Mart Stam: Der Erfinder des Freischwinger?

Der Name des niederländischen Designers und Architekten Mart Stam - mit vollem Name Martinus Adrianus Stam – ist heute ganz untrennbar mit der Entwicklung des Freischwingers verbunden, also einem der markantesten Symbole des modernen Möbeldesigns im 20. Jahrhundert. Wie bei vielen maßgeblichen Erfindungen gab es aber – natürlich! – auch um den Freischwinger und seine(n) Erfinder eine ganz Reihe von Rechtstreiten, die zum Teil über viele Jahre andauerten. Zu den Mitbewerbern von Mart Stam um den Ruhm der Freischwinger-Erfindung gehörten schließlich so illustre Name wie Mies van der Rohe und Marcel Breuer. Aber was ist eigentlich noch mal ein „Freischwinger“ und was macht diesen prototypischen Stuhl der Moderne von Mart Stam so besonders? Allen Freischwingern ist eines gemeinsam, sie sind Sitzmöbel ohne Hinterbeine. In vielen Fällen hat ein Freischwinger die Form eines spiegelverkehrten Buchstaben „S“ und besteht aus einer selbstragenden Stahlrohr-Konstruktion. „Frei“ – also frei von Hinterbeinen – wäre also nun geklärt, wie aber sieht es mit dem Wortbestandteil „Schwinger“ aus? Nach der strengen Lehre sind nur solche Sitzmöbel echte Mart Stam-Freischwinger, die sowohl keine Hinterbeine haben als auch ein freies Federn des Sitzenden erlauben. Stabile und starre Stühle ohne Hinterbeine sind also ebenfalls sehr modern, gehören aber in den Augen von Design-Experten nicht zu den klassischen „Freischwingern“. Das überaus innovative Freischwinger-Grundkonzept von Mart Stam, Marcel Breuer und Mies van der Rohe bleibt heute übrigens nicht auf Stühle, Hocker und Sessel beschränkt sondern wird von vielen namhaften Möbel-Designern und Produktdesignern oft und gerne auch auf Liegen und Sofas angewendet.

S43 von Mart Stam vs. M20 von Ludwig Mies van der Rohe

Im Jahre 1926 stellte Mart Stam seinen Freischwinger-Entwurf „S43“ erstmals der Öffentlichkeit vor. Die verwendete Stahlrohrkonstruktion war beim „S43“ allerdings noch eher starr und erlaubte ein freies Schwingen nur in Ansätzen. Schon ein Jahr später griff die deutsche Architektur-Legende Mies van der Rohe das Freischwinger-Konzept von Mart Stam dankbar auf und machte sich daran den S43 zu optimieren. Ergebnis dieser Bemühungen war der Freischwinger M20 – auch bekannt als „Weißenhof-Stuhl“. Beim M20 war die für einen Freischwinger heute so typische Elastizität bereits voll gegeben.

 

Mart Stam und seine Werke in den 1930er Jahren

Zu den weiteren besonders einflussreichen Werken gehören im Portfolio von Mart Stam vor allem die erfolgreich abgeschlossen Projekte im Bereich der Architektur. So gestaltete Mart Stam im Jahre 1927 beispielsweise ein Reihenhaus in der markanten Weißenhofsiedlung im Norden der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart. In den Jahren zwischen 1929 und 1932 entwarf Mart Stam die Pläne für die östliche Erweiterung der Hellerhofsiedlung im Frankfurter Stadtteil Gallus. Nach seinen Entwürfen entstanden bis 1932 circa 1200 Wohnungen mit einer Wohnfläche von jeweils ca. 45 qm, die schon damals einen Blick in die Zukunft des modernen Wohnungsbaus erlaubten.

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