Alles, was glitzert und glänzt, fängt den menschlichen Blick ein, ob wir wollen oder nicht. Es muss gar kein Edelstein sein, schon einfaches Glas kann verzaubern. Dabei ist Glas alles andere als simpel und eines der ersten, von Menschen hergestellten Materialien, das diese Eigenschaften besitzt. Doch ist Glas ursprünglich ein Naturprodukt – ein ziemlich zufälliges noch dazu. In dieser Ausgabe unserer SELECTED Reihe widmen wir uns dem Faszinosum Glas. Wie wird es gefertigt und geformt? Warum ist mundgeblasenes Glas so kostspielig? Und wieso gehört Recycling in Glashütten schon immer zum Geschäft? Zunächst werfen wir unseren glasklaren Blick auf die Anfänge.
Glas: Gefunden, nicht erfunden
Die Verwandlung von einer heißen, zähflüssigen Kugel Glasmasse in ein dünnwandiges, fragiles Wasserglas ist eine spannende Sache. Wie aber sind Menschen überhaupt auf Glas gestoßen? Glas gab es schon bevor Menschen Quarzsand bei großer Hitze absichtlich zum Schmelzen brachten. Naturglas bzw. glasige Gesteine wie Obsidian entstehen zum Beispiel durch Blitzeinschläge und Vulkanausbrüche. Schon Steinzeitmenschen nutzen Glasgestein als Speersitzen. Vor einigen Tausend Jahren wurde es dann zum ersten Mal absichtlich hergestellt.
Es gibt unterschiedliche Annahmen, wann und wo mit der Glasproduktion begonnen wurde. Wahrscheinlich liegen die Ursprünge in Ägypten, wo der Mensch mehr oder weniger durch Zufall lernte, die Glasherstellung der Natur nachzumachen – beim Feuermachen im Wüstensand. Der besteht nämlich aus Quarzsand, der Hauptkomponente von Glas. Vor etwa 4000 Jahren entwickelte sich dann die Glasproduktion an verschiedenen Orten auf der Welt: In China, Griechenland, Ägypten und Nordtirol.
Tradition und Handwerk
Was so schlicht und transparent ausschaut, besteht aus mehreren Zutaten. Glas ist nicht einfach geschmolzener Sand. Die antike Rezeptur verlangt nach Sand, Asche von Meerespflanzen und Kreide. Das Grundrezept bis heute lautet Sand, Soda, Kalk und Asche. Zusätzlich kommen heutzutage etwa die Hälfte der auf der Erde vorkommenden Elemente (118 sind das insgesamt) bei der Glasherstellung zum Einsatz. Sie beeinflussen Schmelzpunkte, Stabilität und Farbe der Glasmasse. Temperaturen zwischen 1000°C und 1600°C sind notwendig, um den „Materialmix“ in eine geschmeidige, flüssige Masse zu verwandeln.
Diese sehr hohen Temperaturen sind auch der Grund, warum Glashütten und Manufakturen sich an abgeschiedenen, waldreichen Orten befinden. Zum einen, weil für die Glasproduktion kontinuierlich Holz zum Heizen der Öfen gebraucht wurde. Und weil die Werkstätten insbesondere in den Städten im Mittelalter für katastrophale Brände sorgten. Nicht zuletzt deshalb befindet sich das Zentrum der italienischen Glaskunst, Murano, seit mehr als 700 Jahren auf einer abgelegenen Insel und nicht mehr in Venedig.
Andere europäische Glaszentren befinden sich mitten in entlegenen Wäldern. Zum Beispiel im Bayrischen Wald, im Erzgebirge, in Böhmen und in Südfinnland. Von hier stammt auch das Phänomen der Wanderhütten. War der Wald abgeholzt, zogen die Hütten weiter. Heute ist das nicht mehr so. Die meisten Glashersteller befeuern ihre Öfen nicht mehr mit Holz, sondern mit Gas. Der Umzug in einen neuen Wald ist hinfällig geworden.
Glasbläserei
Die Revolution in der Glasherstellung fand nicht etwa während der Industrialisierung statt, sondern vor 2200 Jahren im heutigen Syrien – ausgelöst durch die Erfindung der Glasmacherpfeife. Dieses bis zu 1,5 Meter lange Rohr ermöglicht die Gestaltung aufwändiger Formen. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Die Glasbläserei ist eine Handwerkskunst, die dem Glasbläser einiges abverlangt.
Es ist ein ständiger Kampf gegen Hitze und Schwerkraft, denn nur heiße Glasmasse lässt sich formen. Zugleich neigt die flüssige Masse dazu, sich der Schwerkraft hinzugeben. Also muss das Werkstück kontinuierlich gedreht werden, um die intendierte Form halten zu können. Dementsprechend viel Kraft muss für die Glasbläserei aufgebracht werden – und nicht nur eine kräftige Lunge. Außerdem arbeiten Glasbläser oftmals im Team: Einer arbeitet mit der Glasmacherpfeife, der andere bearbeitet das Werkstück. Dieses kann bis zu 16 Kilogramm wiegen. Zarte, fragile Glasobjekte werden in den meisten Fällen von wirklich kräftigen Menschen gefertigt. Es sind die Zeit, die Erfahrung, Kraft und das nicht selten einzigartige Design, die handgefertigte Glasobjekte so kostspielig machen.
Mundgeblasenes Glas ist immer Handarbeit, aber nicht zwingend ein Einzelstück. Glasbläser nutzen Formen, beispielsweise aus Buchenholz, um einheitliche Glasobjekte zu schaffen. Diese Holzformen werden meist sehr feucht oder sogar in Wasser gelagert, damit sie sich nicht verziehen. Das flüssige Glas wird mit der Glaspfeife zu einem Hohlkörper geblasen und dann in die nasse Form gedrückt. Anschließend aus der Form gelöst, von der Pfeife geschnitten und abgekühlt. Das kontrollierte, langsame runtertemperieren bzw. abkühlen sorgt dafür, dass es nicht zu Spannungen und damit zu Brüchen im Material kommt. Bei Hohlgläsern dauert das zwischen 30 und 100 Minuten, je nach Stärke des Materials. Im Kunsthandwerk kommen dafür spezielle Kühlöfen zum Einsatz, bei der industriellen Herstellung Kühlbahnen.
Glas ist schon im erkaltenden Zustand ein bruchanfälliges Material und es fallen gerade bei der kunsthandwerklichen Produktion immer wieder Scherben an. Die landen seit jeher nicht im Mülleimer, sondern werden wieder eingeschmolzen, oder wie wir heute sagen: recycelt. Nach Farben getrennt werden die Scherben und Glasreste bei der Glasschmelze der Masse im Ofen zugefügt und wiederverwertet. So entstehen kaum Abfälle. Wirklich nachhaltig ist die Glasherstellung aber aufgrund des extrem hohen Energieaufwands trotzdem nicht.
Andere Herstellungsverfahren
Nicht jedes Glas aber wird über den aufwändigen Prozess des Glasblasens von Hand gefertigt. Insbesondere die Massenproduktion setzt auf maschinelle Prozesse. Hohlglas kann auch an Maschinen hergestellt werden. Dies erfolgt durch Pressen, Blasen, Saugen und Kombinationen davon, meist an IS-Glasmaschinen (Individual Section Machine).
Das Material und dessen Eigenschaften unterscheiden sich nicht grundlegend von der Handarbeit, wohl aber durch die Arbeit, die im jeweiligen Glasobjekt steckt. Ein Glasbläser oder Glasmacher hat Jahrelange Erfahrung und eine Jahrhunderte alte Tradition im Rücken, dazu Fingerspitzengefühl für das Material und auch eigene Kreativität, die in das Werkstück einfließen. Die Glasmaschine wiederum erlaubt absolut einheitliche Formen und hohe Stückzahlen. Geschirr und Gefäße werden oft im maschinellen Blasverfahren geformt, Linsen für Brillengläser gepresst.
Flachglas: Das Zinn-Bad in der Wanne
Neben Hohlglas gibt es aber auch Flachglas. Flachglas wird heute im Floatverfahren hergestellt. Die flüssige Glasschmelze wird gleichmäßig in ein Bad aus flüssigem Zinn gegossen. In diesem Zinnbad schwimmt das leichtere Glas obenauf und bekommt eine vollkommen glatte Ober- und Unterseite. Das lange Glasband kühlt langsam ab und wird dann in einzelne Scheiben geschnitten. So werden Fensterscheiben aber auch Glasplatten für den Möbelbau hergestellt.
Dieses Verfahren wird in der industriellen Fertigung seit den 1960er Jahren angewandt. Seit dem Mittelalter wurde Flachglas auf deutlich aufwändigere Weise produziert. In der Glashütte wurde aus der flüssigen Glasschmelze ein großer Zylinder geblasen, der dann aufgeschnitten, aufgeklappt und geglättet wurde. Nur wenige Glasmacher arbeiten noch heute so, so werden jedoch zum Beispiel bis heute Scheiben für Bleiglasfenster hergestellt.
Aber bitte mit Farbe
Zusatzstoffe kommen in der Glasherstellung meist zum Einsatz, um eine bestimmte Färbung zu erhalten. Metalloxide werden bei der sogenannten Ionenfärbung eingesetzt, um die Farbe des Glases zu verändern. Sie müssen vor der Produktion festgelegt werden. Die tatsächliche Färbung hängt aber nicht nur von den beigemischten Stoffen ab, sondern auch von der Glasstruktur und der Menge der farbgebenden Ionen. Metallsalze wiederum kommen bei der Herstellung von „Rubingläsern“ zum Einsatz. Außerdem lässt sich Glas durch Tempern färben. Das bedeutet, das fertige Glas ändert durch chemische Prozesse, die beim erneuten Erhitzen stattfinden, seine Farbe. Natürlich lässt sich Glas auch durch Druckverfahren bunt gestalten, dabei wird jedoch nur die Oberfläche beschichtet, nicht das Material selbst gefärbt.
Man könnte meinen, ungefärbtes Glas ist einfach transparent. Stimmt so aber nicht. Sogenanntes Waldglas aus den mittelgebirgischen Glashütten Deutschlands zum Beispiel hat meist eine leichte Grünfärbung. Der Grund dafür ist ein ganz bestimmter verwendeter Rohstoff für die Glasschmelze, die eisenoxidhaltige Pottasche. Um die Glasmasse zu entfärben, kann die Masse durch Zugabe von Oxidationsmitteln chemisch entfärbt werden. Glasmacher könnten aber auch kleinste Mengen farbgebender Stoffe (in Komplementärfarben) beimischen, um Farbstiche zu beseitigen.
Moderne Designobjekte aus Glas
So traditionell die Glasherstellung auch ist, die Faszination für Glas ist ungebrochen. Wer schöne Dinge schätzt, der hat oft auch eine Schwäche für Glasobjekte. Viele Formgeber und Designer pflegen ein besonderes Verhältnis zum Glas. Vielleicht auch deshalb, weil die Herstellung und die Kunst dahinter so besonders sind. Ein Objekt aus Glas herzustellen ist sicher eine größere Herausforderung als aus Porzellan oder Holz. Weil das Material, wie es scheint, einen eigenen Geist hat. Insbesondere bei der Herstellung von Hand zeigt sich der individuelle Charakter des Glases. Glashütten und Manufakturen haben eigene Rezepturen, jeder Glasbläser kleine Eigenheiten, die sich eventuell auf subtile Art und Weise auch im Weinglas oder der Vase abzeichnen.
Alvar Aalto und Tapio Wirkkala haben für den finnischen Hersteller Iittala einige der bekanntesten und beliebtesten Serien entworfen. Die Aalto Vase, auch als Savoy Vase bekannt, wird bis heute nach den Entwürfen der Designlegende in Originalholzformen geformt, in die die Hohlgläser geblasen werden. Nicht viel anders sieht es bei der Serie Ultima Thule von Tapio Wirkkala aus dem Jahr 1968 aus. Das Außergewöhnliche an ihr ist die komplexe Struktur der Außenseite, die an die Eisschmelze erinnern soll. Die Gläser, Teller und Krüge werden in einem kleinen, schwer zugänglichen Landhaus im hoch im Norden gelegenen Lappland gefertigt und verkörpern mit ihrer Form die poetische Stimmung dunkler Polarnächte.
Junge Labels wie Pulpo wiederum erschließen sich das Jahrtausende alte Material auf ganz eigene Weise. Die modernen Designs von Designern wie Sebastian Herkner sind hochaktuell, nutzen aber das sehr klassische Material und verbinden alteingesessenes Traditionshandwerk mit industriellen Prozessen und neuen Formen.
Gewinnspiel SELECTED Glas
Update: Gewinner wurde gezogen und benachrichtigt.
Weil wir mit unserer Affinität zu gläsernen Schönheiten ganz sicher nicht allein dastehen, verlosen wir ein kleines Highlight unter allen Kommentierenden.
36 Comments
Ich liebe Glas – es ist mir wahrscheinlich in die Wiege gelegt worden von Eltern, die Murano-Glas sammeln. Deswegen hat mir dieser Artikel auch sehr zugesagt – viele wunderbare Stücke
Kaugummiblasen für die Wand. Ein (Kindheits- ) Traum ☺️
Die Wandhaken sind wunderschön! ✨
Find ich eine sehr geile Idee, sehen sicherlich irl super aus. I LIKE!
“Design” , oh wie fein … !
Wo ist der Haken?
Die Bubbel Wandhaken sind wirklich ein Traum!
Was für ein toller, nachhaltiger Werkstoff – endlich geht der Trend weg von Kunststoff!! Glas ist so viel wertiger, edler und durch die im Beitrag gezeigten neuen Formen und Farben ein absolutes Highlight, das eine elegante Leichtigkeit ausstrahlt.
DANKE für die tollen Inspirationen und die schönen Produkt -Vorstellungen!
So schöne Produkte und Glas ist einfach so toll in seiner Vielfalt!
Damischen eine neue Wohnung plane, würde ich mich sehr freuen.
Wünsche euch allen frohe Weihnachten und bleibt gesund
So ein hübscher Gewinn!!!
Oh was für wunderschöne Wandhaken die würden meiner Wohnung einen tollen Farbtouch im Flur darstellen !!!
Dann drücke ich mir mal den Daumen für diese beiden schönen Wandhaken! 😉
Die Wandhaken sind ja schön, da muss ich direkt mitmachen und drücke mir die Daumen! 🙂
Die Brokis Bodenleuchten sind wunderschön. Habe sie zum ersten Mal im Bellevue Magazin der NZZ entdeckt… Das Rauchglas wirft absolut magisches Licht und ist trotzdem modern. Ein Hingucker! Wenn sie nur nicht so teuer wären…
Einfach super schönes Design. Absolut Glasverliebt
Neben meinen tollen Horm Schuhschrank würde ich die tollen Wandhaken von petite friture montieren. Ich liebe minimalistisches Design. Gerade Glas sieht sehr edel und klassisch aus. Da ich ein tolles Kunstwerk von Marisa Neuer habe, würde das mit den Farben so toll passen.
Ich würde mich sehr über die Wandhaken freuen, sie würden genau rechtzeitig für den Flur in der neuen Wohnung kommen!
Wunderschön und so besonders ❤️
Die wären ein Traum für meinen Flur 🙂
Ich liebe Glas und bin immer wieder fasziniert, was man daraus alles machen kann. Leider ist meine selbst mundgeblasene Vase (damals in Schweden bei Kosta Boda) mittlerweile zerbrochen über die Wandhaken würde ich mich sehr freuen! Sie sind wunderschön!
Uiuiui…das wäre ein feiner farbtupfer in unserer monochromen Behausung. Liebstgrüße
Ich würde mich auch sehr, sehr über das Wandhakenset freuen. ☺️
Ich liebäugele schon länger mit den bunten gläsernen Wandblasen. Sie zu gewinnen wäre ein Traum
Ui ja, das würde unseren Flur wunderbar aufpeppen! Schön!
Diese gläsernen Wandhaken sind einfach wunderschön.
Wow! Faszinierende Arbeiten total schön!!
Sind die SCHÖN! ❤️
Oh, die kannte ich noch gar nicht und wären perfekt für meinen Flur!
Danke für diesen tollen Blogbeitrag und schöne Inspiration!
Die Bubbel Wandhaken von Petite Friture strahlen pure Freude aus und schaffen es, aus jeder Wand ein Kunstwerk zu schaffen, welches man sogar nutzen kann. Dabei spielen Sie mit Licht und Schatten und sorgen für eine Lebendigkeit an einem sonst so tristen, funktionellen Ort. Mit einer gehörigen Portion Humor wurden die Bubbles geschaffen. Ich würde mich sehr darüber freuen, ihr die Leinwand zur Entfaltung ihres Potentials zu geben.
Weihnachtskugeln für jede Saison!
Sehr schöne Stücke, sehr inspirierend.
Die schauen sehr stylisch aus
Klasse Aktion
Die Wandhaken sind sehr schön! ✨