Es hat sich mittlerweile zur Tradition entwickelt, dass Vitra einmal im Jahr auf einen Hausbesuch bei ganz besonderen Kund:innen vorbeischaut. Das Ergebnis aus diesem Jahr ist in den Vitra Home Stories Winter 2022/23 zu bewundern.
Diesmal wird ein Blick hinter drei Fassaden geworfen, jeweils einmal in Gent, Lyon und Hamburg. Zuerst besuchen sie in der Altstadt von Gent die Kunstsammler Karin und Xavier Donck. Dann geht es ins ländliche Idyll von Stylistin Adeline und Landwirt Florent Maillet in der Nähe von Lyon. Und schließlich empfängt der Künstler Paul Schrader in seiner Hamburger Großstadtoase, wo er lebt und arbeitet. Diese drei Orte und ihre Einrichtungen sind so unterschiedlich wie ihre Bewohner – unterstrichen durch die Produkte von Vitra.
Vitra Home Stories Winter 2022/23
Ein Blick ins Zuhause von Karin & Xavier Donck
Jeder Gegenstand hat seine Geschichte. Je mehr Objekte aus aller Welt man besitzt, desto mehr hat das eigene Zuhause zu erzählen.
„Wir sammeln viele Dinge. Wenn wir in einer Stadt unterwegs sind, machen wir uns auf die Suche nach etwas Besonderem. Irgendetwas kaufen wir immer. Manchmal verlieben wir uns beide in ein Kunstwerk oder ein Möbelstück, ein hübsches Objekt oder eine Pflanze. Wenn sie uns gehören, wechseln diese Gegenstände immer wieder den Ort, sie wandern durch das Haus. Wir haben das Glück, in unserer Sammelleidenschaft unterstützt zu werden: durch unsere Kinder. Sie nehmen sich gern die Dinge, die sie mögen oder für sich beanspruchen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Objekte mich überleben werden. Das ist ein schönes Gefühl.
Als Paar sind wir uns in ästhetischer Hinsicht einig. Die Entwicklung unseres gemeinsamen Geschmacks ist das Ergebnis eines ständigen Austausches. Prouvé und Perriand lieben wir aus unterschiedlichen Gründen. Prouvé wegen seiner technischen Herangehensweise, Perriand wegen ihres Materials, ihrer Entscheidung für dunkles Holz. Wenn man sich über ihren Werdegang informiert, wie das Leben sie beide geprägt hat, versteht man ihr Werk und ihr Wirken besser.
Wir arrangieren viel um. Zweifel und Intuition gehen Hand in Hand. Aus Zweifel erwächst Kreativität. Das Haus ist ein schönes Beispiel für diesen Prozess: Es kann sein, dass wir an einem Tag das Esszimmer mit dem Wohnzimmer tauschen und am nächsten Tag alles wieder zurückbauen, wenn uns das Ergebnis nicht gefällt.
Ein Zuhause, das unseren Freundinnen und der Familie offensteht – das ist ein Leitmotiv unseres Lebens. Alle unsere Kinder besitzen einen Schlüssel zum Haus. Besitzansprüche sind uns fremd. Wir möchten, dass sie das Haus nutzen, als wäre es immer noch ihr Zuhause. Das wichtigste Möbelstück im Haus ist der Esszimmertisch: Dort kommen wir bei gutem Essen und Wein gemütlich zusammen. Dafür braucht es bequeme Möbel, eine liebende Familie und gute Freunde. Vielleicht ist genau das die Quintessenz des Lebens. Gute Gespräche.“
Familie Maillet in den Vitra Home Stories Winter 2022/23
Unser Leben wird durch Jahreszyklen bestimmt, nicht durch Zeitdruck. Wir versuchen, unseren eigenen Rhythmus zu finden. Indem wir den Bauernhof wieder zum Leben erwecken, knüpfen wir ein Band zwischen den Urgroßeltern und Enkeln.
„Bevor wir vor etwa 15 Jahren den Familienhof übernahmen, hatten wir etwa zehn Jahre lang in der Stadt gelebt. Wir dachten: „Wenn wir aufs Land ziehen, dann müssen wir das Haus bauen, von dem wir immer geträumt haben.“ Wir wollten ein Haus, das sich in die Landschaft einfügt, also in der Umgebung – Natur und Felder – nicht aneckt und nicht stört. Wir wollten ein menschliches Zuhause. Ein ideales Haus ist für uns ein schlichtes Haus. Ohne Schnickschnack. Wer braucht schon sechs Schlafzimmer und vier Etagen?
Wir haben einen Holzofen, der Körper und Herz wärmt. Unser Zuhause ist ein Ort, an dem wir uns frei fühlen, innerlich und äußerlich. Wir haben Platz, wir haben Licht, alles ist friedlich. Wir haben für große Fenster und viele Pflanzen gesorgt. Bei uns schmückt die Natur das Haus, nicht wir. Das Licht verändert sich je nach Jahreszeit. Jeden Morgen nach dem Aufstehen schauen wir erst einmal fünf Minuten aus dem Fenster. Wir blicken hinaus auf die Bäume. Es gibt keine schönere Kulisse.
Kaum ist der Frühling da, sind wir ständig draußen – wir wühlen in der Erde, beschneiden Bäume, mähen den Rasen. Im Winter sitzen wir drinnen am Kamin. Im Frühling sammeln wir das Holz für den nächsten Winter. Slow life, slow food – das liegt im Trend. Für uns ist es kein Trend. Es ist unser Leben. Wir pflanzen Hecken und Bäume, wir haben Tiere, die jetzt zwischen 10 und 15 Jahre alt sind.
Die Spuren unserer Vorfahren sind jeden Tag sichtbar, in der Landschaft, in den Begrenzungsmauern, in der Form der Beete und Felder, in den Obstbäumen, die sie einst gepflanzt haben. Möbel wählen wir gerne danach aus, ob sie eine Geschichte haben und Gefühle wecken. Wir mögen Holzmöbel. Holz beruhigt. Wir dekorieren nicht, nur damit es dekoriert aussieht. Wir möchten etwas Hochwertiges besitzen, das wir an unsere Kinder weitergeben können.“
Vitra Home Stories Winter 2022/23 zu Besuch bei Paul Schrader
Malen ist etwas sehr Intimes – man muss sich sicher und entspannt fühlen. Dazu braucht es einen Ort, an dem man sich fallen lassen kann.
„Nach dem Abitur dachte ich nicht, dass Künstler ein echter Beruf sein kann. Ich habe zunächst Jura studiert und als Anwalt gearbeitet. Aber das Malen hat mich immer begleitet. Wenn man für etwas brennt, wird Energie freigesetzt: Dann sind plötzlich Dinge möglich, die nicht erreichbar schienen.
Inspiration ist wie eine Quelle oder ein Fluss. Die nächste Idee kommt bestimmt, aber wann, lässt sich nicht sagen. Das kann nachts sein oder in der U-Bahn. In meinem Fall sind es vor allem Farbkombinationen, innere Bilder oder Traumlandschaften. Es ist ein Gefühl, das ich dann in Farben ausdrücke. Ich lebe und arbeite an unterschiedlichen Orten, aber hier habe ich meine Basis. Hier male ich am liebsten. Es funktioniert nicht überall. Ein Haus ist wie eine Leinwand. Meins hat sehr hohe Wände und Decken, ganz in Weiß, und die Kunstwerke sind vor diesem Hintergrund ausgestellt.
Meine Möbel bleiben dort stehen, wo ich sie hinstelle. Wenn es einmal passt, passt es. Wie ein Gemälde: Man komponiert es und dann ist es unveränderlich. In der Möbelfrage verfolge ich keine Strategie: Ich mag etwas und alles passt irgendwie zusammen. Wie ein Kunstwerk kann auch ein Möbelstück als Zeitkapsel wirken. Der Schaffensmoment ist vorüber, aber jemand hat es gemalt oder, im Fall des Möbelstücks, entworfen. Wenn Sie ein Kunstwerk betrachten, erkennen Sie einen darin liegenden Wert, eingebettet in einen kulturellen Kontext. Der Erschaffer, die Zeit und das Werk verschmelzen zu einer Idee. Das gilt auch für klassische Möbel.“
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