Denkt man an Designikonen, fallen einem als Erstes große Designer und vor allem deren Möbelstücke ein. Zum Beispiel der Leggera Stuhl von Gio Ponti, das LC Sofa von Charlotte Perriand und Le Corbusier oder die Arco Leuchte von Achille und Pier Giacomo Castiglioni, um nur einige zu nennen. Es müssen aber nicht immer die wortwörtlich großen Designentwürfe sein, die einen Status als Ikone verzeichnen. Legendäre, kompakte Einrichtungsaccessoires stehen den Großen in nichts nach. Und: Wer gerade erst in die Welt der Originale einsteigt, für den sind Accessoires eine kostengünstige Möglichkeit, einen Geschmack für Designprodukte zu entwickeln.
Eames House Bird – kleiner Vogel mit großem Namen
Die Geschichte des Eames House Bird ist vor allem die Geschichte von Charles und Edna Perdew. Das Ehepaar aus dem US-amerikanischen Illinois widmete seinen Ruhestand dem Schnitzen und Bemalen von Vogelattrappen für Jäger. Ein schwarzer Vogel wurde dabei in den 1950er Jahren unerwartet zum Lieblingsmodell. Allerdings waren die Käufer in der Mehrzahl plötzlich keine Jäger, sondern Designenthusiasten, die das Modell wegen seiner stark vereinfachten Form und dunklen Farbe schätzten.
Ray und Charles Eames kauften einen eben solchen Vogel, der Fortan so etwas wie der heimliche Star(r) der Eames’schen Dinnerrunde wurde und auch auf Produktfotos für deren Designs auftauchte. Inzwischen fertigt Vitra den hölzernen Piepmatz an – geformt nach 3D-Scans der Originalfigur. Diese bestand übrigens aus Pinienholz. Der Vitra Eames House Bird wird aus Erle gefertigt. Wegen seiner spannenden Geschichte zählt er für uns zu den legendären Einrichtungsaccessoires.
Georg Jensen Bernadotte Serie – royales Tafelsilber für alle
Was macht ein Königssohn mit künstlerischer Ader, wenn er als Zweitgeborener keine ernste Aussicht auf den Thron hat? Er wird weltbekannter Designer. So wie Sigvard Bernadotte, Spross des schwedischen Königshauses und Onkel des heutigen Königs Carl XVI. Gustaf von Schweden. Er gilt für manche heute als der erste Industriedesigner der Welt, weil er in großem Maße für Industriegrößen wie Husqvarna, General Electrics und Bang & Olufsen arbeitete. Auch das Logo der schwedischen Schokoladenmarke Marabou stammt von ihm. Der vielseitig interessierte Sigvard arbeitete ab 1930 für die dänische Silbermanufaktur Georg Jensen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er dort künstlerischer Leiter.
Die von ihm entworfene und nach ihm benannte Bernadotte Kollektion entstand um 1939. Typisch für die Kollektion sind die eleganten Geschirrteile aus poliertem Edelstahl mit vertikaler Riffelung. Ein Liebling der umfassenden Kollektion ist die Thermoskanne, die auf ein Sahnekännchen zurückzuführen ist. Die Bernadotte Kollektion ist ein royaler Klassiker und passt perfekt an festliche Tafeln.
Iittala Ultima Thule – mystische Schönheiten
Eis und der lange finnische Winter gehören zusammen wie Lakritze und Fische. Wenn im Frühjahr das Eis zu schmelzen beginnt, hinterlässt es Furchen und Rinnen. Die Glasserie von Tapio Wirkkala für Iittala ist inspiriert von vom schmelzenden Eis. Wie herabrinnende Tropfen sammelt sich das Glas an der Unterseite der der Schalen und Gläser. Für diese außergewöhnliche Oberfläche musste die erforderliche Glasblasetechnik erst entwickelt und dann über tausende Stunden perfektioniert werden.
Der Designer arbeitete sehr eng mit den Glasbläsern zusammen, um die besten Fertigungsverfahren für sein ausgefeiltes Design herauszufinden. Die Serie verkörpert wie vielleicht keine andere Glaskollektion die perfektionistische nordische Handwerkskunst, für die der Landstrich so berühmt ist. Benannt ist die Kollektion aus dem Jahr 1968 übrigens nach einem Sagenort der griechischen Mythologie (und nicht etwa dem intergalaktischen Flugobjekt). Zu den Highlights der gläsernen Einrichtungsaccessoires gehören die Karaffe und die große Servierschale.
Stelton EM 77 – praktisch, dänisch, zeitlos
Rank und schlank ragt sie auf der Kaffeetafel hervor: die EM 77 Kanne von Stelton. Die Isolierkanne mit dem einzigartigen Kippverschluss wurde 1977 von Erik Magnussen kreiert und ist bis heute einer der Verkaufsschlager von Stelton. Über die letzten Jahre bekam die Kanne dazu einen gewissen Status als Modeikone, die mit ihren Frühjahrs- und Herbstfarben Trends setzt. Mit den Jahren ist die EM 77 Familie gewachsen. Zur Kollektion gehören Wasserkocher, Teezubereiter und noch mehr. Alle Stücke sind Einrichtungsaccessoires, die mehr können als nur gut aussehen. Die Schönste von allen ist aber trotzdem das Original – die 1 Liter Isolierkanne mit dem unverkennbaren schwarzen Knopf an der Seite.
Lucie Kaas Kokeshi Dolls – prominenter Puppentanz
Japanisches Design steht oft synonym für schlichte Eleganz. Und doch gibt es auch eine verspielte, kindliche Seite des Produktdesigns, die genau das Gegenteil dessen ist. Kokeshi Puppen zum Beispiel – aus Obstbaumholz gedrechselte Figuren mit stark vereinfachten Formen. Ein Kopf, ein länglicher Körper, fertig ist die Puppe. Dieses handwerklich hergestellte Holzspielzeug wurde als Souvenir für Touristen gefertigt und wird gern gesammelt. Die Kokeshi Dolls von Lucie Kaas sind eine moderne, westliche Interpretation der niedlichen japanischen Püppchen. Anstatt schüchtern lächelnder Geishas repräsentieren sie Popkulturelle Ikonen wie Karl Lagerfeld, David Bowie als Aladdin Sané oder Amy Winehouse. Beliebt sind sie insbesondere als Sammelobjekte für Fans und Designfreunde.
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