Ein klassischer Einrichtungstipp, um Räume harmonischer wirken zu lassen, ist es mit Paarweise arrangierten Stücken zu arbeiten. Zwei gleiche Tischleuchten auf dem Sideboard, zwei Vasen auf dem Tisch oder zwei identische Sessel gegenüber dem Sofa. Im Styling- und Einrichtungsbereich greift man besonders gern auf diesen Kniff zurück, weil diese Symmetrie Ruhe in einen Raum bringt und die Stücke so eine edlere Wirkung haben. Einen eher gegenteiligen Effekt haben Salon Solisten. Damit meinen wir Möbel und Einrichtungsgegenstände, die bewusst einzeln eingesetzt werden, um einen Look zu brechen. Denn nicht immer ist der aufgeräumte Stil von Hochglanz-Fotostrecken auch der, der in den eigenen vier Wänden am wohnlichsten ist. Manchmal muss man das Interieur aufbrechen, um ihm mehr Lebendigkeit einzuhauchen und es hervorzuheben. Genau dann kommen Solitäre zum Zug.
Die Lebensrealität der Salon Solisten
In Einrichtungsmagazinen und auch im Objektbereich sieht man meist sehr klar strukturierte Wohnwelten, die wie aus einem Guss erscheinen. Kein Möbel, kein Accessoire ist hier zufällig. Oft haben eben diese Räume eine sehr elegante, aber auch unpersönliche Ausstrahlung. Anders aber sieht das in der Realität, abseits der Fotostrecken aus. Jeder weiß, dass ein gelungenes Interieur Zeit braucht, um zusammenzuwachsen. Und von den wenigsten Möbelstücken schaffen wir und gleich mehr als eines an – mit Ausnahme von Regalen und Esszimmerstühlen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Möbelsammlung mit den Jahren organisch wächst. Die schönsten Einrichtungen sind dann auch oft die, denen man ihre „Wachstumskurve“ ansieht. Dort gehören Salon Solisten und Solitäre ganz selbstverständlich zum Erscheinungsbild dazu.
Soviel zur Theorie, werden wir einmal etwas konkreter.
Gemütliche Sitzgruppe (mit ungleichem Paar)
Zwei Sessel sind eine Möbel-gewordene Einladung zum Sitzen. Sie signalisieren Zusammensitzen und nicht den Rückzug zu sich selbst. Aber das bedeutet nicht, dass dieses Sesselpaar aus zwei gleichen Stücken bestehen muss. Die Sitzgruppe im Wohnbereich wird durch unterschiedliche Sitzmöglichkeiten und -Möbel aufgelockert. Ein breites, großzügiges Sofa, zum Beispiel von Freistil Rolf Benz und ihm gegenüber zwei kontrastierende Sessel. Eine Sitzgruppe, die sonst einen sehr formellen, starren Eindruck macht, wird so authentischer und gemütlicher. Und: Eine großzügige Sofalandschaft kann auf fest positionierte Unterstützung von Sesseln mitunter verzichten und wird so selbst zum Solitär im Wohnzimmer.
Am Esstisch: Die Mischung macht‘s
Oben war bereits die Rede von Esszimmerstühlen. Auch die können ihren großen Soloauftritt bekommen. Etwa, wenn sie als Beistelltisch inszeniert werden. Oder aber, wenn der Esstisch rundherum mit unterschiedlichen Stuhlmodellen gespickt wird. Was ein bisschen nach buntem Sammelsurium klingt, kann sehr charmant rüberkommen. Hilfreich ist es, dabei auf einen Mix aus High und Low, aus Alt und Neu zu setzen. Oder anders formuliert: Am Tisch stehen Kaffeehausstühle vom Flohmarkt neben Mid-Century-Ikonen aus Kunststoff und eine Prise skandinavische Tischlertradition in Form eines Wegener Stuhls reiht sich außerdem ein.
Frei Fläche für freie Vitrinen
Ganz klassische Salon-Solisten sind Sideboards und Vitrinen. Uniforme Schrankwände sind so 1990er und warten hoffentlich bis ans Ende ihrer Tage auf ein Revival. Stattdessen begeistern wir uns für leichtere Aufbewahrungsmöbel. Sie entfalten ihre „Aura“ besonders dann, wenn sie genügend Raum bekommen, um sich zu entfalten. Eine Vitrine wie Haze von Ferm LIVING will nicht Seite an Seite mit einem Regal stehen. Sie muss atmen können, um es mal so zu sagen. Und da ist sie nicht die einzige. Auch Sideboards und kompakte Schränke kommen als Salon Solisten am besten zur Geltung. Nur so kann sich ihr skulpturaler Charakter wirklich entfalten.
Die Schönheit der Salon Solisten
Das ist auch die zugrundeliegende Idee hinter den Salon Solisten: Möbel, deren Schönheit sich im Abstand oder im Kontrast zu anderen erst wirklich offenbart. Das kann ein einzelner Vitrinenschrank sein, das können sechs völlig unterschiedliche Stühle an einem Esstisch sein. Oder aber auch zwei sich gegenüberstehende Sofas im Wohnbereich. Kein Raum muss wie aus einem Guss wirken, wenn er dadurch an Charme und Persönlichkeit einbüßt. Den Tipp mit den symmetrisch angeordneten Leuchten auf der Credenza aber sollte man sich trotzdem merken. Nur für den Fall, dass der Wohnbereich doch einmal etwas zu viel Unruhe ausstrahlt.
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Interessanter Artikel! So bringt man Abwechslung in seine Wohnung. Finde ich sehr schön und spannend:)