Lesetipps für den Urlaub – Sommerlektüre 2018
Sonnenliege am Strand, Picknickdecke im Park oder Hängematte im Garten, mehr braucht es im Urlaub nicht, oder? Doch etwas fehlt noch zum entspannten Glück: gute Lektüre. Die Ferienzeit ist genau die richtige, um mal wieder zu lesen. Deshalb haben wir vier Leseempfehlungen für den Sommer. Leicht zu lesende Romane sind keine darunter, aber wer sagt auch, dass nur Belletrisktik in den Koffer passt. Unsere Sommerlektüre beinhaltet ein Coffeetable Book für Fans französischer Interieurs, ein brandneues Magazin, ein architektonisches Manifest und ein Übersichtswerk, das im Gewand klassischer Schullektüre daherkommt.
Klassiker des Produktdesign – P. Eisele – Reclam
Der leuchtend gelbe Umschlag lässt viele an die Pflichtlektüre in der Schule Denken, aber diesmal muss man nicht den Dramenaufbau in Sophokles‘ Antigone studieren. Dieses Taschenbuch liest sich bedeutend leichter. Zwar ist es dicker als viele typische Reclam Klassiker und doch wird aus dem Blättern schnell interessiertes Lesen. Der Inhalt ist fix erklärt. Anhand von 150 Klassikern erhält man einen unvollständigen aber aussagekräftigen chronologischen Überblick über Positionen und Objekte des Produktdesign. Inklusive erläuternder Bebilderung. Das hätte sich so mancher beim durchackern von Goethes Faust sicher auch gewünscht.
Accidentism Josef Frank – M. Bergquist & O. Michélsen – Birkhäuser 2005 (englisch)
Als Architekt und Designer Josef Frank sein Essay „Accidentism“ in der schwedischen Zeitschrift Form veröffentlichte, war er bereits 73 Jahre alt. Geprägt und enttäuscht vom strengen Modernismus Europäischer Architekten (aka. der Baushausbewegung), verfasst er eine Art Manifest gegen die herrschende Vorstellung, dass Häuser monolithisch und hochfunktional sein müssen. Stattdessen rief er, auf zum Teil doch anstrengend zu lesende Weise, nach einer Architektur, die lebendiger, zufälliger und weniger dogmatisch aussah – und das als einer der bekanntesten Modernisten selbst.
„Accidentism“ ist aber mehr als nur Frank’s Architekturkritik. Es zeigt zahlreiche Fantasiehäuser, die er für seine Freundin Dagmar Grill entwarf, ebenso wie einen Teil seiner Textil- und Möbeldesigns für das schwedische Traditionshaus Svensk Tenn.
The New Chic – Marie Kalt & Architectural Digest France – Rizzoli New York 2017
Den Franzosen sagt man nach, sie hätten ein untrügliches Gespür für Mode und Design. Wenn man sich The New Chic von Marie Kalt anschaut, wagt man es kaum, dem zu widersprechen. Schon in der Vergangenheit war französisches Design Stilprägend. Die in diesem Band versammelten Designer aber zeigen, wie cool und chic das französische Design des 21. Jahrhunderts tatsächlich ist. Klassische Kunst trifft auf zeitgenössische Einrichtung. Klassizistische Haussmann-Wohnungen auf amerikanische Designikonen. Radikal und stilsicher präsentieren sich die Interieurs in diesem Coffeetable Book.
Unter den 12 Büros und Designstudios finden sich die Namen Joseph Dirand und india Mahdavi. Ein begeisterndes Buch mit fantastischen Bildern, mehr zum Blättern in der Hängematte als zum Lesen am Strand. Aber es liegt ja auch nicht jeder im Urlaub am Strand.
ROM Gesellschaftsmagazin – Ausgabe 1 Juni 2018
Ein Magazin darf bei unsren Tipps zur Sommerlektüre auch nicht fehlen. Popkultur, Gesellschaftskritik, und auf wunderbar überraschende Weise viele Texte und Arbeiten von Frauen finden sich in der ersten Ausgabe des neuen ROM Magazins. Es geht um Trolle und Alt-Right im Netz, welchen Einfluss haben Roboter auf die Arbeitswelt und wie ist das mit der Hausarbeit im Zeitalter der Digitalisierung? Das sind nur einige der Themen, die besprochen werden. 160 Seiten geballter Zukunftsmusik für, das muss man auch irgendwie zugeben, Menschen zwischen Mitte 20 und Ende 30. Das Layout bricht mit Konventionen und tatsächlich hat man beim Lesen das Gefühl: hier soll man mit geübtem Leseverhalten brechen. Mit Interior Design und Inneneinrichtung hat das auf den ersten Blick wenig zu tun. Aber Design ist immer auch Zukunftsgewand und widmet sich Aufgaben und Lösungen, die das Leben einfacher oder besser machen sollen. Und da schließt sich dann auch der Kreis. Denn ROM informiert auf intelligente Weise über das, was die Zukunft (eventuell) bringen wird. Und das geht uns alle an, egal ob Designliebhaber oder nicht.
Und, was interessantes dabei? Na dann wünschen wir viel Spaß beim Lesen!
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[…] uns im Sommer, wenn die Ferien anstehen und sich die Bildschirmzeit für uns alle etwas reduziert, neuen Büchern und designaffinen Fundstücken widmen. Diesmal bei unserer Sommerlektüre 2019 mit dabei: Eine Graphic Novel über Eileen Gray, […]