Es kommt die Zeit für Design inspirierte Winterlektüre
Baby es wird kalt. Auch wenn es gefühlt gerade noch ungewöhnlich warm ist, so legt sich doch spätestens mit Einbruch der Dunkelheit herbstlich-winterliche Stimmung über den Abend. Genau die richtige Zeit, um sich mit einem guten Buch auf die Couch zu legen. Decke drüber, Kerzen an und eine heiße Tasse Tee dazu und wir versinken für die nächsten Stunden im geschrieben Wort. Wie schon im Sommer haben auch für die dunkle Jahreszeit eine kleine aber feine Auswahl an Winterlektüre für euch zusammengestellt.
Design. Eine philosophische Analyse – Daniel Martin Feige – Suhrkamp 2018
Meist sind Bücher über Design voller Bilder. In diesem Buch ist es anders, denn bebildert ist es nicht. Muss es auch gar nicht, denn statt um neue Wohnstile oder Designikonen geht es um die Verbindung von Design und Philosophie. Feige entwirft in seinem analytischen Text eine Designphilosophie und erklärt, warum sie den Menschen hilft, die Welt zu verstehen. Es gibt einen Unterschied zwischen Ästhetischer Philosophie und Designphilosophie, so Feige. Weiter heißt es: Design ist nicht Kunst. Während Kunst frei von praktischen Zwecken ist, dienen Designgegenstände immer einem Zweck. Designgegenstände sollten nicht für sich allein betrachtet werden, sondern immer auch in Verbindung mit einem System. Das alles klingt sehr theortisch und ist es auch. Lesenswert aber ist dieses Buch trotzdem. Besonders für alle, die schon etliche Hochglanz Coffee Table Books zuhause haben. Warum also nicht im Winter mal diesen anspruchsvollen Text lesen. Vielleicht empfiehlt es sich aber, daneben etwas leichtere Zweitlektüre liegen zu haben. Für die Momente, in denen man Feiges Designphilosophie mal etwas sacken lassen mag.
The Bathroom Chronicles – Friederike Schilbach (Hg.) – Suhrkamp 2017
Der Mensch ist ein neugieriges Wesen. Nur zu gerne erhaschen wir einen Blick hinter die Kulissen. The Bathroom Chronicles ermögllicht uns den Blick in einen der privatesten Orte – das Badezimmer. 100 interessante, stilsichere Frauen zeichen auf einem einzigen Foto ein bisschen etwas aus dem meist doch sehr geheimen Orten des Privatlebens. Wer auf gut ausgeleuchtete Badezimmerlandschaften hofft, wird jedoch enttäuscht werden. Vielmehr sind es die kleinen Dinge im Badezimmer, die wie nebenbei mit der Polaroid Kamera aufgenommen, zu sehen sind. Die Nagellacksammlung, ein schwächelnder Gummibaum, Fossilien neben der Haarbürste, Bücher auf der Toilettenspülung. Wie man das eben auch aus dem eignen Badezimmer kennt. Mit von der Partie sind neben der New Yorker Autorin und Schauspielerin Lena Dunham unter anderem die Berliner Autorin Mirna Funk und die Illustratorin Sarah Illenberger. Die allerdings bekommen wir nicht zu sehen. Wir sehen keine Menschen, nur Dinge. Berührend, persönlich und witzig sind die Einblicke trotzdem.
Die tollkühnen Stühle – Rolf Fehlbaum – Vitra Design Museum 2015
Ein Kinderbuch über Stühle, das auch den vermeintlich Erwachsenen Spaß bereitet? Ja, das gibt es. Verfasst hat unseren nächsten Winterlektüre Tipp Vitra Chairman Rolf Fehlbaum. Der ist weithin bekannt als einer der umtriebigsten Möbelsammler, dessen Sammlung auf dem Vitra Campus ein eigenes Haus bekommen hat – das Schaudepot. Der Plot der Geschichte geht in etwa so: Acht Thonet Stühle (Ja, genau die Kaffeehausstühle, an die wir jetzt alle gerade denken) sollen entsorgt bzw. vernichtet werden. Doch die Stühle wollen sich dem Schicksal nicht ohne weiteres beugen und flüchten. Es folgt eine kurze, vergnügliche Geschichte, in der noch weitere Stuhlpromis auftreten. Die charmant kindlichen Zeichnungen stammen von der amerikanischen Illustratorin Maira Kalman. Angehängt ist ein kleines, 22 Stühle umfassendes Glossar zu den innovativsten Stuhlmodellen der vergangenen 150 Jahre.
The World of Apartamento: 10 Years of Everyday Interiors – Abrams Books 2018
Ständig erscheinen Bücher, Magazine und Artikel mit tollen Interiors. Was sie alle vereint: sie sind vorher aufwändig gestylt worden. Die Blumen auf dem Sideboard stehen dort sonst nicht und auch der Schreibtisch ist eigentlich nie so aufgeräumt. Und kohärent und stilsicher wie in den Interiormagazinen wohnen auch nur die wenigsten Mensch. Wie erfrischend anders ist da das Apartamento Magazin, dass vor allem echte, authentische und zuweilen etwas chaotische Häuser und Wohnungen sowie deren Bewohner portraitiert. Charmant, persönlich, unaufgeräumt und in einem wilden Stilmix geht da da meist zu. Das genau Gegenteil von dem, was uns die glänzende Magazin- und Instagramwelt präsentiert. Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Ein gut designter Raum ist toll, inspirierend und eine Wohltat fürs Auge. Aber die Realität sieht anders aus – was man nur allzu leicht vergisst, wenn man in Interiorbüchern und Co. blättert. Deshalb ist das neue Buch von Apartamento anlässlich des 10. Bestehens des Magazins, eine willkommene Abwechslung und wirklich zu empfehlende Winterlektüre. Ein Rückblick auf 20 Ausgaben des Heftes, mit witzigen einblicken in originelle Zuhause.
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