstein wie Travertin und auch immer noch Marmor.
Macht Platz(o) für Terrazzo
Und nicht zu vergessen: Terrazzo in den verschiedensten Spielarten. Der war auf der Pariser Messe im Januar nahezu omnipräsent. Tom Dixon präsentierte in dem Bereich eine faszinierende Neuheit. Swirl heißt die Kollektion von Buchenden, Vasen und Kerzenhaltern, die an 3D Versionen von marmoriertem Papier erinnern, aber gleichzeitig das Gewicht eines steinernen Objektes mit sich bringen. Das Ganze wird aus einer Materialkombination aus Kunstharz, Pigmenten und Produktionsabfällen aus dem Marmorabbau gefertigt.
Grafisches Lichtspiel
Was uns ebenfalls auffiel: es wird grafisch, besonders bei den Leuchten. Lampenschirme aus zart miteinander verwobenen Fäden, strahlenförmige Schirme und Gruppenhängungen, die an ein eigentümliches Sonnensystem erinnern, wurden von den Herstellern präsentiert. Die Beleuchtung auf der Maison et Objet 2019 erinnerte bei vielen Herstellern mehr an künstlerische Installationen als an rein funktionelle Beleuchtung. Ist das ein Trend, den wir eventuell bald auch vermehrt in Privaträumen sehen werden? Vielleicht. Dekorativ und elegant waren zumindest viele der gezeigten Lichtobjekte.
Und sonst so auf der Maison et Objet 2019?
Für eine kleine Überraschung sorgte die Tatsache, dass die uns altbekannte Schwammtechnik einen Comebackversuch unternimmt. Wahrscheinlich hängt das zusammen mit der neuen Sehnsucht nach mehr Natürlichkeit. Handgemachtes gab es bei Serax und Broste Copenhagen zu entdecken. Zudem begegneten uns auf der Messe immer wieder in der Natur Gesammeltes, organische Formen und gestalterische Anspielungen an die menschliche Anatomie, etwa bei Vasen und Accessoires.
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