Im Graefekiez, zwischen Landwehrkanal im Norden und der Grenze zu Neukölln im Osten, hat Sarah Gottschalk mit ihrer Familie vor etwa einem Jahr Quartier bezogen. Vier Zimmer, Altbau inklusive Berliner Zimmer. In dieses hat sie die Küche legen lassen – ungewöhnlich, aber die absolut richtige Entscheidung. Überhaupt ist es Zuhause bei Sarah alles andere als konventionell. In der Wohnküche geben Bonbon-Farben den Ton an, an ein Sofa in rosa Velvet trauen sich nicht viele und die Wandfarbe im Schlafzimmer ist nur einige Nuancen von Mitternachtsblau entfernt. Hier trifft ein intuitiver Umgang mit Farben auf einen geschulten Geschmackssinn und Humor.
Aber wen wundert’s, ist Sarah doch auch mit ihrem Blogzine This is Jane Wayne, das sie gemeinsam mit Nike van Dinther gründete, thematisch auf weiter Flur unterwegs. Texte zu Mode, Trends und Kultur sind dort ebenso zu finden wie spannende Beiträge über gesellschaftliche Entwicklungen und feministische Kolumnen – facettenreich und oft persönlich. This is Jane Wayne ist so erfolgreich, dass das Blogzine heute Teil der Vogue Community ist. Das bringt ebenso viel Prestige wie Arbeit mit sich. Um zwischen Homeoffice, Business Calls, Kinderbetreuung und ganz alltäglichem Familienwahnsinn nicht sämtliche Haare zu verlieren, braucht es ein wohliges, wohnliches Zuhause. Das richtet sich Sarah mit ihrer Familie gerade ein.
Wie es Zuhause bei Sarah aussieht und was für sie und ihre Familie am Sonntag auf den Frühstückstisch gehört, das verrät sie uns in dieser Homestory mit Interview.
Zuhause bei Sarah von This is Jane Wayne
DBS: Du bist mit deiner Familie Ende vergangenen Jahres in eure – inzwischen nicht mehr ganz so – neue Wohnung gezogen. Was unterscheidet die Neue von der alten Wohnung?
Sarah: “Die vorherige Wohnung war wahnsinnig gemacht und irre hell und viel größer als die Jetzige. Allerdings fehlte ihr auch irgendwie Charme, vielleicht weil sie so sorgfältig saniert wurde. Die neue Wohnung ist insgesamt gemütlicher, ganz sicher noch lange eine Baustelle, aber gleichzeitig auch mehr Zuhause als die Wohnung davor. Außerdem haben wir jetzt zwei kleine Kinderzimmer, statt ein gemeinsames, großes. Das macht einen riesengroßen Unterschied und tut richtig gut. Vor allem schenkt es aber auch familiären Frieden, weil die beiden Kleinen ihr eigenes Reich haben, in dem sie sich austoben können, ohne dass jemand dazwischen grätscht.”
Bei so einem Umzug wird gerade im Vorfeld mal wieder so richtig ausgemistet und sortiert. Dabei fliegt das ein oder andere Möbel dann auch schon mal raus. Wovon habt ihr euch getrennt und was musste auf jeden Fall mit umziehen?
“Ich glaube, ich habe zum ersten Mal richtig mit Sinn und Verstand ausgemistet: Ich wollte einfach keine Altlasten mit in die neue Wohnung nehmen, nur, weil ich mich nicht von ihnen trennen kann. Stattdessen wurde radikal ausgemistet. Darunter: Stühle, die einfach nicht zusammenpassen, obwohl sie einzeln sehr schön waren oder ein Kaffeehaus Hutständer, der viel besser nach Wien passt als in einen Berliner Altbau. Aber vor allem wurden für Accessoires und anderer Schnickschnack ein neues Heim gesucht. Und das ist auch im Nachhinein die richtige Entscheidung gewesen. Ich vermisse nichts!”
Im Sommer sind bei euch die S 32 Freischwinger von Thonet eingezogen. Wie macht sich der Klassiker in der Bonbon-Küche?
“Ich bin richtig selig über die Klassiker, weil sie meiner pastellfarbenen Küche die nötige Balance geben und sie wie drei weise Ruhepole wirken. Endlich kein buntes Stuhlchaos mehr, sondern Einigkeit und Entspannung! Das tut meiner Küche, wie ich finde, ganz schön gut. Sie werden allerdings auch ständig in andere Zimmer geschleppt, weil sie so irre gemütlich sind. Ich bin unendlich glücklich über diese Stühle und habe schon lange, lange auf sie geschielt.”
Gibt es etwas, was dich an den Stahlrohrstühlen überrascht hat?
“Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass sie so viel Sitzfläche bieten, so „breit“ sind und fast schon wie kleine Sessel aus Holz wirken. Dadurch wirken sie noch erdender und bringen noch mehr Ruhe rein. Außerdem hat mich sehr überrascht, wie bequem sie sind: Klar, ich hätte mir natürlich denken können, dass ein „Freischwinger“ anders auf den Körper reagiert als ein starrer Holzstuhl, aber in Verbindung mit dem Wiener Geflecht ist der Sitzkomfort so gemütlich, dass ich manchmal selbst nur noch Platz auf unserer Bank finde, weil alle Stühle bereits vergriffen sind. Es hat sich bei unseren Freund*innen nämlich schon herumgesprochen, dass das Premiumsitzplätze sind.”
Wenn man mal so für die Zukunft spekulieren mag: Wie bzw. wo willst du in 20 Jahren wohnen?
“Ich kann diese Frage nicht beantworten, obwohl ich sie mir so oft stelle. Im Moment ist diese Wohnung in der Stadt für uns wie ein 6er im Lotto und kein anderer Platz könnte besser passen. Aber vielleicht, wenn in circa 20 Jahren alle Kinder aus dem Haus sind, zieht es mich in die einsame Natur oder vielleicht sogar noch mal ins Ausland. Vielleicht aber wäre der Trennungsschmerz zu unserer jetzigen Heimat zu groß und ich bleibe noch ewig hier und ziehe innerhalb der Wohnung um.”
Bis man in einer neuen Wohnung so richtig angekommen ist bzw. „alles fertig“ ist, vergeht oft mehr Zeit als gedacht. Welche Projekte stehen bei dir Zuhause noch an?
“Die beiden Kinderzimmer müssen noch mal richtig durchdacht werden und ganz vielleicht widme ich mich dem Thema Tapete. Aber auch die Fußleisten in den meisten Räumen fehlen noch, weil wir bei unserer Sanierung auf wahnsinnig tolle Dielen gestoßen sind. Hier müssen wir noch mal recherchieren, welche am besten passen würden. Und ein ganz großes Projekt wird der kleine Flur. Der wurde bisher ebenfalls sehr stiefmütterlich behandelt, obwohl er doch der erste Raum ist, der betreten wird, wenn wir in die Wohnung kommen. Kurzum: Alles fertig wird wohl dauern.”
Eure Altbauwohnung ist alles andere als 0815 – wo findest du Inspiration für die Einrichtung?
“Ganz sicher mittlerweile auf Instagram. Aber auch in Online Stores, die Wert auf Qualität legen. Ich möchte besondere Stücke in unserer Wohnung beherbergen und mag Schnickschnack ebenso wie Design-Klassiker. Hauptsache, sie machen mir beim Betrachten Freude und lassen mein Herz höherschlagen. Es passiert aber auch, dass ich eine Ausstellung über Alexander Calder besuche, Dokus über Le Corbusier oder Dieter Rahms sehe und auf einmal hin und weg von vorher nie gesehenen Dingen bin. Kurzum: Überall!”
Hast du ein absolutes Lieblingsmöbel? Und gibt es ein Objekt, das schon länger auf der Wunschliste steht?
“Ich kann mittlerweile mit Stolz behaupten, ganz viele Lieblingssmöbel zu besitzen: Mein Ligne Roset Sofa, zum Beispiel, meine Thonet Stühle oder mein HAY Regal, das mittlerweile seit acht Jahren bei uns wohnt. Ich suche aktuell noch einen besonderen, runden Tisch, der nicht so groß wie dieser wunderschöne Objekte unserer Tage Traum ist, der bei uns steht. Aber so richtig wollte der Funke noch nicht überspringen. Ich lasse mir auf jeden Fall mittlerweile Zeit, um keine falschen Entscheidungen mehr zu treffen oder weitere Fehlkäufe zu tätigen.”
Bei This is Jane Wayne setzt ihr euch regelmäßig mit neuen Mode- und Lifestyle-Trends auseinander. Welche Entwicklung bzw. welcher Trend hat dich in der letzten Zeit überrascht oder so gar nicht überzeugt?
“Am meisten überrascht bin ich wohl davon, dass Glas so sehr zurück ist und ich, obwohl ich einst sagte, niemals mehr einen Glastisch haben zu wollen, unbedingt dieses weiße Ufo für mein Wohnzimmer wollte und Second Hand fand. Die 90er und 00er sind aber unaufhaltsam zurück und das macht Spaß. So wie bei Glasoptiken oder Edelstahlgestellen, über aufblasbares Mobiliar oder Lavalampen.
Ich finde viele Trends mittlerweile spannend, ohne jeden davon mitmachen zu müssen. Ein „Geht gar nicht“ wird meinen Mund jedenfalls nicht mehr verlassen. Höchstens ein: Reinweiße Wohnungen haben wir doch jetzt wirklich überall gesehen. Versuche es doch mal mit Farbe. Das tut gut!”
Sonntagmorgen, die ganze Familie ist wach. Wie startet ihr in den Tag?
“Meistens steht mein Freund zuerst auf, weil unsere Kinder wissen, dass er nachgiebiger ist als ich. Also werde ich mit Kaffee im Bett geweckt bzw. vom Aufwachen überzeugt. Dann geht es zum Lieblingsbäcker, während der oder die andere den Frühstückstisch deckt und Rührei macht. Nach dem gemütlichen Start werde ich allerdings meistens hibbelig, springe unter die Dusche und möchte gleich los und etwas unternehmen. Seit ich Kinder habe, möchte ich meine Wochenenden nicht mehr vertrödeln, sondern etwas mit ihnen erleben und ihnen die Welt zeigen. Das macht mir irre viel Spaß und fühlt sich gut an.
Also: Raus in die Natur, zu Freund*innen, durch den Kiez, ins Museum oder sonst wo hin. Nun gut, bei Regen verwerfe ich die Pläne auch mal und mache es mir widerwillig doch daheim gemütlich, besorge Kuchen und lade Freund*innen ein.”
Tausend Dank liebe Sarah, dass wir in dein Zuhause reinschnuppern durften. Ihr könnt Sarah hier auf Instagram folgen und bald noch mehr über ihre Wohnung auf thisisjanewayne.com nachlesen.
Übrigens: Die tollen Bilder Zuhause bei Sarah hat Jules Villbrandt von Herz & Blut aufgenommen. Deshalb, Photocredit: © Jules Villbrandt
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Ich finde es toll, wie Sie alles in Ihrem Blog erklärt haben.