Was wäre der Sommer ohne Urlaubslektüre? Sehr trüb, zumindest für alle Leseratten. Wie es bei uns Tradition ist, haben wir deshalb auch in diesem Jahr wieder Buch- und Lesetipps für kleine und große Designfans im Gepäck.
Sommerlektüre 2023: unsere Lesetipps aus den Sommerferien
Der Sommer in diesem Jahr zeigt, dass er auch Aprilwetter kann. Regen, Sonne, Hitze, Hagel, wo man auch Urlaub macht, kann man von mindestens einem Wetterphänomen überrascht werden. Eines lässt sich aber bei so ziemlich jedem Wetter tun: Lesen. Ob nach einer anstrengenden Bergwanderung in den Alpen, beim Sonnenbaden am eigenen Pool oder bei Regenwetter im schwedischen Schärengarten, mit einem guten Buch sind die Witterungsumstände um uns herum zweitrangig. Deshalb verraten wir, mit welchen Büchern wir uns die Sommerferien vertrieben haben. Mit dabei in unseren Lesetipps: Ein Fragebogen, ein Bilderbuch und ein Magazin. Unsere Sommerlektüre-Empfehlungen aus dem Vorjahr findet ihr im Übrigen hier.
Lesetipp 1 – Fragebogen Max Frisch: Wer nicht Frage der nicht gewinnt
Ein Ferienhaus wahlweise in Italien oder Frankreich, 4-15 gute Freunde und Bekannte und laue Abende, an denen man viel Zeit hat, Freundschaften zu vertiefen und sich besser kennenzulernen. Und dann spielt man doch meist zusammen Gesellschaftsspiele. Pictionary, Rommee und Konsorten in allen Ehren, aber wie wäre es zwischendurch einmal mit Fragen, die man sich selbst viel zu selten stellt? „Halten Sie sich für einen guten Freund?“ oder „Wie stellen sie sich Armut vor?“.
Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch hat in seinen Tagebüchern einen Fragenkatalog erstellt, der zusammengefasst als Fragebogen herausgegeben wird. Die Fragen sind sehr persönlich und brauchen Zeit für ihre Beantwortung. Und oft vielleicht auch Diskussionen, um den eigenen Standpunkt finden zu können. Niemand muss alle 314 Fragen beantworten, viel mehr verstehen wir sie als Anregungen zum Nachdenken. Man kann sie mit sich allein klären, oder aber in der Gruppe. Dadurch entstehen ehrliche und spannende Gespräche, die perfekt sind für Sommerabende.
Fragebogen Max Frisch, Büchergilde Gutenberg Frankfurt am Main, Wien und Zürich, 2018.
Lesetipp 2 – Little People, Big Dreams Zaha Hadid: Wegbereiterin in Farbe
Bilderbücher erzählen Geschichten und sind die Einstiegsdroge für zukünftige Bücherwürmer. Schön illustriert und mit leicht verständlicher Sprache öffnen sich Klein und Groß neue Welten, die die Fantasie anregen und Wissen als auch Wortschatz erweitern. Aus den mehr als 100 verschiedenen Held:innen der Buchserie Little People, Big Dreams haben wir uns für Zaha Hadid entschieden.
Die irakisch-britische Architektin entwarf schon als 7-jährige die Einrichtung für ihr Zimmer, wusste bereits mit 11, dass sie Architektin werden wollte und hat als erste Frau den renommierten Pritzker Preis für Architektur gewonnen. Bekannt wurde sie für ihre kurvigen Bauten, doch die Feuerwache auf dem Gelände von Vitra zeigt, dass sie sich auch auf Ecken und Kanten verstand. Das Buch gibt Kindern einen ersten kleinen Einblick in die Architektur Hadids und regt vielleicht das eine oder andere Kind zum Entwickeln eigener Pläne fürs Kinderzimmer an.
Maria Isabel Sanchez Vegara: Little people, big dreams Zaha Hadid, Insel Verlag Berlin, 2020.
Lesetipp 3 – Miguel Milá. A life in Design: Ode an den Entwerfer
Es gibt Dinge, die begeistern schon beim ersten Anblick. Weil ihnen eine Schönheit innewohnt, die sich nur schwer in Worte fassen lässt. Weil sie uns ganz irrational berühren. Oder weil sie auf perfekt ausbalancierte Weise Kurven und Geraden zusammenfügen. Weil Form und Funktion Hand in Hand gehen und nicht in Konkurrenz zueinanderstehen. Solche Objekte werden oft zu Klassikern. Der katalanische Designer Miguel Milá besitzt ein instinktives Gespür für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Natürlichkeit und industriellem Design.
Miguel Milá. A life in Design widmet sich dem inzwischen über 90-Jährigem und seinem Design-Oeuvre auf sehr wertschätzende und illustre Art und Weise, die dem Designer auch wirklich gerecht wird. Seine Entwürfe sind zeitlos, ebenso wie die Gestaltung des Buches. Auf 160 Seiten bekommt man einen Überblick über seine Arbeiten, von der Fliegenklatsche über den Kamin bis hin zu Cesta und Cestita Leuchte – inklusive Skizzen, technischen Zeichnungen und zahlreichen Fotografien. Ergänzt wird es durch kurze Texte zu den jeweiligen Produkten und eingeleitet durch eine Liebeserklärung an Katalanisches Design in Form eines Vorworts von Jasper Morrison.
Kiko Gaspar Quevedo: Miguel Milá. A Life in Design. Apartamento Publishing S.L. Barcelona. 2022. (engl.)
Lesetipp 4 – The Way We Play No.7: Ein Heft über Menschen und Orte
Durch Hochglanzmagazine zu blättern und darin schöne Menschen in schöner Kleidung in noch schönerer Umgebung zu betrachten gehört zum Sommer wie Eisflecken auf dem T-Shirt. Man kann den Stars und Sternchen in der Gala folgen, sich durch 30 Seiten Werbung für sündhaft teure Taschen in der Vogue kämpfen, bevor auch nur das Inhaltsverzeichnis zu finden ist – oder man entscheidet sich für ein Magazin wie The Way We Play aus Schweden, welches Mode, Familie, Interior und Rezepte in einem Layout mit warmer Coolness, auf die man sich vor allem im Norden so gut zu verstehen scheint, zu einem Heft bindet, das man nicht nur einmal sondern sicher ein halbes Dutzend mal durchblättern wird.
Ausgangspunkt des Magazins sind die Homestorys vom gleichnamigen Blogzine. The Way We Play No.7 legt den Fokus auf Mütter, die Künstlerin, Unternehmerin, Influencer o.ä. sind und mit Kreativität und Stilsicherheit (und gesundem Budget, das sollte nicht unerwähnt bleiben) Räume schaffen, die wirklich zeigenswert sind. Außerdem gibt es Mode- und Fotostrecken für Mutter und Kind sowie Rezepte für sommerlichen Nachtisch. Perfekte Sommerlektüre für die Strandliege und später zum immer wieder drin Blättern, einfach weil man in diesem Heft immer wieder etwas Neues entdecken kann.
The Way We Play Magazin No. 7. Stockholm. 2023. (engl.)
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