Wie so viele hat Özlem Özsoy, auf Instagram als @mia_loves_things bekannt, während des Lockdowns in der Pandemie ihr Zuhause intensiver erlebt. Und verändert. Es ist ruhiger geworden, Creme und Weiß und Beige dominieren das Interieur, und parallel dazu ist ihre Liebe zum Design gewachsen. Das begeistert nicht nur uns, sondern auch die zahlreichen Follower ihres Instagram Interior Accounts. In der Homestory und im Interview mit Özlem verrät uns die Hamburger Fotografin nicht nur, wie sie inzwischen wohnt, sondern auch, wie sich ihr Einrichtungsstil mit der Zeit gewandelt hat und warum sie heute anders eingerichtet ist, als noch vor 3 Jahren.
Homestory und Interview mit Özlem aka. Mia Takahara
Hallo Özlem, schön dass du uns mit auf eine kleine Tour in deine vier Wände nimmst. Stell dich doch kurz einmal vor.
Ich heiße Özlem, lebe in Hamburg und arbeite als freiberufliche Fotografin unter dem Namen Mia Takahara. Meine Schwerpunkte sind Portraits, Fashion, Travel und seit 2021 vermehrt Interieur. Zudem war ich über viele Jahre als freiberufliche Fotoredakteurin für bekannte Frauenzeitschriften tätig wie z.B. Gala, Grazia, Barbara oder Couch. Bevor ich 2020, auch wegen Corona, meinen Interieur-Account eher so nebenbei gestartet habe war ich mit meinem anderen Account als Fotografin mehr mit Mode auf Instagram präsent. Ich war auf Fashion Weeks und habe Street Styles fotografiert.
Eingerichtet waren wir schon immer mit Vintage- Möbeln aus der Midcentury-Ära. Der restliche Möbelmix bei uns war mir aber dann doch ein bisschen zu „bunt“ geworden, und ich wollte mich mit mehr Ordnung und Leichtigkeit umgeben. Mein Leben als Fotografin und Fotoredakteurin war schon so überladen mit vielen Reizen und Trends, dass ich zuhause einen klaren Blick brauchte. Dabei wollte ich keinen Trends folgen, sondern mich mit zeitlosem Design umgeben. Wir haben dann alles verkauft, was nicht mehr „passte“ und dafür cleane helle Designklassiker gekauft. Das sind z.B. der Wassily-Armchair von Knoll und der Gubi Pacha von Pierre Paulin.
Wie und mit wem wohnst du in deiner Wohnung?
In unserer Altbauwohnung lebe ich mit meinem Freund seit mittlerweile 2014 zusammen. Er arbeitet auch in der Medienbranche, aber fotografiert dann eigentlich nur mich, wenn er von mir „genötigt“ wird. Mittlerweile hat er sich damit arrangiert quasi. Die Möbel haben wir immer gemeinsam ausgesucht, wobei ich immer die treibende Kraft war und auch noch bin.
Wie würdest du deinen Wohnstil beschreiben? Und was verrät dein Apartment über dich?
Ein Mix aus Mid-Century-Möbeln und Designklassikern. Ergänzt um einige Deko- Elemente und viele Coffee Table Books, die ich schon seit Jahren sammle. Die Midcentury-Möbel und 60er/70er Jahre-Lampen habe ich vor vielen Jahren auf Flohmärkten oder Ebay entdeckt. Unser erster gemeinsamer Kauf vor ca. 15 Jahren war tatsächlich die weiße Nesso-Lampe von Artemide. Die übrigens immer noch aussieht wie neu.
Uns war es sehr wichtig, nach dem kleinen Umgestalten der Wohnung (Pflanzen raus und nur noch weitere neutrale warme helle Farben rein) weitestgehend minimalistisch zu bleiben. Auch bei der Wahl des Sofas, Couchtisches und dem Esszimmer mit dem Tulip Saarinen Esstisch. Ich möchte mich nicht nur modisch mit meinem eigenen Geschmack ausleben, sondern auch mit unserer Einrichtung. Individuell und mit zeitlosem Design.
Wie bist du aufgewachsen und wie hat sich das auf deinen Geschmack/deine Ästhetik ausgewirkt?
Aufgewachsen bin ich mit praktischen nicht besonders herausstechenden Möbeln, dafür umso mehr mit einem ausgeprägten Hang zur Mode. Ich wurde von meinem Vater immer sehr modisch eingekleidet. Da musste alles farblich und stilistisch aufeinander abgestimmt sein. Eingerichtet war es bei uns zuhause und auch nach der Schulzeit bei mir genau das Gegenteil von dem, was ich heutzutage brauche. Eher von allem etwas zu viel sogar, ein durcheinander und überfüllte Schränke. Das hat mich sehr geprägt und auch auf eine Art sehr eingeengt.
Das Bedürfnis nach Klarheit spiegelt sich auch in meiner Fotografie wieder. Meine Fotos wirken sehr aufgeräumt und mit warmer Stimmung.
Welche Designer oder Stilrichtungen haben dich beeinflusst?
Definitiv die 60er- und 70er-Jahre. Dabei sind das für mich nicht die bunten Farben und wilden Muster, vielmehr die Formen und Materialien. z.B. die Container- Elemente aus ABS-Kunststoff von Anna Castelli oder skandinavische oder amerikanische Teak-Möbel. Ich habe schon früh in Wohnzeitschriften aus den 60ern/70ern geblättert. Auch bin ich ein großer Fan von Autos und Filmen aus dieser Zeit.
Manche Leute sammeln Handtaschen, du hast eine besondere Vorliebe für Stühle. Warum?
Stimmt, wir haben so einige Stühle hier… Ich mag unseren Stühle-Mix (Bertoia, Panton Chairs, Vitra Standard Chair von Jean Prouvé, Wassily Armchair von Knoll, Thonet Freischwinger und S 661) sehr. Die beiden weißen Panton Chairs hatte mein Freund schon als wir uns kennengelernt haben, und alle anderen Stühle habe ich ganz bewusst ausgewählt. Sie harmonieren sehr gut miteinander. Sie sind alle zeitlose Designklassiker für mich, die auch neben den anderen ihre Präsenz nicht verlieren. Auch einzeln stelle ich ab und zu einen Stuhl einfach in den Raum oder lege einen schönen Stapel Bücher darauf ab. Ganz wichtig ist mir aber auch dabei, dass man auf jedem Stuhl bequem sitzen kann.
Wir hatten tatsächlich noch vier weitere Stühle (Eames Fiberglas-Stühle aus den 60ern), die wir vor kurzem bei Ebay-Kleinanzeigen verkauft haben. Ich finde, man muss sich manchmal auch von Dingen trennen können, die farblich vielleicht doch nicht mehr zum Gesamtkonzept passen. Also, es dürfen gerne noch 1-2 weitere Stühle bei uns einziehen.
Wir haben hier übrigens auch eine ganz große Lampenliebe…
Weitere Isamu Noguchi Akari-Lampen kommen dieses Jahr noch dazu.
Wie man unschwer erkennen kann, liebst du Designklassiker, scheust aber auch nicht davor, ein paar funky Stücke in deinem Zuhause zu integrieren Hast du Tipps, wie man neue oder besondere Möbel mit Designklassikern kombinieren kann?
Ehrlicherweise kombiniere ich auch viel nach Bauchgefühl. Pastelltöne oder schwarz passen sehr gut zusammen mit Holz. Das ist immer ein schöner ästhetischer Kontrast für mich. Ein neues Teil bekommt dann eine schöne Bühne und darf sich dann als Eyecatcher abheben. Die Möbel dürfen nicht miteinander konkurrieren, also förmlich um Aufmerksamkeit buhlen. Es soll sich alles Neue einfügen und dabei aber nicht untergehen. Und ganz wichtig: die Wohnung darf nicht überladen werden mit nur Designklassikern.
Und ich mag es, teure Möbel mit günstigeren Möbeln unerwartet zu kombinieren. Die Kunst ist es dabei alles so zu arrangieren, dass jedes Teil so aussieht, als ob es etwas Besonderes ist und nicht „von der Stange“. Was ich auch sehr gerne und regelmäßig mache ist das Umdekorieren und Umstellen von Möbeln. Da kann man sich wirklich auch trauen und neue Perspektiven einfach mal ausprobieren.
Hast du ein ausgesprochenes Lieblingsmöbel? Und gibt es ein Designobjekt, mit welchem du schon länger liebäugelst, das aber bisher noch nicht bei dir eingezogen ist?
Hm, ich liebe unsere zwei olivenbraunen Vintage Mushroom Lampen aus den 60er/ 70er Jahren. Ich glaube sogar, dass ich mit den beiden Lampen einen kleinen Insta Hype mit ausgelöst habe. Zumindest kommt mir das so vor, wenn ich mehrmals am Tag danach gefragt werde, wo man diese Lampen kaufen kann. Ich wurde sogar von einer Bekannten darauf hingewiesen, dass Leute auf Ebay-Kleinanzeigen mit Suchanzeigen unsere Lampen suchen.
Oh, mein Wunschzettel ist gar nicht so lang… hahaaa
Da wären z.B. eine weitere Artemide-Lampe, der Antony Chair von Jean Prouvé, der ZigZag Stuhl von Cassina oder ein Holzregal von Paul Frankl.
Und wenn wir schon mal dabei sind: Wir brauchen noch dringender ein schönes neues Bett, am liebsten mit Stauraum und einen gut geschnittenen Kleiderschrank.
Wo verbringst du in deinem Zuhause am liebsten Zeit?
Am liebsten liege ich auf unserem HAY-Sofa. Oder fläze auf dem Gubi Pacha Sessel von Pierre Paulin. Wir sind große Netflix-Fans und verbringen oftmals ganze Staffeln lang Zeit vor dem Fernseher. Übrigens ein ganz einfacher Fernseher mit eher kleineren Bildschirm. Das reicht uns völlig aus. Und auch aus Platzgründen wird sich daran in nächster wohl auch nichts ändern.
Was darf für dich in deinem Apartment auf keinen Fall fehlen?
Holzmöbel. Das können verschiedene Holzarten sein, die aber farblich nicht miteinander konkurrieren dürfen. Eiche und Teak z.B. harmonieren perfekt für mich. Das verleiht dem Zuhause Wärme und Gemütlichkeit.
Auch Teppiche im Wohn- und Essbereich. Und Lampen! Ich liebe es, verschiedene Lampen-Stile in der Wohnung dekorativ zu verteilen. Dabei muss auch gar nicht jede einzelne abends leuchten. Sie sind für mich fast schon kleine Kunstwerke.
Apropos Kunstwerke: ein bisschen Kunst gehört für mich auch in eine stilvoll eingerichtete Wohnung. Ein besonderes Stück wie eine Skulptur oder ein Bild. Etwas, das man vielleicht sogar selbst kreiert hat. Ich habe vor kurzem die abstrakte Kunst für mich wiederentdeckt und male meine eigenen Bilder mit Acryl- Farben. Alles in allem sollte sich eine Wohnung durch Individualität auszeichnen. Ein eigener Stil, der mit den Jahren gewachsen und nicht austauschbar ist.
Ich persönlich mag Wohnungen nicht, in denen teure Möbel stehen, weil diese gerade im Trend sind, aber keine Gemütlichkeit oder eine persönliche Note ausstrahlen. Instagram ist für Inspirationen perfekt, doch einen eigenen Stil für sich zu finden braucht manchmal einfach auch ein bisschen Zeit. Und besser einmal auf Spontan- Käufe verzichten und dafür für ein zeitloses Wunschprodukt eine Zeit sparen, um es dann auch ganz besonders Wert zu schätzen. Ein Produkt, von dem man sich auch nicht mehr so schnell trennen möchte und das immer ein besonderes Möbelstück bleiben wird.
Du bist als freiberufliche Fotografin viel unterwegs. Welche Rolle spielt Social Media beruflich für dich? Und (wie) beeinflusst es dich in deiner Ästhetik?
Social Media ist für mich schon seit einigen Jahren eine große Inspirationsquelle. Ich war dafür viel seltener auf Pinterest unterwegs. Bevor ich meinen Interior Account gestartet habe bin ich viel gereist und habe auch Reise-Fotos für Frauenmagazine produziert. Instagram ist für mich immer noch die beste Inspirationsquelle für Reiseziele und Geheimtipps. Auch habe ich auf Instagram viele Moods für meine Foto-Shootings gesammelt. Wie man sich unschwer denken kann verschmelze ich dann stundenlang mit dem Handy. Aktuell ist die Kombination aus Fashion mit/ohne Model im Interieur-Umfeld für mich die schönste Art mich fotografisch auszudrücken. Dabei versuche ich meine eigene Ästhetik mit in die Bildkomposition einzubringen.
Sonntag nachmittags findet man dich…
…immer und ausnahmslos mit Kaffee und Kuchen vor Netflix.
Danke liebe Özlem, dass du uns dein zauberhaftes, wandlungsfähiges Zuhause und deine Interior-Schätze gezeigt hast. Wer vom Stil der Hamburger Fotografin und Interior-Enthusiastin genauso begeistert ist wie wir, kann sie auf Instagram als @mia_loves_things und @miatakahara finden. Große Folgeempfehlung unsererseits.
Sämtliche Bildrechte: © MIA TAKAHARA
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