Trends kommen und gehen, das ist in der Mode wie in der Möbelbranche. Auch wenn wir mit einer gewissen Ambivalenz auf das Thema blicken, zeigt unser Trendorakel 2024, welche Tendenzen im Interior Design sich für die nahe Zukunft aktuell abzeichnen.
Was kommt, was bleibt, was geht im Interieur?
Was werden die Trends von morgen sein? Diese Frage stellt man sich in der Modebranche jede Saison aufs neue. In der Möbelbranche ist das ähnlich, nur sind die Intervalle hier etwas länger. Aber eigentlich nerven sie uns auch, die ständig neu postulierten Trends und It-Pieces, die Must haves fürs zuhause. Denn ein Zuhause, das sich vor allem an trendigen Designs orientiert, ist nicht nur optisch schnell langweilig, sondern vor allem teuer und verschwenderisch. Die wenigsten können und wollen sich ständig neue Esstische oder Sofas leisten. Und Fehlkäufe sind auch nicht mal eben schnell in die Kommode verbannt, wenn sie das Format eines Lounge Chairs haben.
Und doch verbindet uns eine gewisse Hassliebe mit Interior Trends, sind wir doch auch nur neugierige Menschen, die sich immer auch für Schönes und Originelles begeistern können. Wir versuchen mit unserem Trendorakel 2024 deshalb einen etwas weitsichtigeren Blick auf die Entwicklungen im Interieur zu werfen. Nicht bestimmte Produkte rücken hier in den Fokus, sondern eher Ideen und Tendenzen. Entwicklungen, die nicht nach einer Saison schon wieder out sind, weil man sich so schnell an ihnen sattgesehen/gewohnt hat.
Trendorakel 2024 – unsere Vorhersagen
Starke Farben
Die Anziehungskraft von weiß, schwarz und Beige weicht zugunsten von Lebendigkeit, Sättigung und zunehmend ausgefallenen Farbkombinationen. In den 2010er-Jahren hat man sich von der nüchternen, rein weißen Einrichtung verschrieben, die so gut wie alle Häuser verschluckt hat. Jetzt wird den Räumen durch lebendige Wand- und Möbelfarben wieder Persönlichkeit verliehen.
Egal, ob es sich um zentrales Möbelstück oder einen ganzen Raum handelt, Farbe ist eine großartige (und speziell in Sachen Wandfarbe kostengünstige) Möglichkeit, einem Raum einen tieferen Charakter zu verleihen. Wie schon in den letzten paar Jahren beobachtet, erfreuen sich satte Blautöne wachsender Beliebtheit. Hinzu kommt aktuell ein komplimentierendes Rot dazu. Beide Farbtöne eigenen sich als Solisten, als Palette und in Kombination sehr für ein lebendiges Interieur.
Das Pantone Institut hat für 2024 allerdings einen ganz anderen, durchaus zarteren Farbton auserkoren: Peach Fuzz wurde als Farbe des Jahres 2024 angekündigt. Der zarte Orangeton wurde gewählt, um die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Gemütlichkeit in unsicheren Zeiten auszudrücken. Pantone 13-1023 Peach Fuzz wurde vom Pantone Colour Institute als “sanft zwischen Pink und Orange eingebettet” beschrieben. Peach Fuzz steht für eine in Zeit, in der das kollektive körperliche und geistige Wohlbefinden im Vordergrund steht, und das Bedürfnis nach einem starken Gemeinschaftsgefühl verkörpert.
“Es ist eine Farbe, deren pflegende und gemütliche Sensibilität die Menschen zusammenbringt und ein Gefühl von Taktilität hervorruft”, sagte die Vizepräsidentin des Institutes Laurie Pressman.
Bouclé bleibt
Wir machen es uns Zuhause maximal wohnlich und gemütlich. Das bedeutet auch, dass wir bei der Einrichtung vermehrt zu komfortablen, wohnlichen Möbeln tendieren als zu glatten, sauberen und sterilen Looks. Bouclé, der weiche und taktile Wollstoff, den man von Chanel Kostümen und Sofapolstern kennt, kommt deshalb so schnell nicht aus der Mode. Warum auch, dieser Stoff ist weich, strapazierbar und fasst sich angenehm an. Außerdem verleihen strukturierte Textilien Räumen mehr Tiefe. Auch wenn die Welt der Interior-Designer aktuell gespalten ist, glauben wir, dass sich Bouclé so schnell nicht verabschieden wird.
Heavy Metal
In unserem Trendorakel 2024 geht es um die wesentlichen Elemente: Chrom, Stahl und Aluminium sind plötzlich überall. Schimmernde Oberflächen, die an flüssiges Quecksilber erinnern, sehen wir immer öfter als Akzente im Wohnbereich. Dabei sollte man diese metallischen Oberflächen nicht zu schnell als industriell abtun. Diese Metalle verstärken die Stimmung, die ein Raum bereits ausstrahlt. Sie wirken wie kleine multifacettierte Spiegel. In der Küche übrigens sieht man Metall immer häufiger nicht nur als Akzent, sondern Küchenfront der Wahl. Gebürstet oder poliert, Edelstahl mit dem Charme einer Restaurantküche erobert gerade private Kombüsen. Aluminium und Silber geben bei den Metallen im Jahr 2024 den Ton an, während Messing und Kupfer weniger stark nachgefragt werden.
Mix und Match historischer Epochen
Alles neu? Bloß nicht, lieber sanft ergänzen und Altes erhalten, als alles mit einem Mal auszutauschen. Gelungene Interieurs entstehen nicht über Nacht und Charakter zeigt sich auch durch Patina. Deshalb sieht unser Trendorakel 2024 auch weiterhin die Kombination von Vintage Möbel mit neuen Designerstücken voraus. Aber nicht nur Vintage Stücke aus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts sind gefragt, immer beliebter wird auch die Kombination mit echten Antiquitäten. Also Objekten, die mehr als 100 Jahre alt sind. Das kann ein alter Kachelofen sein, Großmutters Klavier oder ein kleiner Konsoltisch sein, den man auf einem Flohmarkt entdeckt hat. Dabei darf gemischt werden mit Art Deco, Folk Art, Klassizismus, Bauhaus etc. Besondere Stücke finden immer einen Platz in einem guten Interieur.
Vintage inspirierte Beleuchtung
Beleuchtung ist der Schlüssel zur Inneneinrichtung. Ein tagsüber wunderschöner Raum kann durch eine kahle, weiße Deckenbeleuchtung völlig ruiniert werden. Aktuell erleben Vintage Leuchten und wieder aufgelegte Lichtklassiker ein Comeback. Natürlich sind die Noguchi-Pendelleuchten aus den 1950er Jahren in letzter Zeit allgegenwärtig geworden, ebenso wie Vintage-Lampen, aber je obskurer oder origineller, desto besser.
Shades of Brown
Wir sehen weniger strenges Weiß und kühle Grautöne, da die Neutraltöne in der Wohnungseinrichtung und in den Farbpaletten wärmer werden. Infolgedessen sind Brauntöne als satte, aber neutrale Akzente stark im Kommen. Die satte Farbe ergänzt Entwicklungen wie Biophiles Design und mehr Wohnlichkeit perfekt. Am besten achtet man auf Brauntöne in natürlichen Elementen wie Holz- und Ledermöbeln, eingesetzt werden können sie aber auch in Farben und Tapeten.
Vorbei: Strenger Minimalismus und ultra cleane Räume
Man kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass wir nicht mehr auf das wirklich unerreichbare und unhaltbare Maß an Minimalismus im zuhause zusteuern, das in den letzten zehn Jahren einen Großteil der Einrichtungstrends zu dominieren schien. Stattdessen greifen die Menschen zu Mustern, zu Bücherstapeln, zu offenen Regalen und Galeriewänden. Es geht nicht darum, chaotisch zu sein, sondern darum, einen Raum lebendig, funktional und lustig zu gestalten. Lebensräume statt durchgestylter Katalogwelten.
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