Die Wiederentdeckung einer großen Designerin: Greta Grossman

Der Name Greta Grossman weckt nicht unbedingt bei vielen gleich Assoziationen und Bilder zu ihren Kreationen. Aber ihre eigensinnigen Designs sind vielen gleichsam überraschend vertraut. Hervorzuheben ist da an dieser Stelle gleich Grasshopper, eine dreibeinige Stehleuchte, deren Schlankheit und fast schon Comic-artige Form auf den ersten Blick an großäugigen Heuschreckentiere erinnern. Durch Rotieren des Leuchtenschirm lässt sich ihr Licht nahezu blendfrei ausrichten. Der filigrane und technisch ausgefeilte Entwurf hat seit seinem Launch 1948 reihenweise Nachahmer gefunden und doch reicht keiner an das Original von Greta Grossman heran.

Von Stockholm nach Los Angeles

Die heute bekanntesten Designs von Greta Grossman stammen sämtlich aus der Zeit nach ihrer Emigration in die USA. Als Interieur- und Industriedesignerin als auch als Architektin gelang Grossman, die als Greta Magnusson im südschwedischen Helsingborg geboren wurde, bereits in den 1920er und 30er Jahren eine bemerkenswerte Karriere. Sie hatte in einer Möbeltischlerei gelernt, bevor sie an der Schwedischen Kunstakademie Konstfack in Stockholm Design studierte und später ein Architekturstudium anschloss. 1940 ging Greta Grossman nach Los Angeles und eröffnete ein eigenes Ladenstudio direkt am berühmten Rodeo Drive, wo sie neben ihren eigenen Entwürfen auch Produkte anderer skandinavischer Formgeber zeigte. Sie war damals im Prinzip die Erste, die das nordische Design auf dem US-amerikanischen Markt zeigte und verkaufte.

Frühe Botschafterin schwedischen Designs

Ihre Arbeiten rannten in der südkalifornischen Designszene offene Türen ein. Ihre Möbel wurden der Hit - ebenso wie ihre Person. Als große, exaltierte Frau mit ausgeprägtem Sinn für Humor und sicherem Stilvermögen wurde sie beliebte Ansprechpartnerin für Interviews in Design- und Stilmagazinen. Mit ihrem Shop auf dem Rodeo Drive erarbeitete sie sich eine illustre Stammklientel und ihre Entwürfe standen in den Häuser von Frank Sinatra, Greta Garbo und Ingrid Bergman. Ihre Designs sprechen die modern-skandinavische Sprache der Zeit, jedoch immer mit einem kleinen Twist. So erinnern ihre Leuchten irgendwie an mechanische Blumen und Blüten. Beeinflusst wurde sie bereits in Schweden von der Schule des Bauhaus, allen voran von Mies van der Rohe und Gropius. Dennoch haben ihre Schöpfungen alle etwas Eigensinniges. Sie sind simpel und zugleich hochtechnisch, umfassen beispielsweise flexible Hälse und Leuchtschirme mit flexiblen Kugelzapfen.

Erwacht aus dem Dornröschenschlaf

Greta Grossman gelang es, in ihren Kreationen die skandinavische Einfachheit mit den Materialien und Technologien Kaliforniens zu verbinden. Umso mehr verwundert es, dass sowohl sie als auch ihre Entwürfe relativ schnell aus der Designgeschichte verschwanden. Als sie sich 1969 aus dem Design und der Architektur zurückzog und sich der Pflege ihres kranken Gatten und der Landschaftsmalerei widmete, geriet ihr Werk in Vergessenheit - sowohl in ihrer Wahlheimat Amerika als auch in Europa. Bis der dänische Hersteller Gubi einen Teil ihrer Kreationen aus dem Dornröschenschlaf erweckte und nun produziert. Die Grasshopper Leuchte ist darunter, ebenso die vom MoMA ausgezeichnete Cobra Leuchte. Auch Stauraummöbel der Serie 62 werden neu aufgelegt. Bis heute sind ihre Arbeiten relevant, weil sie sowohl handwerklich gut gemacht als auch funktional und verspielt sind.

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