Mehr Nachhaltigkeit wagen – der lange und schwierige Weg zu umwelt- und sozialverantwortlichem Design
In unserer SELECTED Kategorie empfehlen wir nicht nur Hersteller, die uns beeindrucken. Es geht auch um andere Aspekte und Eigenschaften. Ganz subjektiv am Herzen liegt uns das Thema Nachhaltigkeit, weswegen sich unsere Produktauswahl diesmal um Möbel und Einrichtungsgegenstände fokussiert, die unter nachhaltigen Gesichtspunkten entstehen. Aber was heißt das eigentlich genau?
Was ist Nachhaltigkeit, was steckt hinter dem Begriff?
Nachhaltigkeit ist ein komplexer Begriff, der eine anhaltende, nachwachsende Ressourcennutzung beschreibt. Allein das klingt allerdings ein wenig vage. Bezogen auf Design und Möbel kursieren verschiedene Ansichten und Definitionen, was nachhaltiges Design eigentlich tatsächlich ausmacht. Ob man es Ökodesign, Sustainable Design oder Green Design nennt, letztlich versuchen alle diese Begriffe zu beschreiben, dass das Produkt oder Verfahren einen positiven Nutzen für die Umwelt, Hersteller und Verbraucher hat. Es werden Ressourcen geschont, auf nachwachsende Materialien gesetzt oder der CO2-Ausstoß bewusst verringert. Im besten Fall treffen all diese Aspekte zu. In der Realität ist das, im Design wie auch in anderen Zweigen wie der Mode, Nahrungsmittelbranche etc., nur selten der Fall.
Nachhaltigkeit im Design
Nachhaltigkeit hat viele verschiedene Auslegungen. Dabei fällt auf: Es gibt nicht die EINE Eigenschaft, die einem Produkt das Prädikat „nachhaltig“ verleiht. Drei Kategorien aber zeichnen sich ab, die auch im Design anzutreffen sind.
Das Material
Denkt man an nachhaltige Materialien, dann geht der erste Gedanke in Richtung der natürlichen, nachwachsende Rohstoffe. Holz, Gräser, Wolle, Leinen, Baumwolle – all das sind natürliche Materialien. Nicht zwingend aber sind sie auch nachhaltig bzw. nach besonderen Standards gewachsen und produziert. Dafür gibt es Label, die die Herkunft natürlicher Materialien kennzeichnen oder deren Herstellung auszeichnen. Das FSC Siegel etwa kennzeichnet Holz, das aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt. Das können einheimische Hölzer sein, aber auch Tropenholz. In wie fern man letztgenanntes als nachhaltig einstufen kann, ist jedoch nicht ganz unumstritten. Welche Siegel und Label es sonst noch gibt, ist hier aufgelistet.
Neben nachwachsenden Rohstoffen spielen immer öfter auch Recyclingmaterialien eine Rolle im Design. Nicht nur Kunststoffverpackungen bestehen immer öfter prozentual aus wiederverwerteten Kunststoffen, auch Möbelhersteller greifen inzwischen zum Teil darauf zurück. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen Recyclingplastik aus Industrieabfällen und solchem aus tatsächlichem Müll. PET-Flaschen werden inzwischen von einigen Herstellern zu Textilien verarbeitet. Selten hingegen ist Nutzung von Verpackungsmüll. Übrigens: Nicht nur bei der Verarbeitung von Kunststoffen können Abfälle in den Produktionskreislauf hinzugefügt werden. Auch bei der Verarbeitung von Holz ist das möglich. Und in der Korkherstellung ist es sogar üblich.
Die soziale Verantwortung
Für unsere Definition von Nachhaltigkeit bei SELECTED spielt ebenfalls der soziale Aspekt eine Rolle. Hersteller tragen auch Verantwortung für Menschen. Nicht nur für die eigenen Mitarbeiter im Haus, sondern auch für die Handwerker und die Regionen in denen sie sich betätigen. Nachhaltigkeit bedeutet nicht selten ein soziales Engagement. Sei es durch die bewusste Bewahrung von Traditionen und Handwerk in einer Region auf der Welt, die sonst oftmals eher durch prekäre Bedingungen und Billiglöhne von sich reden macht. Es geht um traditionelles Handwerk vor der eigenen Tür. Darum, Arbeitsplätze zu halten, zu schaffen und Traditionen zu bewahren. Dabei werden Produktionsketten oftmals automatisch kurzgehalten, was wiederum den dritten Aspekt der Nachhaltigkeit bedient.
Der ökologische Fußabdruck
Wie viele Ressourcen, wie viel CO2 werden für die Herstellung eines Produktes verbraucht? Das ist die Ausgangsfrage für den ökologischen Fußabdruck bzw. die CO2-Bilanz. Ein nachhaltiges Designprodukt hat einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck. In Zahlen lässt der sich so ohne Weiteres nicht benennen, wohl aber anhand von Maßnahmen, die den CO2-Verbrauch schon bei der Herstellung reduzieren. Dafür gibt es gar nicht so wenige Maßnahmen, etwa kurze Produktionsketten bzw. eine lokale Herstellung. Umweltschonende Herstellungsverfahren, die Wiederverwendung von Materialien, alternative Transportmittel und letztlich auch die CO2-Kompensation zählen genauso dazu.
Ehrlich Nachhaltig – unsere SELECTED Auswahl
Gemessen an den zahlreichen Möglichkeiten, Nachhaltigkeit auch im Design umzusetzen, gehen bisher jedoch nur wenige bekannte Hersteller bewusst den Weg zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit Mensch und Ressource – obwohl gar nicht so wenige sich das Thema auch nachträglich noch in die Unternehmens-Charta schreiben. Es gibt sie aber, die bewusst und konsequent nachhaltig arbeitenden Möbelhersteller. Mit der klischeebehafteten Ökoästhetik von Salzsteinlampen und Kiefernmöbeln hat das übrigens nichts zu tun. Nachhaltiges Design kann höchste ästhetische Ansprüche erfüllen, wie unsere drei ausgewählten Hersteller beweisen.
Secto Design: Die Finnen sind spezialisiert auf Designleuchten und Lichtobjekte aus Holz. Dafür verwenden sie ausschließlich Birkenholz aus finnischen Wäldern. Aber da hört die Nachhaltigkeit nicht auf. Das Unternehmen hat seinen Sitz und Manufaktur in Heinola, einer eher konjunkturschwachen Kleinstadt im Süden des Landes. Ca. 30 Beschäftigte fertigen die feinen Leuchten in Handarbeit. Außerdem bedient sich Secto Design einem weiten Netzwerk an lokalen Zulieferern und sichert damit Arbeitsplätze in der Region.
Zeitraum: Bei Zeitraum geht man respektvoll mit der Umwelt und den Ressourcen um, etwa indem sie Laubhölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft aus dem süddeutschen Raum nutzen. Bei der Verarbeitung verzichten sie vollständig auf eine chemische Behandlung des Materials. Stattdessen setzen sie auf biologische Öle, die das offenporige Holz weiter atmen lassen. Bei der Herstellung verbindet der Hersteller aus dem bayrischen Voralpenland das Wissen der traditionellen Schreinerkunst mit modernen, computergesteuerten Verarbeitungstechnologien. Innovation kann schließlich auch nachhaltig sein.
Form&Refine: Nicht ausschließlich in Europa hergestellt sind die schönen Designmöbel und Accessoires von Form&Refine, aber jedes setzt auf konsequent kurze Produktionswege. Das gilt für die Alpakawolltextilien aus Bolivien genauso, wie für die portugiesischen Keramiken und dänischen Holzhocker. Der Weg von der Materialquelle zum verarbeitenden Handwerksbetrieb ist immer kurz. Außerdem setzen sie auf natürliche Materialien von höchster Qualität. Die Wolle ist rein, es wird bewusst auf Mischgewebe verzichtet.
Die Krüge und Vasen bekommen von lokalen Töpfern nur wenige Kilometer von der Tongrube entfernt ihre Form verpasst. Und das Eichenholz stammt aus einem dänischen Wald, in dem die Bäume 140 Jahre lang ungestört wachsen durften. Das Ergebnis sind langlebige, zeitlose Designmöbel, die verdeutlichen, was Kriterien der Nachhaltigkeit alles möglich machen können. Noch mehr Infos über die enge Verbindung des Labels mit dem Thema Nachhaltigkeit, verriet Gründer Lasse Lund Lauridsen uns im Interview.
Gewinnspiel: Wir verlosen zusammen mit Form&Refine 5 x 1 Alcoa Krug aus portugiesischem Ton!
Natürlich entdecken auch immer mehr konventionelle Hersteller das Schlagwort Nachhaltigkeit als Betätigungsfeld für sich. Kartell, das italienische Label, das vor allem mit dem langsam immer mehr in Verruf geratenen Werkstoff Plastik arbeitet, hat ein natürliches, plastikähnliches Material entwickelt, welches aus Abfällen gewonnen wird. Nun gibt es das vielleicht bekannteste Kartell-Produkt, den Componibili-Container, in einer Bio-Version zu kaufen.
Problembegriff Nachhaltigkeit
Ganz unproblematisch ist der Begriff der Nachhaltigkeit nicht. Das liegt, wie eingangs bereits erwähnt, daran, dass es keine eindeutige Festlegung gibt, was die Eigenschaft für ein Produkt überhaupt bedeutet. Nachhaltigkeit lässt sich auf viele verschiedene Arten auslegen, weshalb der Vorwurf des Greenwashings nicht selten mitschwingt – insbesondere bei Herstellern und Produkten, die sich sonst nicht durch besonderes Umweltbewusstsein hervortun.
Den Menschen werden Umwelt und Naturschutz immer wichtiger. Darum werben selbst Möbelgiganten mit Nachhaltigkeit und vermeintlich grünen Produkten. Das Image von ökologisch verantwortungsvollem Handeln ist verlockend, aber nicht immer ehrlich. Es schadet nicht, sich das Kerngeschäft anzuschauen, um abschätzen zu können, wie nachhaltig ein Unternehmen tatsächlich handelt. Kleine Schritte und erste Kollektionen sind ein Anfang, wenn dem jedoch nichts weiter folgt, ist davon auszugehen, dass es mehr um den schönen Schein als das nachhaltige Sein geht.
25 Comments
Der tolle Krug würde toll zu unserer neuen Küche passen
Eine tolle Aktion mit einem sehr schönen Krug. Das weiß wirkt sehr edel. Er gefällt mir sehr gut. Vielen Danke, für die tolle Chance einen Krug gewinnen zu können 🙂
Sehr schöne Auswahl!
Es gibt in der jetzigen Zeit sich abzeichnende Richtungen, wie unser Leben sich nach Corona verändern wird.
Eine Richtung wird sein, sich ästhetische und qualitativ hochwertigere Produkte, möglichst lokal, anzuschaffen und für lange besitzen zu wollen. Da haben natürlich die bekannten Marken die Nase vorn. Und ihr auch.
Und Verantwortung für sich selber und für andere, möglicherweise für das eigene Quartier wird ebenfalls eine neue Richtung sein. Da spielen Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, Sharing und soziale Interaktion eine große Rolle.
Das sind nur zwei sich abzeichnende Richtungen. Es wird weit mehr geben. Gut so!
Aug. 2020
Es ist toll zu lesen, dass immer mehr Hersteller bei der Produktentwicklung und Herstellung auf das wichtige Thema Nachhaltigkeit setzen. Mich als Verbraucherin freut es sehr, dass meinem Wunsch nach Produkten, die einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten, auf diese Weise nachgekommen wird.
Ich würde mich über den Gewinn des schönen Krugs sehr freuen!
Viele Grüße, Fanny
Endlich… darauf habe ich schon lange gewartet, dass sich der Design-Bestseller mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Und dies steht nicht im Widerspruch zu gutem Design!
Ein toller Artikel und natürlich auch ein tolles Gewinnspiel!
Ach, was würde ich mich über so einen schönen Krug freuen :)!
Würde so gerne gewinnen !!!
Sehr schöne und interessante Auswahl
Ein interessanter Artikel. Könntet ihr vllt noch mehr zur Herstellung bringen, wie etwa das Foto, wie das Holz mit dem Meißel bearbeitet wird. Ich finde, wir wissen zu wenig, wie Dinge hergestellt werden. Dieses Wissen fördert die Wertschätzung für unsere Objekte.
Über den Tonkrug würde ich mich riesig freuen.
Es wäre schön, wenn sich immer mehr Designfirmen ernsthaft der Nachhaltigkeit ihrer Produkte und deren Herstellung widmen…
Schöner Ansatz und auch Design-seitig toll umgesetzt 🙂
Der Alcoa Krug – und vielleicht das ein oder andere weitere Stück – würde perfekt in meine neue Wohnung passen.
Liebes Design-Bestseller-Team,
Nachhaltige Produkte müssen nicht immer “Öko” sein, sondern sind hie die hier vorgestellten Produkte sehr wertig. dies ist ein großer Schritt in die richtige Richtung ,den wir alle gehen sollten.
Sehr schöner Beitrag, macht bitte weiter so.
viele liebe Grüße Ina
Was für ein wunderschönes Produkt der Handwerkstradition!
Schlicht und ergreifend!
Der Krug sieht wirklich klasse aus und erinnert mich an unseren letzten Portugal-Urlaub!
Das ist ja mal ein origineller Krug!
Der Krug ist wunderschön, da versuche ich gern mein Glück 🙂
Dieser wunderschöne Krug würde gut in meine Küche passen.
Es ist gut und richtig, dass das Thema Nachhaltigkeit auch in de Zusammenhang mit Interior und Design diskutiert wird. Hier steckt unglaublich viel Potential. Das Image, dass Öko immer der selbstgestrickte Pulli ist, herrscht immer noch in vielen Köpfen. Ebenso, dass Nachhaltigkeit eine Einschränkung in meinem Denken und Handeln bedeutet. Doch ganz im Gegenteil, es kann und ist ein Umdenken im Kopf, dass sogar einen Mehrwert schaffen kann und neue Perspektiven schafft.
sehr gute Beispiele, dass sich gutes Design und Nachhaltigkeit nicht ausschliessen
Das ist eine wunderbare, stylische und vor allem auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Kanne. Super. Weiter so!
Super chic!
Ein schöner Start in die kommende Herbstsaison…mit selbstgemachtem Quittensaft im neuen Krug!
Design Bestseller ist einfach ein tolles Datapool wo Mann hochwertige und chic Produckte entdecken kann. Ich habe so viele coole Produckte hier für mein Haus versorgt. Dieses Mal möchte ich natürlich gerne gewinnen um diese Kanne haben